Eines werden wir mal gleich gar nicht versuchen, nämlich in irgendeiner Form künstliche Spannung in diesen Bericht zu pumpen. Diese Partie war vieles, aber eines war sie ganz sicher so gut wie nie: spannend! Es sei denn, man hat sich ständig zitternd gefragt, wie hoch es denn nun ausgehen mag in diesem Spiel, in dem fast nur eine Mannschaft spielte: der SC Victoria.
Zwei Spieler stachen dabei besonders heraus, nämlich Stephan Breitkopf für BU und Aytac Erman für die Gäste. Ersterer war der einzige Akteur der Gastgeber, welcher sich mit aller Macht Vicky entgegenstellte, oder besser: entgegenhechtete. Er vereitelte insgesamt 5 hundertprozentige Möglichkeiten und war an allen Gegentreffern absolut schuldlos.
Auf der anderen Seite Erman: dribbelstark, wendig – und heute richtig effektiv. Gleich nach zwölf Minuten schlug er zu, als Malte Stüve überraschend eine Flanke von Stephan Rahn durchrutschen ließ und er blitzschnell Breitkopf den Ball durch die Beine knallte. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit war er an einer Kombination über links beteiligt, die Rahn zum Abschluss mit Freude über die Linie grätschte. Und noch kürzer vor der Halbzeit kombinierte Vicky ebenso wunderbar über die andere Seite und Erman schloß kühl überlegt zum 0:3 ab. BU hatte nur nach dem 0:1 kurz mal mitgespielt und richtig dagegen gehalten. Sebastian Möller-Riepe war in dieser Phase Dreh- und Angelpunkt des Spiels, doch drehte und angelte er bald wieder im Trüben, da Vicky sich blitzschnell fing.
Erman machte auch nach dem Seitenwechsel weiter mit seiner feinen Show, umspielte den heute völlig neben den Schuhen stehenden Hendrick Bödecker lässig aus der Hüfte und vollendete zum 0:4. BU kam aber im hitziger werdenden Spiel (siehe "Nachspiel") unerwartet noch einmal zurück, so weit diese Begrifflichkeit hier passt. Markus Hasenpusch machte mit schöner Einzelleistung das 1:4 und die Gäste nahmen sich eine extrem unkonzentrierte Phase. Hasenpusch (68.), Philipp Stamer (72.) und Faik Algan (74.) machten jedoch nichts aus ihren Hochkarätern. Vicky merkte wiederum, dass es unnötig war, sich jetzt so gehen zu lassen, zog das Tempo wieder an und kam zum kuriosen fünften Tor. Einen Rückpass drosch Florian Ludewig weit ins Feld zurück und erreichte Sezgin Akgül, welcher seinen Alleingang erfolgreich abschloss. Danach spielte Vicky wieder Katz und Maus mit BU, versäumte aber das halbe Dutzend.
Fazit: Auch in der Höhe absolut verdienter Sieg des Meisters. Bei BU überzeugte einzig der Torwart, bei Vicky so gut wie alle, im Besonderen die glänzend aufgelegte Offensivabteilung. In dieser Form ist der SC Victoria ein ganz heißer Kandidat auf den Titel-Hattrick.
Nachspiel: Faik Algan war, ebenso wie sein Vater Behcet Algan, extrem sauer auf Bert Ehm. Im Spiel sollen gegen Faik Algan die Worte „Scheiß Türke“ von Ehm gefallen sein. Bert Ehm stellte den Ablauf anders dar (siehe „Stimmen“) und entschuldigte sich bei Algan wie auch bei seinem Vater. Beide nahmen die Entschuldigung jedoch in ihrer Erregung nicht an.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): In der ersten Halbzeit haben wir guten Fußball gespielt und uns die Tore verdient. In der zweiten Halbzeit sind wir dann nach dem 4:0 für eine Phase eingebrochen. Das habe ich nicht verstanden. Wir hatten da 10-15 Minuten, wo wir ganz schlecht ausgesehen haben in der Abwehr. Insgesamt denke ich aber, der Sieg war hochverdient. Die Szene mit Algan war so, dass ich nicht „Scheiß Türke“ zu ihm gesagt habe. Er hat zu mir gesagt „Mach mal das Auge auf“ und auf meinen Augenfehler angespielt. Darauf sagte ich „Du bist doch der hässlichste Türke, der hier herumläuft“. Es tut mir leid, dass mir das herausgerutscht ist. Es war ein Fehler von mir und ich habe ihn um Entschuldigung gebeten. Allerdings hat er mich auch provoziert.
Peter Martens (Trainer Barmbek-Uhlenhorst): Unsere erste Halbzeit war absolut enttäuschend. Da gibt es nichts schönzureden. Wir waren ohne jede Chance. In der zweiten Halbzeit war das charakterlich in Ordnung. Wir haben dagegen gehalten und einiges probiert, hatten sogar ein paar Hochkaräter, aber der SC Victoria natürlich auch. Es war ein absolut verdienter Sieg für Vicky. Was Faik Algan angeht, so sind Emotionen im Spiel und als Trainer ist man natürlich an der Linie aufgeregt, aber solche Äußerungen sollten von draußen nicht rein gerufen werden. Bert war ganz klar verantwortlich für die sieben Minuten danach, wo es richtig auf die Socken gab und wo Faik kurz vorm Platzverweis stand. Er hat es geschafft, ihn soweit zu provozieren, dass er diese Spielweise an den Tag gelegt hat und so was macht man natürlich nicht. Aber Bert hat sich entschuldigt und damit sollte die Sache auch gegessen sein.
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