16.11.2008 Schon mal besser gefroren von Mirko Schneider
USC Paloma – TSV Buchholz 08 0:0
USC Paloma: Möller – Savelsberg, Engl, Francke, Osinski – Jovic, Gottschalk – Harwardt (70. Sülün), Hamurcu – Weidlich (80. Metin) – Illmer (75. Akyol) TSV Buchholz 08: H. Titze – Kettner, A. Bowmann, Gege, Grühn – S. Titze, Prielipp (72. Siemes) – Suyer, Tuncay, Gillich (81. Meyer) – Mathies (57. Künkel) Tore: Fehlanzeige Schiedsrichter: Sandra Pansch (Ahrensburger TSV) – pfiff fast fehlerlos, war dabei angenehm unauffällig. Den Elfmeter nicht zu geben war vertretbar. Musste sich bei der äußerst umstrittenen Abseitsentscheidung auf ihren Assistenten an der Linie verlassen. Bot insgesamt eine gute Leistung. Beste Spieler: die kaum geforderten Defensivreihen auf beiden Seiten Zuschauer: 222
Beginnen wir diesen Bericht doch gleich mal mit einer packenden Torszene. Gerade zwölf Minuten gespielt, Freistoß für Buchholz von der rechten Seite. Arne Gillich schnappt sich die Kugel und zirkelt sie wunderbar in den Strafraum. Kopfballverlängerung an den langen Pfosten, den der Ball auch tuschiert, Baris Tuncay ist in der Nähe, kommt um Haaresbreite zu spät. Aber sie ist noch nicht vorbei, diese irre, diese überwältigende Szene. Ein Palomate schießt beim Versuch der Rettung einen Buchholzer an den Allerwertesten, der Ball prallt zu Tuncay, der aus sechs Metern frei halblinks vor Patrick Möller steht. Er lässt den Ball aufprallen, dann zieht er ab, die Brucknerstraße hält kollektiv den Atem an…vorbei!
Und, und, na ja, hüstel…das war es schon in Halbzeit Eins! So ungemein gefährlich wie beschrieben war diese Szene gar nicht, die Standards von Gillich waren ansonsten wirklich schlecht und um es kurz zu machen: das Spiel auch. Positiv hervorzuheben ist, dass alle Spieler Einsatz zeigten und die Defensivreihen ganz gut standen. Allerdings ist dies bei einem Match, in dem der Ball nach drei Ballkontakten in der Regel beim Gegner landet und meist mit viel Optimismus nach vorne gebolzt wird, auch nicht allzu schwer.
In der zweiten Hälfte besserte sich wenig, allerdings ereignete sich etwas mehr Erwähnenswertes, darunter zwei umstrittene Schiedsrichterentscheidungen. Die Erste davon in der 53. Minute. Oliver Engl hielt den in Palomas Strafraum eingedrungenen Philip Mathies, aber Schiedsrichterin Sandra Pansch entschied in dieser schwierig zu beurteilenden Szene auf Weiterspielen.
Bald darauf bekam Lukas Kettner dann eine deutliche Anweisung. Als der Ball ins Aus gehüpft war, holte ein weiblicher Fan der Buchholzer freundlicherweise das Spielgerät. Solche Dienste gibt es aber nicht umsonst, dafür erwartet man was. In diesem Fall lautete die resolute Ansage: „Mensch, Lukas! Jetzt macht doch mal was!“ Kettner schien seine Mitspieler umgehend informiert zu haben, denn drei Minuten später vergab Hakan Suyer im Strafraum der Tauben nur knapp (61.).
Doch dann gaben die sangesfreudigen Gästefans das falsche Signal, in dem sie im nächsten Sprechchor den einsetzenden Nieselregen mit der normativen Kraft des Faktischen beschrieben: „Es regnet, es regnet, es regnet….ES REGNET!“ Das war zwar freudig vorgetragen, trübte aber anscheinend die Stimmung der Roten, während es bei den Blauen dabei blieb, dass vorne sowieso nichts ging. Das änderte sich auch in der Schlussphase nur unmerklich, denn der eingewechselte Baris Sülün schoss den Ball aus guter Position gar ins Seitenaus (82.) und lenkte einen guten Pass von Przemek Osinski weit über das Gehäuse (86.).
Es lief also alles auf ein torloses Unentschieden hinaus, was sich bestimmt auch Alexander Bowmann dachte, als er mit dem Einsetzen der Nachspielzeit einen der unzähligen langen Pässe nach vorne schlug. Seltsamerweise blieb die gesamte Viererkette der Palomaten stehen, Stephan Siemes stürmte zum Ball, Patrick Möller kam raus, doch Siemes überlupfte ihn – exakt in dem Moment, als sich die Fahne von Peter Kohlert an der Linie vorsichtig hob. Schiedsrichterin Pansch pfiff ab und der Ball beantwortete die spannende Frage, wo er landen würde, auf seine eigene, für Buchholz hämische Weise. Er ditschte an den linken Pfosten, von da an die Latte, sprang einen Meter vor die Linie und kullerte auf Grund des Effets geruhsam ins Netz.
Die fragwürdige Aberkennung des Treffers stachelte die Nordheider noch mal an. Stephan Siemes spielte über links einen feinen Doppelpass mit Julian Künkel, flankte an den langen Pfosten und Hakan Suyer, der den Ball nur noch verwerten musste, trat drüber (90+3). Letzte Chance…vorbei…0:0!
Fazit: Bis auf das aberkannte Billardtor und die sehr herzliche Pressekonferenz gibt es kaum Gründe, die Begegnung länger in Erinnerung zu halten. Das 0:0 in diesem schwachen Oberliga-Hamburg-Spiel war letztlich gerecht.
Stimmen:
Thomas Titze (Trainer TSV Buchholz 08): Richtig zufrieden bin ich nicht mit dem Ergebnis. Ich weiß, es ist sehr schwer hier zu gewinnen am Sonntagmorgen. Da ist oft das erste Tor entscheidend. Wir hätten es durch einen Elfer erzielen können. Das war ein klarer Elfmeter aus meiner Sicht. Die erste Halbzeit war ausgeglichen, da hatten wir ein Fünkchen mehr die Chance auf das Tor wegen dem Pfostenschuss. In der zweiten Halbzeit haben wir ein reguläres Tor erzielt. Das war hundertprozentig kein Abseits. Da würde ich Haus und Hof drauf verwetten, aber gut, nun ist es vorbei und ich will mich nicht beschweren. Wir haben nicht verloren und kein Tor gekriegt. Das ist okay, doch hier war vielleicht etwas mehr drin. Somit bin ich mit der Mannschaft zufrieden, es war okay was sie hier auf Grand geliefert hat, aber mit dem Ergebnis nicht ganz.
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): (die ersten zwei Sätze schmunzelnd): Verwette nicht so viel, so viel kann ich ja gar nicht nach Hause tragen. Das war natürlich kein Tor, sonst hätte sie es ja gegeben und war natürlich auch kein Elfmeter. Das sind für mich Situationen, die wir auch hatten, zum Beispiel gegen Norderstedt und gegen Niendorf. Du hast Dich aber auch nicht beschwert, das finde ich gut. Zum Spiel: Das war ein `völlig-okay 0:0-Spiel`. Wir haben aus dem Spiel heraus nicht viel zugelassen, außer in den letzten Minuten. Das ist, wenn du auf einem Abstiegsplatz stehst ganz, ganz wichtig. Das Schöne ist, dass wir das seit ein paar Jahren kennen. Wir können damit umgehen. Man darf nicht durchdrehen und so tun, als wenn man hier die nächsten fünf Spiele gewinnen kann. Man muss sich erstmal in die Form spielen, dass man Spiele gewinnt. Dafür war das heute ein wichtiger Schritt. Leider hatten wir nicht so viele Torchancen. Hinten haben wir es gut gemacht, vorne nicht so gut, auch bei den Standards. Bei Buchholz war es genauso.
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