Im Mai 2005 trafen Niendorf und Billstedt zum letzten Mal in Hamburgs höchster Spielklasse aufeinander, und das Spiel endete 4:2 für die Gastgeber. Torschützen für Niendorf waren Marcus Scholz (1) und Carsten Wittiber (3). Auch an diesem Tag gaben beide für ihren Verein alles – nun allerdings als Manager. Doch selbst mit ein wenig Abstand zum direkten Spielgeschehen, muss es beiden ziemlich in den Füßen gekribbelt haben, denn der Spielverlauf an diesem verregneten Sonntagnachmittag wirkte nicht gerade nervenberuhigend.
Wer die Niendorfer Mannschaft vor sieben Tagen in Halstenbek gesehen hatte, fühlte sich zu Spielbeginn sogleich daran erinnert. Niendorf spielte wiederum beherzt und mit genügend Selbstvertrauen und hatte wie auch schon in Halstenbek in den Anfangminuten Torchancen – mit dem Unterschied, dass die Segner-Truppe in dieser Partie sogleich zuschlug und durch Ata Yamrali früh in Führung gehen konnte (5.). Und da den Gastgebern diese Führung zu gefallen schien, versuchten sie auch gleich nachzulegen. Nur sechs Minuten später scheiterten gleich mehrere Niendorfer vor dem Billstedter Tor – auch Jonas Schwenke brachte das Leder nicht über die Linie (11.).
Natürlich rächt es sich oft, wenn man es versäumt eine Führung auszubauen, und die Gäste warteten damit nicht lange. Da beim Aufsteiger aus dem Spiel heraus zunächst nicht viel gelang, musste eine Standardsituation für den Ausgleich sorgen. Der stets gefährliche Matthias Juckel war mit dem Kopf zur Stelle (17.). Nun versäumten es hingegen die Billstedter ihren Schwung für weitere Torerfolge zu nutzen. Jamal Umoru nach Vorarbeit von Juckel verpasste diese Möglichkeit (20.). Wenige Minuten vor dem Pausenpfiff wurde das Spiel dann aber doch gedreht. Oswaldo Carrion Gaona hatte nach einem schnellen Gegenzug unglaublich viel Platz auf der rechten Außenbahn, und er bediente Juckel, welcher sich mit seinem zweiten Tor und der 2:1-Gästeführung bedankte. Dies war auch der Halbzeitstand.
Nachdem sich nach einem heftigen Regenschauer die ersten Zuschauer wieder in Richtung Fußballplatz orientiert hatten, durfte man gespannt sein wie die Gastgeber den Pausentee – aber vor allen Dingen die beiden Gegentore – verkraftet hatten. Das Chancenplus hatten zunächst die Gäste. Tim Sobek rutschte zwar in aussichtreicher Position auf dem nassen Rasen weg – schaffte es aber blitzschnell wieder auf den Beinen zu stehen. Sein Torschuss wurde aber mit viel Einsatz abgewehrt (61.).
Mitte der zweiten Hälfte wurde der TSV immer offensiver – begünstigt auch durch die Einwechslung von Sven Weißner, der weiteren Schwung in das Offensivspiel brachte. Ole Natusch war auf Niendorfer Seite der Erste, der den Torschrei fast auf den Lippen hatte. Sein Einsatz in der 69. Minute blieb aber zunächst unbelohnt. Unbelohnt blieben auch die Zurufe von Billstedt-Coach Alexander Schäfke, der zu spüren schien, dass das Spiel in eine für ihn ungewollte Richtung kippen könnte. Zwar hatte seine Mannschaft noch eine Großchance zur vermeintlichen Vorentscheidung (Juckel, 75.), doch darauf folgend versuchten die Niendorfer wirklich alles ihren Heimfluch (noch ohne Heimsieg) zu vertreiben. Erst scheiterte Natusch nach Vorarbeit von Weißner (86.), doch zwei Minuten später erzielte dieses Duo den verdienten 2:2-Ausgleich – allerdings in vertauschten Rollen. So bediente Natusch seinen Mitspieler Weißner beispielhaft, und beispielhaft war auch der anschließende Jubel. Den „Murmeltiereffekt“ (keines der bisherigen acht Heimspiele gewonnen) konnte man jedoch nicht abschütteln, so dass sich der Niendorfer TSV wiederum keine Luft im Abstiegskampf verschaffen konnte.
Stimmen:
Alexander Schäfke (Trainer SC Vorwärts-Wacker Billstedt): Als unser Gegner in der zweiten Hälfte immer mehr auf seine Offensive setzte und entsprechend umstellte, lief bei uns gar nichts mehr. So war es nur noch eine Frage der Zeit bis das 2:2 fallen würde. Der Zeitpunkt war unglücklich, aber am Ende bin ich trotzdem froh, dass wir hier einen Punkt geholt haben. Leider haben wir es vorher verpasst das dritte Tor zu erzielen. Wichtig ist und bleibt, dass wir mindestens 14. werden.
Carrel Segner (Trainer Niendorfer TSV): Auch heute habe ich keinen wirklichen Unterschied zwischen uns und dem Gegner gesehen. Was aber allein zählt, sind natürlich die Punkte, und dieses Remis hilft uns in der Tabelle nicht wirklich weiter. Und trotzdem denke ich, dass meine Mannschaft genügend aus diesem Spiel mitnimmt. Nach dem Rückstand ließen sie zwar ein wenig die Köpfe hängen, aber sie haben sich nie aufgegeben. Mit viel Moral haben die Spieler das Remis regelrecht erzwungen.
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