Buchholz' Trainer Thomas Titze hatte gehofft. Gehofft darauf, dass der Platz in Bergedorf unbespielbar sein und das Auswärtsspiel bei den Elstern somit ausfallen würde. Mit Steffen Prielipp und Hakan Suyer fehlten Titze nämlich gleich zwei Stammkräfte aus beruflichen/privaten Gründen. "Und es versteht sicherlich jeder, dass ich hier mit der besten Besetzung antreten möchte", sagte Titze noch vor dem Spiel.
Nach dem Ende sah das ganz anders aus. Keine Spur mehr von Bedauern über das doch stattgefundene Spiel, oder die vermissten Spieler. Stattdessen wieder Buchholzer Zurückhaltung aus Titzes Munde: "Ein rundum schöner Tag vom Ergebnis her.Wir können mit dem Ergebnis gut leben und wollen nicht durchdrehen."
Wer will denn gleich durchdrehen? Nein, hier muss mal klar gesagt werden, dass Buchholz über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft war und insgesamt wenig Bergedorfer Möglichkeiten zuließ. Zwei richtige Torchancen waren es am Ende - die erste Schlug gleich ein. Während sich beide Teams im ersten Durchgang relativ neutralisierten - und nur Buchholz durch Stephan Siemes eine gute Möglichkeit hatte, die aber Bergedorfs Keeper Mirco Langen parierte (12.) - wurde die zweite Halbzeit interessanter. Ein Einwurf war Ausgangspunkt für das überraschende 1:0 für die Gastgeber. Schiedsrichter-Assistent Oliver Schmidt entschied auf Einwurf für Bergedorf, das führte zu Unmut bei den Buchholzern, denn die hatten die Situation genau andersherum gesehen. Über zwei, drei Stationen gelangte der Ball zu Matthias Reincke, und der hat ja bekanntlich einen guten Schuss. Zack - die Führung für die Elstern. Titze ärgerte sich zwar über die - seiner Meinung nach - Fehlentscheidung, gab aber auch zu, dass seine Mannschaft durchaus noch die Möglichkeit gehabt hatte, den Gegner vom Ball zu trennen.
Doch nach der 85er Führung drehte Buchholz auf, Bergedorf gab das Spiel doch noch aus der Hand. Erst scheiterte Arne Gillich an Keeper Mirco Langen, dann gab es Elfmeter für den TSV - nach zwei Entscheidungen gegen einen etwaigen Buchholzer Strafstoß, zeigte Schiedsrichter Markus Eschner im "dritten Versuch" auf den Punkt. Julian Künkel war im 16er gelegt worden, Arne Gillich nahm sich den Ball. Und schoss an den Außenpfosten!
Natürlich Fassungslosigkeit beim Buchholzer Anhang und den Spielern. "Ich glaube das war sein erster Elfmeter, den er verschossen hat", so Thomas Titze später. Das Spiel wurde jetzt hitziger und beide Trainer versuchten beruhigend auf ihre Mannschaft einzuwirken. Eine Therapie-Maßnahme auf TSV-Seite: "Ich nehm dich gleich runter wenn du nicht ruhig bist", so Thomas Titze zu Sohn Henrik, der sich im Tor lautstark beschwerte während Stephan Siemes wenig später auf der anderen Seite über das Tor schoss. Es war zum Verzweifeln!
Als schon niemand mehr mit einem Tor rechnete, passierte es doch noch: Ein Freistoß von der linken Seite gelangte nach rechts Außen, Julian Künkel drosch das Leder wie einen Strich in den Strafraum und Innenverteidiger Alexander Bowmann war mir der Hacke (!) zur Stelle. Das Unmögliche schien noch möglich gemacht worden zu sein und dieser Treffer zum 1:1 war nicht nur sehenswert, er war auch noch verdient. Doch es ging noch weiter: Buchholz war sogar dran das Spiel noch zu gewinnen, aber 85-Verteidiger Jan Savelsberg rettete in der Nachspielzeit einen Punkt, als er kurz vor der Linie für seinen schon geschlagenen Torhüter klärte.
Erwähnenswert war auf Bergedorfer Seite nur noch der Platzverweis für "Matte" Reincke kurz nach dem Ausgleich. Er hatte den Ball weggeschlagen und war dabei von Assistent Schmidt beobachtet worden. Der teilte es seinem "Chef" mit, der Reincke dafür Gelb zeigte. "Das war sehr unauffällig", sagte Bergedorf-Manager Rüdiger Schwarz ironisch über den folgenden Applaus von Reincke für die Gelbe Karte. Das bedeutete wiederum gleich die zweite Gelbe Karte hinterher und damit Gelb-Rot. Reinckes Platzverweis wirkte sich allerdings nicht mehr negativ aus ...
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