30.11.2003 VfL 93 unterliegt Buxtehude 1:4 von Andre Matz
VfL 93 – Buxtehuder SV 1:4 (1:1)
VfL 93: Holtz – L.Saliuku, Stepart, Henricy, Plack – Ergün, Aksu, A.Saliuku (ab 76. Galica), Marcinkiewicz – Dulak, Maxhuni Buxtehuder SV: Crüger – Behnke, Schulenburg, Nitschke – Wülfken, Graap, Sander (ab 87. Reichenbach), Bode (ab 78. Bösch), Meyer – Grobitzsch (ab 80. Greco), Aichaoui Tore: 0:1 Bode (20.), 1:1 Dulak (37.), 1:2 Aichaoui (55.), 1:3 Aichaoui (63.) 1:4 Aichaoui (89.) Gelb-rote Karte: Ergün (63., VFL 93, Meckern) Schiedsrichter: Bandt (ETV) Beste Spieler: hier würde u.a. auch Ergün stehen, doch seine Unbeherrschtheit reißt so etwas immer wieder raus, Marcinkiewicz – Aichaoui, Nitschke Zuschauer: 220
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Neun Punkte aus vier Spielen sollten es sein. Nun sind es bisher nur drei Punkte aus drei Spielen. VfL-Trainer Frank Hüllmann hatte angekündigt, dass er seinen Platz als Trainer freimachen würde, sollte die Mannschaft dieses Ultimatum nicht umsetzen können.
Genau dieser Umstand ist nun eingetreten. Obwohl es am Ende 1:4 hieß, war Buxtehude gar nicht so überlegen, wie es das Ergebnis scheinen lässt. Der VfL bemühte sich darum, Thomas Bode und Frank Grobitzsch weitestgehend auszuschalten. Bei Goalgetter Grobitzsch gelang das mehr oder minder schmerzlos, Bode hingegen wurde das eine oder andere Mal doch recht hart bearbeitet. Er selbst ist aber auch kein Unschuldslamm und provoziert gern mal seine Gegenspieler. Zum Beispiel indem er einen Ball, der schon lange abgepfiffen ist, immer noch sperrt, damit der Freistoß nicht ausgeführt werden kann.
Der VfL startete gut ins Spiel, Arben Saliuku stand in der 10. Minute mit einem Mal frei vor BSV-Keeper Björn Crüger, hatte dann aber nicht mehr die Kraft platziert zu schießen. So kullerte der Ball fast am linken Pfosten vorbei. Dagegen der BSV mit der Führung: Thomas Bode erzielte in der 20. Minute seinen 13ten Saisontreffer. Einen Pass von Frank Grobitzsch nahm er auf, ließ Luan Saliuku alt aussehen, verlud dann Keeper Benjamin Holtz, um dann aus spitzem Winkel einzuschieben. Da kam selbst Björn Henricys Rettungseinsatz zu spät. Zwei Minuten später hätte es einfach 0:2 heißen müssen. Anis Aichaoui, heute Sturmpartner von "Grobi", köpfte einen Ball an den Pfosten, das Spielgerät prallte zurück zu ihm und im "Nachkopfball" aus ca. drei Metern reagierte Benjamin Holtz glänzend. Allerdings wehrte er den Ball direkt zu Frank Grobitzsch ab, der nur noch einzuschieben brauchte. Warum auch immer Grobitzsch nicht abzog, er zögerte einen Moment zu lange und so konnte sich Holtz erneut in den Schuss werfen, und so die Gefahr bannen. Was für eine Szene ! Erst schien es, als würde sich der VfL nun seinem Schicksal ergeben, doch die Mannschaft von Trainer Frank Hüllmann steckte nicht auf. Martin Marcinkiewicz wurde in der 30. Minute elfmeterreif am Schuss behindert, doch ein Pfiff von Schiri Bandt blieb aus. Ebenso wie zwei Minuten später: Arben Saliuku lief über links an der Torauslinie auf das Tor zu, verfolgt von Aichaoui. Den Pass in die Mitte konnte Saliuku nicht mehr spielen, statt dessen fiel er und der Ball rollte ins Toraus. Der VfL-Spieler reklamierte, dass ihm in die Hacken getreten worden sei, doch abermals entschied Bandt zugunsten der Buxtehuder. Das war zwar kein "Muß-Elfmeter", doch hier hätte Bandt durchaus auch auf Strafstoß entscheiden können. Doch dann das erlösende 1:1 aus VfL-Sicht. Einen Eckball verlängerte Selim Aksu per Kopf in die Mitte. Dort schaltete Taner Dulak in Torjägermanier am schnellsten und drückte den Ball unter die Latte. Mit diesem Stand ging es auch in die Pause.
Die Hälfte Zwei begann wie die erste. Arben Saliuku stand nach einem Solo-Lauf wieder vor Crüger, doch erneut war der Schuss zu schwach um den BSV-Schlussmann zu überwinden (48.). Der Anfang vom Ende aller VfL-Träume in der 55. Minute. Eine lange Flanke von Niki Nitschke kam genau auf den Kopf von Aichaoui. Gegenspieler Luan Saliuku fiel nur durch versuchtes Umstoßen auf, und konnte nicht verhindern, dass der harmlose Kopfball den Weg ins Tor fand. Und das ausgerechnet auch noch durch die Beine von Keeper Holtz. "Den muss ich einfach haben !", war der ansonsten fehlerlose Keeper unzufrieden mit sich selbst. In der 63. Minute ein Doppelschlag, fast wie die Faust ins Gesicht: Im Mittelkreis holte sich Aichaoui den Ball regelwidrig von Cem Ergün (die Pfeife blieb stumm), war im Folgenden durch drei weitere VfL'er nicht zu stoppen und schoss zum 1:3 ein. Cem Ergün beschwerte sich (zurecht), wohl aber zu heftig, denn Schiri Bandt zeigte dem Hitzkopf noch vor dem Wiederanstoß die Ampelkarte. Ergün entschuldigte sich beim Herausgehen zwar noch bei Hüllmann ("Tut mir leid"), doch seiner Mannschaft erwies er damit keinen Dienst. Kurz vor dem Schlusspfiff machte Aichaoui noch seinen Hattrick perfekt: Mit einem schönen Schuss in den Winkel machte er seinen dritten Treffer in Halbzeit Zwei, und wurde so zum Matchwinner.
Die meisten VfL-Spieler flüchteten nach dem Schlusspfiff schnell in die Kabine. Frank Hüllmann wollte allein sein und Benjamin Holtz verharrte noch minutenlang auf dem Rasen – mit Tränen in den Augen.
Quo vadis VfL ?! Tristesse total am Borgweg. Die zugezogenen Vorhänge an der Sprecherkabine, das düstere Nieselwetter, die Tränen des einen, das Löcher-Flicken des anderen, all das verbreitete eine "Endzeit-Stimmung" die an endgültige Aufgabe erinnert. Das ehemalige Hamburger Flagschiff "VfL 93" wird aufgegeben. Die zusammengewürfelte Truppe des ehemaligen Regionalligisten ist kaum als Mannschaft zu erkennen, nur wenige Spieler scheinen Leistung entsprechend der Klasse zu bringen, in der der VfL noch spielt. Noch ist der VfL nicht abgestiegen – aber was bleibt ? Gibt jeder Spieler wirklich immer alles ? Ja ? Oder liegt es daran, dass die einzelnen Typen nicht zusammenpassen oder zusammenpassen wollen ? Ist der Ausländeranteil zu hoch, wie manche vermuten ? Oder hat sich die Mannschaft einach schon selbst aufgegeben und geht nur noch halbherzig an die Sache "Nichtabstieg" (anstatt Titelfavorit) heran ? Will ein Luan Saliuku überhaupt noch wirklich ein Spiel gewinnen ? Den Anschein machte er nicht. Beim 1:2 sprang er nicht einmal mehr zum Kopfball hoch, er konzentriert sich mehr darauf, Nicklichkeiten zu verteilen. Er ist weit ab von der Idealform und –gewicht der letzten Saison. Kann Cem Ergün überhaupt Mannschaftssport spielen ? Ergün konnte abermals keine 90 Minuten durchspielen, weil er seine Beherrschung verlor. Bis zu seinem Platzverweis machte er zwar ein gutes Spiel, setzte sich ein und brachte seine Mitspieler gut in Szene. Doch was hilft es, wenn seine Mannschaft nie zu elft den Platz verlassen kann ? Warum ist Arben Saliuku, der zwar tolle Ansätze zeigt, vor dem Tor aber dann doch scheitert schon nach 70 Minuten platt ? Warum ist Taner Dulak, der immerhin Mannschaftskapitän ist, so still auf dem Platz ? Er hat viel zu wenig Einfluss auf seine Mitspieler. Es sind immer andere, die die Mitspieler anfeuern. Die Ersatzbank, die nur notdürftig aus drei Spielern bestandt, lässt auch keine Hoffnung auf Besserung. Ex-Profi Artur Maxhuni ballert zwar Tore fast wie am laufenden Band, feuert seine Mitspieler immer wieder an, dennoch kann er nicht so viele Tore schießen, wie die Hintermannschaft einfängt. Dazu kommt, dass Abwehrikone Lars Scheer schon seit Saisonbeginn fehlt. Björn Henricy, langjähriger VfL-Allrounder kann Scheer in der Abwehr kaum ersetzen und auch sein fassungsloses Meckern nach Fehlern und Gegentoren ist wenig ergiebig. Nur wenige Lichtblicke am VfL-Horizont: Torhüter Benjamin Holtz. Er nutzte die Verletzung von Stammkeeper Thomas Mierendorf und konnte sich in fast jedem Spiel empfehlen. Selim Aksu machte nicht nur gegen Buxtehude auf der rechten Seite ein gutes Spiel, und wird sicher in der kommenden Saison weiter auf Verbandsliganiveau spielen können. Neulinge wie Martin Marcinkiewicz (21) oder Ralf Stepart (22) machten immerhin noch einen Ansatz auf Hoffnung, und dürften im Laufe der Zeit auch reifen. Jan Witt, Sturmtank, ebenfalls langjährig beim VfL angeheuert, wird den Verein wohl ebenfalls verlassen. Er musste die Niederlage gegen Buxtehude ebenso machtlos vom Spielfeldrand verfolgen, wie VfL-Sponsor und –Spieler Raci Capaci. Beide sind verletzt. Sollte Hüllmann wirklich, wie angekündigt, zurücktreten, dann wird dem neuen Trainer viel Arbeit ins Haus stehen. Was vielen Zuschauern in dieser Saison nicht verborgen blieb, ist wahrscheinlich die größte Herausforderung: Aus den vielen Einzelspielern ein Team zu formen, das gemeinsam an einem Strang zieht. Das scheint es schon ganz lange Zeit am Borgweg nicht mehr zu geben.
Stimmen:
Wolfgang Nitschke (Trainer Buxtehuder SV): Das Spiel war sehr lange sehr umkämpft. Es war eine gute kämpferische Leistung vom VfL 93. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Das Ergebnis spiegelt nicht das wider, was sich hier 90 Minuten abgespielt hat. Wenn er Erste auf den Letzten trifft, dann hat der Erste immer einige Vorteile, man kennt das ja. Anis Aichaoui ist mit seinen drei Toren heute der Matchwinner. Mehr geht nicht. Er ist nicht mal Stammspieler bei uns, dafür war seine Leistung sehr erfreulich.
Frank Hüllmann (Trainer VfL 93): Frank Hüllmann rang nach dem Schlusspfiff nach Fassung, und stopfte im Regen mit seinen Schuhen die Löcher im Rasen, die das Spiel hinterlassen hatte. Er war zu keinem Statement bereit.
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