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28.02.2009
"Fußball ist ein Drecksgeschäft" von



Altona 93 FC – Hannover 96 II 0:3 (0:2)

Altona 93: Hinz – Ansorge, Warnick, Mandic, Brück – Richter (76. Becken), Siedschlag, Röhr (85. Schrödter), Nadler (64. Hoose) – Tunjic, Starck
Hannover 96 II: Jensen – Herrmann, Balogun, Hofmann, Bikmaz – Lala – Ernst (65. Moslehe), Yankov (57. Chahed), Hahne, Schmiedebach (83. Boachie) - Proschwitz
Tore: 0:1 Lala (44.), 0:2 Schmiedebach (45.), 0:3 Hahne (87.)
Rote Karte: Moslehe (89., Tätlichkeit, Hannover 96 II)
Schiedsrichter: Bandurski (SV Teutonia Überruhr): Der umsichtige Spielleiter aus Essen ließ angenehm viel laufen.
Beste Spieler: Röhr - Schmiedebach, Balogun, Lala
Zuschauer: 458

Thomas Seeliger, Altonas 43-jähriger Neu-Trainer, dürfte sich das anders vorgestellt haben. Da saß er nun, eine Viertelstunde nach Schlusspfiff, und lauschte den Worten von Andreas Bergmann. Jener Trainer der "Roten" hatte keine Erklärungsnot. Es ist leicht, über einen 3:0-Auswärtserfolg zu sprechen. Nicht einmal Nachfragen zur vollkommen unnötigen Roten Karte gegen den vormaligen Bergedorfer Ali Moslehe gefährdeten Bergmanns Gleichmut: "Ich habe Verständnis für Ali. Er hatte schließlich eine gute Trainingswoche. Aber Lala und Yankov brauchten Spielpraxis für den Profikader." Und Seeliger? Dem blieben die üblichen Parolen: Seine Mannschaft habe Potential, ja klar, schließlich war das "in den ersten Trainingstagen zu sehen." Die bittere Niederlage brachte immerhin die Erkenntnis, dass es in Altona nicht anders ist als überall sonst, wo Fußball gespielt wird, denn: "Es geht weiter." Oder anders gesagt: "Wer nicht absteigen will, muss den Kopf oben behalten." So muss das wohl sein, aber schöner wäre es für Seeliger und den überschaubaren 458-köpfigen Anhang gewesen, hätten die Geschehnisse auf dem seifigen, grün-braunen Untergrund ihm eine bessere Textvorgabe souffliert als solche Durchhalteparolen.

Altona brauchte gegen agile "96er" ein wenig, um ins Spiel zu kommen. Es entwickelte sich im Verlaufe der ersten Halbzeit ein Kampfspiel mit kaum nennenswerten Vorteilen für die offensiv eingestellten Gäste. Hannover kam bevorzugt über den flinken Manuel Schmiedebach vor das Altonaer Tor, der AFC wurde seinerseits vor allem durch schnelle Gegenstöße gefährlich und hatte durch Jürgen Tunjic eine "Hundertprozentige" auf dem Fuß: Der Kroate hatte nach Zuspiel von Philipp Röhr aus bester Position zwei Optionen, doch brachte er den Ball weder im Tor noch beim mitgelaufenen Sören Warnick unter (14.). Die beste Chance des ersten Durchgangs – bis Innenverteidiger Warnick mit seinem Fehlpass die Gäste zum Toreschießen einlud. Gedankenschnell kombinierte sich Schmiedebach per Doppelpass mit Nick Proschwitz vors Altonaer Tor, Hinz warf sich noch vehement in den Schuss, doch Altin Lala staubte zum 0:1 ab. "Eine Minute noch. Jetzt die Ordnung halten!" lautete das Kommando von Kapitän Andreas Brück. Doch die Schwarz-Weiß-Roten waren kurzzeitig völlig von der Rolle. Der nächste Fehlpass, das nächste Gegentor, 0:2. Nicht nur für Seeliger die entscheidende Szene des Spiels.

In der zweiten Halbzeit hatte Altona ein klares Übergewicht und auch ein paar brauchbare Chancen, doch letztlich geriet Hannover nicht mehr ernsthaft ins Wanken. Bei aller spielerischen Einfallslosigkeit, die auch den Platzverhältnissen geschuldet sein mochte, schimmerte doch immerhin ein Hoffnungsfunke: Der unverdrossene Einsatzwille. Bezeichnend, dass dieser Wille nicht einmal vom 0:3 gebrochen werden konnte und der eifrige, aber zuweilen mutlos wirkende Michael Strack unbedingt noch den Ehrentreffer wollte, aber nach schönem Zuspiel von Sascha Schrödter am Pfosten scheiterte. Man darf also Jürgen Tunjic glauben, wenn er sagt: "Diese Mannschaft hat Charakter." Ob die Entlassung von Torsten Fröhling auch Charakter hatte? "Dazu sage ich lieber nichts", blieb der verdiente Sturmführer diplomatisch, "aber wir schaffen den Klassenerhalt, egal, wer Trainer ist!" Kapitän Brück machte deutlich, dass die Mannschaft gerne mit Fröhling weiter gearbeitet hätte. Aber es nun einmal ist, wie es ist: "Der Fußball ist ein Geschäft für sich – das ist ein Drecksgeschäft." Der Tenor aus dem Spielerkreis (Hinz, Tunjic, Brück) war eindeutig: Die Führungsspieler wirken motiviert, die gute Zusammenarbeit mit Fröhling nun eben mit Seeliger fortzusetzen. Ob aber die Regionalliga für die heimatlosen Altonaer eine Zukunft hat, darf angesichts leerer Ränge und leerer Kassen mehr denn je bezweifelt werden. Fußballerisch dagegen sollten die Aussichten, trotz des verpatzten Auftakts, so schlecht nicht sein.


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