30.11.2003 Locker, leicht, flockig: BU beherschte Paloma im Derby von
USC Paloma – Barmbek-Uhlenhorst 0:4 (0:2)
USC Paloma: Thormählen – Edelmann – Stendel, Silz (46. Avarello) – Morgado (75. Kocmaman), Hamurcu, Rodhorst, Schemmerling (46. Osinski) – Zapel – Jovic, Woike Barmbek-Uhlenhorst: Wilkens – Hoffmann – Meyer, Lengler – Rodrigues (64. Pieper), Gatica, Schwemann, Braun – De Sousa – Maciejewski (88. Tetzlaff), Hasenpusch (89. Bohnhorst) Tore: 0:1 Hasenpusch (08.), 0:2 Maciejewski (32.), 0:3 Hasenpusch (54. FE, Hamurcu an De Sousa), 0:4 Hasenpusch (88.) Schiedsrichter: Laws (SC Victoria), angenehm ruhig, ohne große Gesten zu gebrauchen, kein Selbstdarsteller, vertretbar seine Entscheidung beim Speicheleinsatz von De Sousa Beste Spieler: keiner – De Sousa, Hasenpusch, Maciejewski Zuschauer: 350
Es war ein symptomatisches Bild für den Zustand des USC Paloma. Die meisten Spieler kamen nach dem Schlusspfiff vom Feld runter, als wäre nichts gewesen. Als wäre man in 90 Minuten nicht völlig chancenlos gewesen, als wäre im Derby auf eigenem Platz nicht vorgeführt wurden, als wäre man mit dem 0:4 nicht noch gut bedient gewesen. Manche Akteure machten ein Gesicht, als hätten sie gerade ein Trainingsspiel verloren. Es schien sie nicht zu kümmern. Nur wenige Protagonisten machten ein Gesicht, als würde Weihnachten ausfallen. Ihnen schien das gerade Passierte nahe zu gehen. Eigentlich muss es für jeden Palomaten deprimierend sein, zu sehen, wie freudestrahlend die Barmbeker Gäste die Laola mit ihren Fans, die übrigens eindeutig verbal die Oberhand gegenüber den USC-Fans behielten, absolvierten. Diese gesamte Situation nach dem Ende der eintönigen Begegnung ließ nur einen Eindruck zu: Auf der einen Seite standen elf Einzelspieler, auf der anderen Seite stand eine Mannschaft, eine homogene Einheit.
Zur Halbzeit hätte der Vier-Tore-Vorsprung, der am Ende entstehen sollte, schon längst Bestand haben müssen. Nur (!) zwei Mal traf BU ins gegnerische Netz. Hasenpusch war per Abstauber in der Anfangsphase erfolgreich, Maciejewski durfte nach einer herrlichen Vorlage von De Sousa nach einer guten halben Stunde jubeln. Ansonsten dominierte der Zweite des Tableaus das Geschehen und ließ die Abwehr des Gegners wie IKEA-Schränke aussehen – unbeweglich und hölzern. Vor allem Carlos De Sousa vollführte wahre Glanztaten mit dem Spielgerät, sodass dem neutrale Zuschauer das Herz aufging. Wenn De Sousa so weiter spielen sollte, ist er in der Verbandsliga unterfordert. Aber auch Rodrigues oder Gatica trumpften im Mittelfeld auf. Vorne hatten Hasenpusch und Maciejewski leichtes Spiel und profitierten halt sehr oft von den herrlichen Kombinationen und Pässen ihrer Kollegen. In der Abwehr zeigte sich der Verbund um Libero Hoffmann unnachgiebig. Ersatz-Torwart Wilkens blieb fast beschäftigungslos. Nur Zapels Freistoß (21.) brachte ihn fast ins Schwitzen.
Wie gesagt, BU hätte weitaus höher zum Pausen-Glühwein führen müssen. Hasenpusch (11., 24., 34.), De Sousa (31., 39.), Schwemann (39.), Rodrigues (41.) zeigten, was für ein Chaos in USC-Deckung herrschte. Der Höhepunkt des Desasters durfte kurz vor der Halbzeit begutachtet werden. Thormählen verpasste eine harmlose Flanke, Silz schoss daraufhin halbwegs auf den eigenen Kasten und Thormählen musste gegen Hasenpusch nochmals Kopf und Kragen riskieren. Kopfschütteln und Gelächter war auf den Rängen zu vernehmen, auch von USC-Anhängern.
Die Entscheidung war endgültig perfekt, als Hasenpusch einen Foulelfmeter zu Beginn der zweiten Halbzeit verwandelte. Hamurcu hatte De Sousa gelegt. Danach wollte Barmbek nicht mehr, Paloma konnte einfach nicht. So hervorragend die erste Halbzeit anzusehen war, so langweilig plätscherte die zweite dahin. Einzig Hasenpusch ließ noch einmal aufhorchen, sein dritter Treffer an diesem Vormittag ließ das Ergebnis in fast verdiente Höhe anwachsen. Viel mehr wurde die nicht vorhandene mannschaftliche Geschlossenheit der Palomaten sichtbar. Zapel ließ einen Holper-Pass von Woike durch die Beine kullern und Woike beklagte sich mit eindeutigen Handbewegungen Richtung Ersatzbank. Wenn die USC-Spieler nicht langsam an einem gemeinsamen Strang ziehen, werden sich die Tauben in der Landesliga wiederfinden.
Und noch ein Indiz für die Nicht-Geilheit der Platzherrn. Hamurcu foulte in der 27. Minute den überragenden De Sousa. Der Barmbeker war so sauer, das er sich über Hamurcu beugte und diesen anschrie. Dabei kam etwas Spucke aus seinem Mund, ein Vorgang, den Schiedsrichter Laws richtig als unbeabsichtigt bewertete. Doch kaum ein Palomate kümmerte sich darum, nur auf der Bank machten sich Trainer Reil, Torjäger Koch und Torwart Aschmoneit lautstark ihre Gedanken. Reil: "Eine tote Mannschaft!"
Stimmen:
Ewald Reil (Trainer USC Paloma): Wir waren die erste Halbzeit gar nicht auf dem Platz. Man dachte bei manchem Spieler, dass er besorgt sei, ob seine Stützen auch schön sauber bleiben würden. Insgesamt war das viel zu wenig. Viele haben ihre gewisse Vorstellungen im Kopf, können das aber nicht mit den Füßen umsetzen. Carlos de Sousa haben wir zu keinem Zeitpunkt in den Griff bekommen. Den Ausrutscher von letzter Woche gegen Sperber haben wir damit bestätigt. Ich bin froh, wenn endlich die Winterpause da ist.
Peter Martens (Trainer BU): Ich bin natürlich sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Der einzige Kritikpunkt könnte die mangelnde Chancenauswertung in der ersten Halbzeit sein. Wir hätten zur Pause weitaus höher führen müssen. Aber egal, dafür, das wir so viele Verletzte haben, leistet die Mannschaft enorm viel. Dafür möchte ich mein Kompliment aussprechen.
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