"Wenn ich jetzt sage, dass ich absolut positiver Dinge bin, weil wir gezeigt haben, dass wir kämpfen können, dann ist das weder der berühmte Griff zum letzten Strohhalm, noch sind das Durchhalteparolen! Die Mannschaft hat heute bewiesen, dass sie gegen Top-Mannschaften mithalten kann", resümierte ein nach wie vor erfolgloser AFC-Coach Thomas Seeliger nach der dritten Pleite unter seiner Führung. Recht hatte er in allen Belangen, denn in der Tat hatte Altona 93 den nur 688 zahlenden Fans (davon mindestens 150 aus Babelsberg) zumindest vor der Pause aufgezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Allerdings darf an dieser Stelle bezweifelt werden, dass "mithalten können" der Anspruch ist, an dem man sich beim Traditionsklub messen lassen möchte.
Nach nun 1:9 Toren und null Punkten seit der Entlassung von Ex-Coach Torsten Fröhling und Manager Jörg Franke muss die Frage erlaubt sein, ob sportlicher Anspruch und wirtschaftliche Situation bewusst einander näher gebracht wurden? Ohne dem offensichtlich engagierten und willenstarken neuen Mann an der Linie, Thomas "Seele" Seeliger, nebst seinm "Co" Andre Jütting, zu nahe treten zu wollen, ist dem geneigten AFC-Anhänger die aktuelle Entwicklung abseits des Spielfeldes schwer nachvollziehhbar zu machen. Und wenn dann auch noch "Präses" Barthel nach der samstäglichen Heimschlappe vor der Pressekonferenz "unkt", dass er hoffentlich nicht vor der nächsten "PK" die Tisch-Namensschilder erneut austauschen müsse, dann kann das ausgegebene Ziel "Regionalliga 2009/2010" von außen nicht mehr als wirklich ernsthaft verfolgt wahrgenommen werden.
Doch auch wenn, trotz der neuerlichen Einreichung der Lizenzunterlagen am vergangenen Mittwoch beim DFB, dieses Ziel von Präsident Barthel nicht mehr wirklich verfolgt werden sollte, bewiesen die Altonaer Akteure gegen Babelsberg zumindest, dass das sportliche Rüstzeug für den Klassenerhalt vorhanden ist. Insbesondere vor der Pause wurden die ambitionierten Gäste förmlich an die Wand gespielt: Schnelles Kurzpassspiel, lange raumgreifede Pässe und viel Bewegung gepaart mit dem nötigen Kampfgeist ließen Babelsberg in "Demuth" erstarren. Und wären die Hausherren nicht so fahrlässig mit Ihren Chancen umgegangen, wäre sicherlich auch mehr dabei herausgekommen als die neuerliche Niederlage. So aber gingen die Gäste nach einem Stellungsfehler von Marin Mandic durch Sven Hartwig unverdientermaßen in Führung (33.). Und lediglich dem überragenden AFC-Keeper Olli Hinz war es zu verdanken, dass es bis zur Pause bei nur einem Gegentreffer blieb.
Danach hatten sich die Hausherren zwar wieder gefangen und kamen durch Jürgen Tunjic auch zum hochverdienten Ausgleich (64.), aber zu mehr reichte es - im wahrsten Sinne der Worte - hinten wie vorn nicht. Etliche zum Teil haarsträubende Stellungsfehler der AFC-Innenverteidiger Sören Warnick und Marin Mandic wurden am Ende sogar noch bestraft, denn ein solcher führte nach 72 Minuten zur erneuten Gästeführung durch Daniel Frahn. Und während die erschreckende Abschluss-Schwäche dafür Sorge trug, nicht mehr ausgleichen zu können, zeigte sich Keeper Hinz gleich mehrfach dafür verantwortlich, dass es "nur" beim 1:2 blieb.
"Durch diese individuellen Fehler haben wir uns völlig unnötig um den verdienten Lohn gebracht", ärgerte sich "Seele" am Ende völlig zu Recht über mindestens einen verschenkten Punkt. Sollte der Coach mit seinem Team in der kommenden Woche beim Spitzenteam in Halle erneut nicht punkten können, dürfte das Lokalderby gegen den HSV II in zwei Wochen zum Schlüsselspiel für Trainer und Verein werden. Denn Konfuzius sagt: "Ohne die nötigen Punkte bedarf es nicht einmal einer Lizenz für die kommende Saison in der Oberliga Hamburg ..."
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