22.03.2009 Ein völlig neues Gefühl: Condor beendet Buchholz-Trauma von Andreas Killat
präsentiert:
SC Condor – TSV Buchholz 08 1:0 (1:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Pawletta, Rohbaqsh, Grudzinski – Neumann, Müller – Schwoy, Griesch (65. Abshagen) – Ulusoy (85. Winterfeld), Griese (90.+2 Woike) TSV Buchholz 08: H. Titze – Kettner, Bowmann, Gege, Tuncay – S. Titze (64. Siemes), Prielipp – Suyer (50. Meyer), Gillich, Künkel – Mathies (46. Grühn) Tore: 1:0 Müller (35.) Schiedsrichter: Dirk Hamerich (Eimsbütteler TV): Vor allem Buchholz haderte mit vielen seiner Entscheidungen. Insgesamt eine eher durchschnittliche Leistung. Beste Spieler: Pawletta, Neumann – Künkel Zuschauer: 140
Frühlingsgefühle in Oldenfelde: Bei heftigen Windböen geriet heute auch die Gefühlswelt in Turbulenzen. Matthias Bub konnte nach dem Schlusspfiff sein Glück kaum fassen, endlich mal gegen Buchholz gewonnen zu haben, Christian Woike feierte nach 19 Monaten (!) Verletzungspause für fünf Sekunden überglücklich sein Combeack („Fehlerlos!“) und auch die Nordheider waren voller Emotionen, allerdings sehr zum Unwillen ihres Trainers Richtung Schiedsrichter, statt sich der Partie zu widmen.
In den ersten Minuten waren die Gäste, die zunächst auf „Oldie“ Stephan Siemes verzichten mussten, da er wegen Knieproblemen die ganze Woche nicht trainieren konnte, noch etwas präsenter, doch das sollte sich schnell ändern. Die Raubvögel schienen mit dem Wind besser klar zu kommen und „schwebten“ über die Flügel immer wieder gefährlich nach vorne. Zweimal rutschte Malte Griese nach Zuspiel von Mike Griesch (13.) und Söhren Grudzinski (20.) nur Zentimeter am Ball vorbei, während der TSV durch Baris Tuncay (nach Vorarbeit von Julian Künkel) mit einem Schuss an den Außenpfosten seine beste Gelegenheit hatte. Grudzinski hätte sich übrigens nicht beschweren können, wenn er nach rd. 25 Minuten mit „Rot“ vom Platz geflogen wäre, doch seine harte Attacke gegen Philip Mathies auf Höhe der Eckfahne wurde nicht mal mit Gelb geahndet, was die Gäste nur noch mehr animierte, Richtung Referee zu zetern. Zehn Minuten vor der Pause funktionierte dann mal wieder der alte „Bauerntrick“: Die Buchholzer haderten erneut mit einem Freistoßpfiff und diskutierten noch mit Schiedsrichter Dirk Hamerich, während Markus Schwoy blitzschnell auf Onur Ulusoy ausführte, der von links völlig ungehindert in den Strafraum eindringen und auf den in der Mitte lauernden Marcel Müller passen konnte, der dankend zur Führung vollstreckte. Trainer Thomas Titze war ob dieses amateurhaften Verhaltens seiner Mannschaft restlos bedient und musste dann auch noch mit ansehen, wie Mathies kurz vor der Halbzeit mit einem Schuss ins lange Eck am hervorragend reagierenden Sascha Kleinschmidt scheiterte (42.). Titze blieb nach dem Pausenpfiff zunächst einige Minuten regungslos auf seinem Stuhl sitzen, bevor er der Mannschaft in die Kabine folgte.
Noch vor dem Anpfiff zur zweiten Hälfte gerieten Torben Meyer, der sich mit den anderen Reservespielern in Nähe des Mittelkreises warm machte, und Torschütze Marcel Müller aneinander. Müller bekam von einem Buchholzer Spieler mit voller Wucht einen Ball ins Gesicht geschossen und revanchierte sich mit verbalen Beschimpfungen Richtung Meyer, den er anscheinend als "Täter" ausgemacht hatte. Zu seinem Glück hatte der gerade aufs Feld kommende Hamerich dies wohl überhört. Es wurde jedenfalls schon für weniger „Rot“ gezeigt. Der nächste, der dicht vor einer Hinausstellung stand, war dann Hakan Suyer, der eine Entscheidung des Spielleiters nicht umkommentiert lassen mochte und auch nach der Gelben Karte kräftig weiter meckerte (47.). Gäste-Coach Titze reagierte sofort und nahm ihn als Signal an die eigene Mannschaft vom Platz. Und dann wurde auch endlich wieder Fußball gespielt: Julian Künkel, heute auffälligster Akteur in Reihen der Niedersachsen, schlug eine Flanke scharf in die Mitte und Innenverteidiger Yama Rohbaqsh produzierte mit seinem Rettungskopfball fast ein Eigentor (52.). Die nachfolgende Ecke, wie immer von Standardspezialist Arne Gillich hereingebracht, schoss Marian Grühn, der in der Halbzeit für den verletzten Mathies (siehe Grudzinski-Attacke) kam, knapp über das Tor.
Im Gegenzug hatten die Hausherren die Riesenchance zur Vorentscheidung, als plötzlich Ulusoy frei vor Keeper Henrik Titze auftauchte, doch etwas zu überhastet einen Lupfer (knapp neben das Tor) versuchte, statt in Ruhe anzunehmen (54.). Nachdem in der 69. Minute Marcel Abshagen nur die Latte traf, beschlich Bub ein ungutes Gefühl, schließlich hatte seine Mannschaft seit über 15 Monaten nicht mehr 1:0 gespielt. Und Buchholz kam. Lukas Kettner marschierte mit einem schönem Solo über das halbe Feld, geriet aber an der Fünfmeterlinie ins Straucheln. Wenn man schon relativ schlecht spielt, sollte man zumindest solche Chancen nutzen. Ein Pass in die Mitte auf Stephan Siemes oder ein zeitiger Abschluss wären die bessern Alternativen für den angehenden Finanzbeamten gewesen. Die Gäste verstanden es in der Folge nicht, vernünftige Kombinationen über mehrere Stationen aufzuziehen und ihre zweifellos vorhandene spielerische Klasse auszuspielen.
Immer wieder wurde der Ball „blind“ in den Strafraum geschlagen und nur durch Zufall entstanden dabei hin und wieder im Ansatz gefährliche Aktionen, doch am Ende blieb es beim 1:0-Sieg der Condoraner, die sich nicht nur über drei Punkte im Abstiegskampf, sondern auch über eine Kiste Bier freuen durften. Bei jedem zu-Null-Sieg lässt Bub nämlich für sein Team die edlen Gerstensafttropfen springen. Die größte Freude war jedoch, wieder Christian „Crille“ Woike auf dem Feld zu sehen. Der bullige Stürmer hatte sich am 19.08.2007 in der Partie gegen Pinneberg schwer am Knie verletzt und feierte nun nach 19 Monaten seine Rückkehr, wenn auch nur für fünf Sekunden. Da schmeckt das Bier nach dem Schlusspfiff trotzdem gleich ganz anders. Apropos „feiern“: Erkan Bagci hatte nach dem Spiel Istanbul gegen den HSV am Donnerstag „noch eine Idee“, wie es sein Trainer Matze Bub süffisant formulierte, und geriet auf dem Kiez in eine Schlägerei. Ergebnis: Hand gebrochen!
Für Buchholz bleibt die Erkenntnis, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, aber nach einer ganzen Reihe von guten bis glänzenden Vorstellungen sei es der jungen Mannschaft verziehen. Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 6 Spiele, 1 Sieg, 1 Remis, 4 Niederlagen, 6:12 Tore
Stimmen:
Thomas Titze (Trainer TSV Buchholz 08): Ich bin völlig unzufrieden mit dem Auftreten meiner Mannschaft, wir sind von der ersten bis zur letzten Minute nicht einmal annähernd richtig im Spiel gewesen. Trotz alledem hatten wir diverse Torchancen, die aber nicht auf spielerische Klasse zurückzuführen waren, sondern eher Zufallsprodukte. Entsprechend unserem heutigen Auftreten wurden die jedoch alle kläglich vergeben. Genauso fassungslos bin ich über das Gegentor. Eigentlich dachte ich, dass uns so etwas in dieser Liga nicht mehr passiert, da haben wir uns wie in der C-Jugend verhalten. Condor hatte heute gewiss auch nicht seinen besten Tag, hier wäre viel mehr drin gewesen, wenn wir einigermaßen Normalform an den Tag gelegt hätten. Die gesamten 90 Minuten waren für mich – auf unsere Leistung bezogen - von draußen grausam anzuschauen. Das war nicht der TSV Buchholz, wie er sich bisher in dieser Saison präsentiert hat. Aber auch wir dürfen mal einen schlechten Tag haben. Zum Schiedsrichter sage ich wie immer nichts, wir hätten hier heute auch mit jedem anderen Schiri der Welt verloren. Immer, wenn wir auf dem Platz anfangen, mit dem Schiedsrichter zu hadern und zu meckern, dann haben wir am Ende meistens verloren, insofern haben wir daraus wieder etwas gelernt.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Ich muss erstmal meine Gefühlswelt in Ordnung bringen, einen Sieg gegen Buchholz kenne ich ja gar nicht. Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir das Spiel mit dem knappsten aller Ergebnisse über die Bühne gebracht haben. Ich hätte nie gedacht, dass wir irgendwann mal ein Spiel 1:0 gewinnen. Wir haben ganz ordentlich gearbeitet und wir wollten heute kompakter stehen, was uns auch ganz gut gelungen ist. Wir haben das Spiel bis zum 1:0 kontrolliert, danach waren wir dann zu passiv, müssen aber kurz nach der Pause durch Ulusoy unbedingt das 2:0 machen. Die drei Punkte können wir jedenfalls sehr gut gebrauchen und wollen unbedingt nachlegen, um uns möglichst weit von den gefährdeten Teams abzusetzen.
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