22.03.2009 Rückblick: Ein Barmbeker auf Du und Du mit den Promis von
Als verantwortlicher Staatsbürger möchte man sich ja informieren und bezüglich der Nachrichten auf dem neuesten Stand bleiben. Im Zeitalter des Internets geht das ja jederzeit, man muss nicht auf die „Tagesschau“ oder auf das „Heute-Journal“ warten. Ein Klick und man weiß über das aktuelle Geschehen auf diesen Planeten Bescheid. Für dieses Bedürfnis gibt es wahrlich schlechtere Adressen als zum Beispiel www.spiegel.de. Okay, also Frau Merkel war bei Frau Will zu Gast, Herr Obama plant den Befreiungsschlag, Bruce Willis soll angeblich geheiratet haben und bei „Wetten, dass…?“ sollen fünfzehn Autos über den Bauch eines singenden Fußballers gefahren sein. Nicht jeder wird das wohl letzte wahre Samstagabend-Showformat im deutschen Fernsehen gesehen haben. Warum auch, Mario Barth mag nicht jeder, Iris Berben wird nicht jünger und Kevin James ist und bleibt der King of Queens und nicht irgend so ein Kaufhaus-Cop. Außerdem ist Doug ohne Carrie nur die Hälfte wert. Auf SPIEGEL ONLINE werden auch nicht die Promis (bis auf Herrn Barth) gepriesen, sondern die Wetten. Wettkönig wurde in der 181. Sendung seit dem Debut von Frank Elstner ein gewisser Danijel Peric. Danijel Peric? Ja, genau, der Hamburger Oberligafußballer von HSV Barmbek-Uhlenhorst, wie es bei SPIEGEL ONLINE heißt. Letzte Woche geisterte es schon durch die Medien, dass Peric irgendetwas Verrücktes vorhat und nun ließ er die Katze aus dem Sack. Eine gute Figur machte er, nicht nur körpertechnisch. Thomas Gottschalk duzte er, Franck Ribery nannte ihn „unser Freund“ und Frau Berben schaute ein wenig genüsslich Richtung Bauchmuskulatur. Alle Prominenten standen nach überstandener Wette, der Gesang war sogar auch für Rolando Villazon erträglich, auf und applaudierten. Fünfzehn Autos waren über seine angespannten Bauchmuskeln rübergefahren, nur zwei waren nicht ganz auf der Ideallinie unterwegs gewesen, was nicht nur bei Gottschalk für einige Ängste über die künftige Familienplanung von Peric sorgte. Nur seine Mutter fand das Ganze im ersten Augenblick nicht ganz so witzig, hatte doch der Sohnemann nicht alle Einzelheiten von seinem tollkühnen Vorhaben erzählt. Eine Umarmung gab es trotzdem für Danijel. Wer sich dieses Schauspiel mal anschauen möchte, klicke auf www.youtube.com/watch?v=H2XvU87C_4c. PS: Die Barmbeker Fans haben schon die nächste Herausforderung in Aussicht. „Das nächste Mal ein Bus!“ sangen sie nach dem Ohe-Spiel.
Ähnliche Laute wie das Schmerzensstöhnen von Peric sind aus dem Tabellenkeller der Oberliga Hamburg zu vernehmen. Keiner der letzten acht Mannschaften konnte einen dreifachen Punktgewinn an diesem Wochenende sein Eigen nennen. Manche traf es härter, manche Niederlagen waren vorhersehbar, manche können nicht gegen zehn Mann mit einer 2:0-Führung im Rücken im eigenen Wohnzimmer gewinnen. Viele eint eine ungewisse Zukunft, nur Voran Ohe muss sich kaum noch Sorgen machen, wie man nächste Saison gegen Mannschaften wie Buchholz oder Norderstedt in der Liga bestehen möchte.
Hamburgs Fußball durchlebt eine Zeit ohne Atempause. Letzte Woche gab es drei Nachholspiele, die die Fronten im Abstiegskampf in diverser Hinsicht verhärteten. Lurup gewann bei der Rückkehr von Trainer Andreas Klobedanz an seiner alten Wirkungsstelle und holte mit dem 1:0 bei Concordia seinen ersten Dreier in dieser Saison. Egenbüttel gewann sein zehntes gefühltes „Letzte-Chance-Spiel“ gegen Billstedt und zog somit den Konkurrenten endgültig in den Schlamassel mit rein. Voran Ohe bot hingegen eine fantastische erste Halbzeit gegen Meiendorf, führte mit 2:0 und musste in der letzten Sekunde doch noch den Ausgleich hinnehmen. Der gefühlte Abstieg. Dieses Feeling verstärkte sich dann am Sonntag nach der 1:3-Pleite bei Barmbek. Neun Punkte Rückstand sind es nun zum rettenden Ufer geworden, der Nichtabstieg wäre mit dem Prädikat Wunder nur sehr unzureichend umschrieben. BU ist endgültig in das ruhige Fahrtwasser zurückgekehrt. So selbstverständlich ist das nicht gewesen, nachdem klar war, dass Trainer Peter Martens nach der Saison nicht mehr auf der Kommandobrücke stehen wird. So eine Situation kann auch gerne mal aus dem Ruder laufen, die Mannschaft nicht mehr auf den Trainer hören und so weiter, und so weiter. Barmbek holt aber genau die Siege, die sie auch wirklich brauchen, um sich die Meute vom Leib zu halten. „O sole mio“-Gesänge unter Autoreifen sind dafür gar nicht unbedingt nötig. Übrigens war Peric beim 3:1 nur als Zuschauer zugegen, da er als Wettkönig länger als erwartet im ZDF-Studio bleiben musste und so nicht rechtzeitig die Heimreise antreten konnte.
Wie schon angedeutet, waren die Reinbeker jedoch nicht die einzigen Kellerkinder, die Trübsal blasen mussten. Besonders schlimm ereilte es Lurup, der bestimmt nicht ohne Hoffnung zu der Zweiten des FC St. Pauli reiste. Einerseits hatte der SV ja bei Concordia gewonnen, andererseits wanderte der Gegner in den letzten Wochen etwas planlos durch die Gegend. Aber wie ein Vulkan explodierte die Mannschaft von Jörn Großkopf. Die Luruper wurden Zeugen eines Naturschauspiels, welches in der Hinrunde unter anderem der VfL 93 (7:1) und Norderstedt (5:0 auswärts) wurde. Doch zu oft spuckte der Kiez-Vulkan in letzter Zeit nur ein wenig heiße Luft, sodass die Meisterschaft in weite Ferne gerückt ist. St. Pauli überholte zumindest vorübergehend die Buchholzer. Der TSV erwischte mal wieder so einen Tag, an dem man am besten nicht aufgestanden wäre. So einen gab es schon mal in dieser Saison, in Barmbek verlor die Titze-Eleven mit 0:1. Und das gleiche Ergebnis durfte beim SC Condor verzeichnet werden. Für Condor muss es wie beim ersten Kuss gewesen sein. Ein komisches, noch nicht gekanntes Gefühl, so süßlich und schön, einen Sieg gegen Buchholz kennen sie nämlich gar nicht am Berner Heerweg. Das Spiel schrieb zudem die wunderbare Geschichte des Comebacks von Christian Woike, der nach über neunzehn Monaten Verletzungspause wieder eingewechselt wurde. Fünf Sekunden soll sein Auftritt gedauert haben. Er wird jede einzelne genossen haben.
Die Niederlagen des VfL 93 gegen Bergedorf und der Egenbüttler beim SC Victoria kamen nicht sonderlich unerwartet. Die Borgwegler hielten sich tapfer beim 1:2 gegen die „Elstern“ und doch war sie deutlicher als es das Ergebnis besagt. Bergedorf hält sich somit nach der Winterpause schadlos und holte aus den vier Partien die maximale Anzahl von zwölf Zählern. Es „droht“ ein Zweikampf, denn aus den vor zwei Wochen titulierten „Fab Four“ sind nur noch knapp „Two and a half Meiendorf“ übrig geblieben. Victoria entledigte sich der Geschichte mit Egenbüttel relativ diskret, führte fix durch zwei Akgül-Tore und verwaltete das Ergebnis gegen den Aufsteiger. Meiendorf hält einen respektvollen Abstand. Die Aufgabe bei Voran Ohe wurde zwar glücklich überstanden, aber eben auch nur mit einem Punkt. Für eine Mannschaft, die eventuell Meister werden kann, ist ein Unentschieden beim Tabellenletzten zu wenig. Egal, ob es nach 0:2-Rückstand zustande kam. Beim nächsten Auswärtstrip zu einem Abstiegskandidaten war der MSV erfolgreicher. Nach einem Treffer von Carlos Flores siegte die Göttling-Truppe mit 1:0 und schraubte die Niederlagen-Serie der Halstenbeker im Jahr 2009 weiter in die Höhe. Die ollen Kamellen, dass die Schleswig-Holsteiner unter Thomas Bliemeister noch keinen Punkt sammeln konnten, sollen nicht aufgewärmt werden.
Die Pleiten der Konkurrenz konnte der Uhlenhorster SC Paloma, so werden die Palomaten bei www.kicker.de genannt, nicht ausnutzen. In Norderstedt gab es eine 1:2-Niederlage, wodurch es bei der Serie von nur einem Sieg aus den letzten acht Begegnungen bleibt. Ähnlich sieht es bei den Billstedtern aus, nur das es nicht acht sondern schon zehn sportliche Auseinandersetzungen sind. Gegen Concordia gab es ein zu erwartendes 1:1. Und doch wurde das Polster gegenüber den Rängen, die die Landesliga bedeuten, auf vier angehäuft. Nicht mehr, nicht weniger. Den Vogel der Unzulänglichkeiten schoss aber mal wieder der Niendorfer TSV ab. Mit einer hübschen Konstanz versehen, schaffen es die Niendorfer nicht, sich irgendwie von unten absetzen zu können, und seien die Vorzeichen noch so günstig. Gegen nicht gerade euphorisierte Curslacker führten die Segner-Schützlinge seelenruhig mit 2:0. Das erste Tor brachte schon nach drei Minuten eine gewisse Sicherheit, das zweite fiel kurz nach der Pause und nochmals kurz darauf musste aus den Reihen des Gegners einer der besten Angreifer der Liga aufgrund eines Platzverweises früher unter die Dusche. Zu Hause, 2:0 gegen zehn Mann, die schon vorher zu elft nicht auf der Höhe schienen, alles Zutaten für ein schmackhaftes „Drei-Punkte“-Gericht. Doch die Niendorfer Köche versalzten ihre Suppe mal wieder selber, indem sie zu passiv gegen dezimierte Curslacker agierten, CN löffelten diese mit Genuss aus und holten ein 2:2. So werden die Niendorfer immer mehr ein Fall für Christian Rach, dem Restauranttester von RTL. So weit würde es Rach gar nicht haben, sein „Tafelhaus“ (immerhin ein Stern im Guide Michelin) liegt nicht unweit der Elbchaussee.
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