28.03.2009 Emotionen Pur am Gramkowweg von Mirko Schneider
SV Curslack-Neuengamme – SC Victoria Hamburg 1:1 (1:0)
SV Curslack-Neuengamme: Schönsee – Blättermann, Schmidt, Figge, Kock – Carstensen, Többen, Wyrwinski (63. Khastoo), Sander – Theetz, Spill SC Victoria Hamburg: Sager – Tunijc (57. Erman), Asante, Bajramovic, Eybächer (80. Westbrock) – Pomorin (46. Ucan), Stilz, Trimborn – Rahn – Hamurcu, Akgül Tore: 1:0 Spill (7., Vorarbeit Sander), 1:1 Akgül (61., Rahn) Gelb-Rote Karten: Figge (80., wiederholtes Foulspiel - Curslack), Stilz (86., Unsportlichkeit/Foulspiel – Vicky) Schiedsrichter: Jan Hittig (SC Poppenbüttel) – gute erste Halbzeit. Stand in der zweiten Halbzeit mehrfach im Blickpunkt. Machte einige dicke Fehler, aber auch einiges trotz Protesten absolut richtig. Beste Spieler: Schmidt, Sander – Akgül, Stilz Zuschauer: 203
In der ersten Halbzeit war von Hitzigkeiten in diesem später so emotionalen Duell nicht viel zu bemerken. Viel mehr schien dieses Spiel die Geschichte einer Curslacker Revanche für die beiden herben Pleiten gegen Vicky in dieser Saison zu erzählen, denn gleich mit seiner ersten Möglichkeit gingen die Gastgeber in Front. Nach einem herrlichen Konter aus der Feinkostabteilung des Fußballs erhielt Christian Spill einen Sahnepass von Julian Sander in die Schnittstelle der Innenverteidigung und schob den Ball vorbei am herausstürzenden Felix Sager ins kurze Eck. Das kam Curslack natürlich sehr gelegen. Sicher stehen und dann Kontern war nun erst recht die Devise.
Vicky hatte also die Spielkontrolle und deutlich mehr Ballbesitz. Aber Bert Ehms Team ging seltsam verkrampft und uninspiriert zu Werke und scheiterte meist schon an der vorderen Viererreihe der Blauen. Zweimal wühlten sie sich jedoch durch, allerdings brachte Mladen Tunjic das Künststück fertig, beide Male aus identischer Position an der langen Ecke mit einem verdeckten Schuss vorbei zu zielen (32., 39.).
Es hätte in der zweiten Halbzeit so weiter gehen können, doch fast mit jeder Szene nach Wiederanpfiff kam zunehmend Gift ins Spiel. Bert Ehm bemängelte mehrfach die aus seiner Sicht gegebene Zeitschinderei der Gastgeber. Die Curslacker Fans nahmen ihrerseits Schiedsrichter Lars Hittig aufs Korn und sahen sich in mehreren Szenen benachteiligt. Doch zunächst machte Hittig nichts falsch und Vicky bekam den Ball nach wie vor nicht rein.
Doch nach einer guten Stunde fiel der grenzwertige Ausgleich. Vicky hatte den Ball ins Aus gespielt, damit ein Curslacker behandelt werden konnte und die Gastgeber wollten den Ball in Person von Marco Wyrwinski zurück spielen, welcher jedoch von zwei Gästespielern angegriffen wurde. Damit hatte er nicht gerechnet und der Ball sprang ihm durch einen technischen Fehler an den Unterarm. Hittig pfiff regeltechnisch korrekt Freistoß – und den versenkte Vicky. Stephan Rahn schnibbelte den Ball auf den kurzen Pfosten und der in Halbzeit Zwei irre gute Akgül köpfte in die kurze Ecke.
Nun ging es richtig zur Sache, was in diesem Fall heißt: es gab auf die Socken. Als Spill David Eybächer im Tiefflug ummähte, lief Ehm sogar auf den Platz, um Gelb zu fordern. Hittig gab korrekt die Karte, stand aber bald schon wieder in einem Grenzfall im Mittelpunkt. Direkt vor Vickys Trainerbank holte Mathias Figge Akgül hart von den Beinen. Ehm forderte Rot. Es gab aber nur Gelb, worüber sich Figge nicht beschweren konnte.
Nun hatte es sich der Schiedsrichter mit beiden Mannschaften endgültig verscherzt. Schlimmer allerdings: Er begann in aufgeheizter Atmosphäre seine Linie zu verlieren. War der erste Platzverweis noch vertretbar, so war der Zweite für den klar den Ball spielenden Roger Stilz schlicht falsch. Und als Marco Theetz in der Schlussphase erst von Sven Trimborn (83.) und dann von Ahmet Hamurcu (86.) mit gestrecktem Bein attackiert wurde, gab es nicht mal Gelb.
Fußball gespielt wurde allerdings auch noch. Vicky hatte nach wie vor mehr vorm Spiel und auch die besseren Chancen. Die dickste Möglichkeit versiebte der eingewechselte Aytac Erman vier Meter vor dem Tor, als er an Schönsees Fußabwehr scheiterte (83.). So blieb es beim 1:1, dem sich allerdings auf dem Platz noch diverse Wortgefechte anschlossen. Große Freunde werden die beiden Mannschaften wohl nicht mehr, aber wir hoffen, dass Torsten Henke und Bert Ehm (siehe Stimmen) ihr gemeinsames Bier genossen haben.
Fazit: Ein etwas glückliches Unentschieden für Curslack. Vicky hatte mehr vom Spiel, vergab aber zu viele klare Chancen, um das Spiel zu gewinnen.
Stimmen:
Bert Ehm (Trainer SC Victoria Hamburg): Wir haben von Curslacker Seite ein tolles Kampfspiel gesehen. Sie haben alles gegeben und wir haben zunächst nur zugeguckt und ohne Biss gespielt. Dann fällt das 0:1 bei einem steilen Ball in die Spitze, als Bajramovic stehen bleiben und auf Abseits spielen muss. Dann lagen wir also zurück und kamen aber nicht zu Potte. Das war zu viel Schönspielerei und zu viel durch die Mitte. In der zweiten Halbzeit wurde es besser und wir hatten nach dem Ausgleich noch zwei Hundertprozentige. Einmal hält Schönsee toll mit dem Fuß, aber Erman muss den trotzdem versenken. Man hatte aber auch nie das Gefühl, dass Curslack nicht mehr treffen kann. Insofern geht das 1:1 in Ordnung und ist ein gerechtes Unentschieden. Curslack hat aber teilweise viel zu hart gespielt. Da waren sehr rüde Fouls dabei, einmal direkt vor meiner Trainerank, als Figge gegen Akgül nur in die Beine geht und nur Gelb kriegt. Das ist unfassbar. Es lag nicht am Schiri, dass wir hier nicht gewonnen haben, aber er hätte viel mehr durchgreifen und das Spiel im Rahmen halten müssen.
SV Curslack-Neuengamme (Trainer Torsten Henke): Uns war klar, wie wir gegen den Tabellenführer auftreten müssen. Dazu gehört eine gewisse Aggressivität und so wurde es ein sehr intensives spiel. Wir sind durch das Tor von Spill früh in Führung geganen, für den mich das besonders freut nach seiner schweren Verletzung. Wir haben dann sehr diszipliniert gespielt, aber Vicky war spielerisch besser. Nach dem Halbzeitpfiff wurde der Druck von Vicky dann noch größer. Was mich allerdings unglaublich ärgert ist die Situation vor dem 1:1. In der ersten Halbzeit wurde angeschossene Hand bei Victoria zwei, drei Mal nicht geahndet und hier will Wyrwinski den Ball zurück spielen und ihm springt der Ball an die Hand und der Schiedsrichter gibt Freistoß. Sicher waren von uns auch zwei, drei härtere Aktionen dabei und als Trainer sieht das an der Außenlinie immer gefährlich aus, wenn einer vor Dir grätscht. Der Eine gibt da Gelb, der andere Rot, das ist immer Ansichtssache. Letztlich war es ein kampfbetontes Spiel und wir haben 38 Punkte, das ist erfreulich. Es gab ein paar Wortgefechte mit Bert an der Linie, aber ich denke die Zuschauer haben auch dadurch ein Spiel mit hohem Unterhaltungswert gesehen und wir trinken jetzt ein Bier zusammen und dann ist das vergessen.
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