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13.04.2009
Pokalsensation am Zollenspieker: SCVM jubelt über späte Treffer von Andreas Killat



ODDSET-Pokal, Viertelfinale



SC Vier- und Marschlande – SC Condor 3:2 n.V. (0:1, 2:2)

SC Vier- und Marschlande: Lütten – Kosik, Oltmann, Mydlach (78. D. Herzberg) - Füllenbach, Rüdian (83. Oehlenschläger) – Smolinski, K. Herzberg, Marks, Schimmelpfennig – Fritsch (72. Wiegratz)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Pawletta (117. Woike), Rohbaqsh, Grudzinski – Neumann (66. Niemann), Müller – Schwoy, Griesch – Abshagen (76. Szyszkowski), Griese
Tore: 0:1 Griesch (16.), 1:1 Marks (51.), 1:2 Niemann (69.), 2:2 Schimmelpfennig (90.+3), 3:2 K. Herzberg (116.)
Rote Karte: Griesch (SC Condor), nach dem Abpfiff wegen Schiedsrichterbeleidigung
Schiedsrichter: Dennis Voß (FC Voran Ohe): Ganz schwach. Beurteilte fast jeden Zweikampf falsch, gab unzählige Gelbe Karten für Nichtigkeiten und ließ fast vier Minuten nachspielen, obwohl er nur zwei angezeigt hatte. Pfiff im Zweifelsfall für die Gastgeber.
Beste Spieler: Smolinski, Marks, Mydlach – Schwoy, Müller, Grudzinski
Zuschauer: 200

Die „Red Devils“ spielten heute ganz in Weiß und baten den Oberligisten zum Engtanz, denn der kleine Kunstrasenplatz am Zollenspieker entspricht optisch nicht gerade dem, was man gemeinhin unter einem Fußballfeld versteht. Doch das schien für die Raubvögel zunächst kein Problem zu sein, von Beginn an machte der Favorit den Zweiklassenunterschied deutlich. Erst fälschte Mike Griesch eine Flanke von Markus Schwoy mit der Hacke knapp über das Tor ab (4.), dann war es Marcel Müller mit einem Kopfball (ebenfalls auf Zuspiel von Schwoy), der nur um Zentimeter das Ziel verfehlte (15.). Aber nur eine Minute später nahm die Partie den erwarteten Verlauf, als Griesch einen Pressschlag volley in die Maschen hämmerte. „Ich wusste gar nicht, dass man Dir glauben kann“, rief Coach Matthias Bub seinem Torschützen zu, denn der hatte sein Tor vor dem Spiel angekündigt.

Die Gastgeber hielten sich weiterhin vornehm zurück, „gegen einen Oberligisten kann man eben nicht von Anfang an Druck machen, das muss sich erst mal alles zurecht rütteln“ gab Christian Zieglowski hinterher zu Protokoll. Zumal die beiden Top-Stürmer, Raphael Wiegratz und Marcel Ullrich, die zusammen schon 32 Tore in der Bezirksliga erzielten, angeschlagen auf der Bank saßen. Lediglich zwei, drei Freistöße von Marcel Smolinski sorgten für etwas Abwechslung für den ansonsten Sonnenbrand gefährdeten Sascha Kleinschmidt. Condor machte weiter Druck, insbesondere die Einwürfe (!) von Müller gerieten auf dem kleinen Spielfeld zu gefährlichen Flanken: Florian Neumanns Kopfball wurde gerade noch auf der Linie geklärt (26.) und Marcel Abshagen scheiterte an Keeper Lütten (41.).

Nach dem Seitenwechsel rieben sich die Zuschauer, die von nun an für viel Stimmung sorgten und immer wieder kräftig Szenenapplaus spendeten, verwundert die Augen. Auf einmal spielten die Fünfhausener groß auf. Peter Marks (46.) und Jan Oltmann (47.) gaben quasi als Vorwarnung gefährliche Distanzschüsse ab. Ein paar Minuten später hatte Marks dann offensichtlich sein Zielfernrohr richtig justiert und erzielte aus 14 Metern den Ausgleich (51.). Doch „Matze“ Bub hatte ja noch einen Joker auf der Bank sitzen: Geburtstagskind Florian Niemann, den er nach 66 Minuten für Namensvetter Florian Neumann brachte. Drei Minuten nach der Einwechslung lagen sich die beiden schon in den Armen, Niemann hatte nach einer Ecke von Söhren Grudzinski aus der Drehung heraus die erneute Führung für den Favoriten erzielt, die Schwoy nach 77 Minuten zur beruhigenden Vorentscheidung hätte ausbauen können, wenn nicht sogar müssen. Doch der begnadete Techniker brachte den Ball aus sieben Metern nicht an Torhüter Lütten vorbei.

Der SCVM nun mit dem Mute der Verzweiflung, nur in Pokalspielen scheint so etwas möglich zu sein. Trotz großer Hitze rannten die Zieglowski-Schützlinge, der im Sommer von Jan Schönteich mehr oder minder freiwillig beerbt wird, unermüdlich an. Von einem 2-Klassen-Unterschied war in der letzten Viertelstunde nun nichts mehr zu sehen. Schiedsrichter Dennis Voß, der heute eindrucksvoll die These widerlegte, dass im Zweifelsfall „die Großen“ von strittigen Entscheidungen profitieren, zeigte zwei Minuten Nachspielzeit an, und als die vorüber waren, rief Bub ihm zu „Wie lange noch? Bis Pfingsten?“. Immer noch eine Szene wurde zu Ende gespielt und Condor wähnte sich bereits im Halbfinale, da gab es einen letzten Freistoß für die Gastgeber kurz hinter der eigenen Mittellinie. Alle Mann nach vorn. Torhüter Lütten drosch den Ball in den Sechzehner. Torben Schimmelpfennig erwischte ihn leicht nach hinten fallend mit dem Schädel und das Spielgerät senkte sich zur Entzückung der Fans in die lange Torwartecke unhaltbar für Kleinschmidt zum 2:2-Ausgleich in den Kasten. Der Zollenspieker stand Kopf.

In der Verlängerung hatten die Vier- und Marschländer nun Oberwasser, Condor haderte mit den vergebenen Möglichkeiten, dem Schiedsrichter und der „Ungerechtigkeit“ des späten Ausgleichs. Golagetter Wiegratz, noch in der regulären Spielzeit für den erschöpften Fritsch gekommen, prüfte Kleinschmidt mit einem strammen Fernschuss aus 30 Metern (104.) und Smolinskis verunglückte Flanke klatschte fast auf die Latte (106.). Geburtstagskind Niemann hätte dann endgültig zum Osterhasen des Tages werden können, doch sein Kopfball nach Flanke von Grudzinski strich um Haaresbreite über die Latte (111.). Wäre eine Kamera vor Ort gewesen, hätten wir jetzt schon das Tor des Jahres, da ist sich der Schreiber dieser Zeilen sicher: Vier Minuten vor dem Ende wird ein Einwurf von der Condor-Abwehr zu kurz abgewehrt, der Ball landet in halbrechter Position 25 Meter vom Tor entfernt bei Kevin Herzberg, der mit absolut perfekter Schusshaltung (!) stramm abzieht und den Ball wie an der berühmten Schnur gezogen in die Maschen hämmert. Was für ein Tor, was für ein Jubel. Die Zeit lief dem SCC nun davon, die planlos nach vorne geschlagenen Bälle fanden keinen Abnehmer mehr. „So sehen Sieger aus“ stimmten die Gastgeber kurze Zeit später an, während sich Mike Griesch noch verbal mit dem Schiedsrichter anlegte und nach (!) dem Abpfiff die Rote Karte sah. Frohe Ostern.


Stimmen:

Matthias Bub (Trainer SC Condor):
Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir haben es in der Hand gehabt und den Sack nicht zugemacht. Glückwunsch an Vier- und Marschlande, die haben Leidenschaft gezeigt, gekämpft und es sich daher auch verdient. Viel Spaß noch im Pokal.


Christian Zieglowski (Trainer SC Vier- und Marschlande):
Ich bin natürlich überglücklich. Nach der missglückten Generalprobe am Freitag (nur 1:1 im Nachholspiel gegen SV N/A – die Redaktion) war das heute eine tolle Leistung. In der Halbzeitpause habe ich meiner Mannschaft gesagt, dass mit der Unterstützung der Zuschauer noch was drin ist. In so einem Pokalspiel muss man einfach Leidenschaft rüber bringen, und das hat meine Mannschaft nach zweimaligem Rückstand hervorragend getan. Unsere Defensive hat die entscheidenden Duelle gewonnen. Das ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.


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