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28.04.2009 Dritter Nachschuss und Champions-League-Niveau von Mirko Schneider
 SC Vorwärts-Wacker Billstedt – USC Paloma 2:1 (0:1) SC Vorwärts Wacker-Billstedt: Graudenz – Bollweg, Liebermann, Sulinski, Paulsen (29. Gerdan) – Kreutzer – Zwiewka, Meier (77. Mokaddem), Reichenbach – Juckel, Carrion Gaona (80. Arslan) USC Paloma: Dröge – Richter, Engl, Gregori, Kwame (85. Sülün) – Jovic, Hamurcu (80. Francke) – Savelsberg, Gottschalk – Behr (46. Protzek), Weidlich Tore: 0:1 Weidlich (63., Vorarbeit Savelsberg), 1:1 Bollweg (69., Juckel), 2:1 Carrion Gaona (75. Juckel) Gelb-Rote Karte: Kreutzer (70., Meckern/Foulspiel/Billstedt) Besondere Vorkommnisse: Co-Trainer Andreas Heeschen und Trainer Alexander Schäfke werden nach Reklamationen hinter die Bande verwiesen (jeweils Billstedt – 70./90.) Schiedsrichter: Sebastian Schiller (FV Habenhausen) – seine Pfiffe waren meist korrekt, der Platzverweis für Kreutzer vertretbar. Übersah aber eine Tätlichkeit des Palomaten Engl an Arslan (87., Ellenbogenschlag) Beste Spieler: Juckel, Carrion Gaona - Weidlich, Savelsberg Zuschauer: 70 „Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“ und „Wir haben es, wir haben gewonnen“ und „Jungs, wir können es doch“ – als die nervenaufreibenden 95 Minuten Gesamtspielzeit vorbei waren, herrschte pure Freude am Öjendorfer Weg. Die Spieler strahlten sich an und schrieen ihre Freude heraus, einige Zuschauer telefonierten erstmal ganz eifrig, um ihren Lieben das Ergebnis durchzugeben und Billstedts Co-Trainer Andreas Heeschen ging auf einem Rasenstück nahe der Tribüne hin und her wie ein Raubtier im Käfig. Die Anspannung wollte sich bei ihm immer noch nicht lösen. Sie können sie also löschen, diese aus ihrer Sicht vermaledeite Zeit seit dem 09.11.08. In zig Berichten hatte man sie ihnen vorgehalten. Kaum ein Artikel über Billstedt, der zuletzt ohne eine Erwähnung ihrer Sieglos-Serie auskam, die seit eben jenem Tag währte. Ob es für den Klassenerhalt noch reicht, wird man sehen, doch der Verlauf dieses Fußballabends bot auf jeden Fall die besten Voraussetzungen, um als Initialzündung dafür zu fungieren. Manchmal deutet sich ein glücklicher Verlauf einer Begegnung ja bereits in den ersten Spielminuten an. Dies war heute definitiv nicht der Fall, denn die Gäste überrumpelten die Rot-Violetten zunächst komplett. Gleich vier Torchancen hatte Paloma in den ersten fünf Minuten. Alexander Behr schloss schwach ab (1.), Marcel Gottschalk konnte eine von Samuel Graudenz unterlaufene Flanke nicht im Tor unterbringen (3.), den Kopfball von Nikola Jovic klärte Christian Meier auf der Linie (4.) und Kewin Weidlich scheiterte frei vor Graudenz (5.). Das Spiel, es hätte bereits früh gegessen sein können. Paloma wirkte auch in der Folge spielerisch reifer und zweikampfstärker. Billstedt war bemüht, aber wackelig in der Defensive. Dennoch waren Chancen nun zwanzig Minuten Mangelware. Dann aber ging es wieder rund. Erst mit Halbchancen auf beiden Seiten, dann mit gleich drei großen Aufregern. Als Erstes erlief Oswaldo Carrion Gaona nach einem dicken Patzer von Dennis Gregori den Ball und knallte ihn freistehend vor Frank Dröge tatsächlich vorbei (33.). Dem folgte ein schönes Tor der Palomaten durch Weidlich, welches aber wegen Abseits zurück gepfiffen wurde (35.). Zwei Minuten vor der Pause tat sich schließlich Unfassbares. Ein Freistoß von Dennis Kreutzer fiel drei Meter vor dem Tor der Gäste runter und Kim Liebermann…bugsierte den Ball mit dem Schienbein Richtung Eckfahne! Dieser sehr unterhaltsamen ersten Halbzeit schloss sich eine noch bessere Zweite an. Kaum fünf Minuten, in denen es nichts zu notieren gab. Das Spiel war jetzt ausgeglichen, es ging rauf und runter. Liebermann rettete vorm einschussbereiten Weidlich (47.), Yannic Reichenbach verzog knapp für die Gastgeber (49.), Paloma machte durch Martin Protzek ein wunderbar heraus gespieltes zweites Abseitstor (52.), Liebermann versuchte es aus zwei Metern mal mit dem Kopf und scheiterte am fliegenden Dröge (54.) – es schien, als könnten in diesem Spiel nur Tore fallen, wenn man einen Spieler mit dem Ball angebunden am Körper ins Netz werfen würde. Doch dann geschah es – und wie es geschah! Nach einer zu weit geratenen Ecke griff Erhan Gerdan katastrophal zu früh an und ließ sich von Dirk Savelsberg überlaufen. Dessen Pass sah Weidlich alleine auf weiter Flur, da Yannic Reichenbach noch vor der Mittellinie (!) auf Abseits spielte. Weidlich schob den Ball lässig an Graudenz vorbei – 0:1! Jetzt schien alles vorbei für Billstedt, doch das war er nicht, der endgültige Genickschlag. Sie stürmten stattdessen mit dem Mute der Verzweiflung. Erst piekte Juckel das Leder an die Latte (68.) und dann schossen die Gastgeber ein Tor, wie es zur Zeit nur sie machen können. Kurze Ecke von Kreutzer auf Carrion Gaona, der tankt sich durch und legt zurück auf Juckel, der nur noch verwandeln muss, aber einen Palomaten anschießt. Danach folgt ein munteres Scheibenschießen aus grotesk guten Schusspositionen zwei Meter vorm Tor, bis Christian Bollweg im dritten Nachschuss den Ausgleich mit allem Willen herstellt. Allerdings schien die Freude nicht lange zu halten, denn kurz nach Wiederanstoß flog Kapitän Kreutzer nach einer unglücklichen Aktion gegen Weidlich vom Platz. Machte aber nichts, da das Billstedter Sturmpaar auf einmal Champions-League-Niveau auspackte. Juckel hob wie ein echter Zehner den Ball auf die Viererkette zulaufend mustergültig über diese in den Lauf von Carrion Gaona. Dieser musste den Ball erst stoppen, machte dann aber zwei hinzugeilte Palomaten auf dem Bierdeckel nass und vollendete flach durch einen kleinen Spalt in die kurze Ecke zum 2:1! Der Rest war Hektik, Hektik, Hektik! Fouls, Gelbe Karten, Schiri-Diskussionen, Spannung bis zum Zerbersten. Aber Chancen gab es keine mehr und so stand er fest, der Billstedter Sieg. Sie hatten ihn erzwungen. Stimmen: Ali Farhadi (Co-Trainer USC Paloma): Hier war heute mehr drin. Dieses Spiel hätten wir nicht verlieren müssen. Wir haben hier ganz entspannt 1:0 geführt und dann machen wir solche Abwehrfehler. Wie wir die Tore gekriegt haben, das war ganz schlecht. Und nach dem 1:2 haben wir viel zu viele lange Bälle gespielt und gar nicht mehr über außen, wie wir das eigentlich machen. Das war ein bisschen planlos. Chancen waren aber natürlich trotzdem genug da, um das eine oder andere Tor mehr zu machen. Gerade am Anfang haben wir gut angefangen, aber da fehlte ein bisschen der Wille, das Ding wirklich rein zu machen. Trotzdem, man darf so ein Spiel einfach nicht aus der Hand geben, auch wenn der Gegner den Schwung vom 1:1 dann prima in die Schlussphase mitgenommen hat. Andreas Heeschen (Co-Trainer SC Vorwärts-Wacker Billstedt): Ich habe immer noch Magenschmerzen. Ich muss zunächst mal sagen, dass ich mit der Schiedsrichterleistung unzufrieden bin. Da wurde mir heute zu oft mit zweierlei Maß gemessen. Er hat erst ganz gut gepfiffen, aber in Hälfte Zwei, so finde ich, seine Linie verloren. Über den Sieg freuen wir uns natürlich trotzdem. Die Moral ist intakt, das hat man nach dem 0:1 gesehen. Wir haben auch in der ersten Halbzeit mit mehr Herz gespielt als in den letzten Wochen. Zwar nicht gut, aber mit mehr Herz. Beim 1:1, so was gibt es eigentlich gar nicht, der Ball hätte längst vorher drin sein müssen, wie übrigens einige andere Chancen von uns auch. Was unsere Chancen auf den Klassnerhalt betrifft, so stelle ich keine Hochrechnungen an. In Wahrscheinlichkeitsrechnung war ich immer schlecht in der Schule. Aber vielleicht haben wir so einen Sieg einfach mal gebraucht. |
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