28.04.2009 Pflichtsieg: Bergedorf mit dem Minimax-Prinzip von Andreas Killat
präsentiert:
SC Condor – ASV Bergedorf 85 0:1 (0:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Pawletta, Rohbaqsh, Griesch – Niemann, Müller – Ulusoy, Schwoy, Abshagen (65. Szyszkowski) – Griese (74. Vespermann) ASV Bergedorf 85: Langen – Pettersson, Sobczyk, Leinroth, Savelsberg – Ioannou – de la Cuesta (67. Papke), Nadj, Toksöz (83. Aykurt) – Landau (72. Kunkel), Reincke Tore: 0:1 Nadj (58.) Schiedsrichter: Yalcin Arlioglu (TuS Hamburg): Unaufgeregt, unauffällig und trotzdem souverän. Richtig gut! Warum nicht immer so? Hatte nur mit seiner Nase Probleme und ließ sich von Condors netter Physiotherapeutin Miriam Nack das Nasenbluten stillen. Beste Spieler: Ulusoy (1. HZ), Twardawa – Leinroth, Nadj Zuschauer: 150
So sehen Favoritensiege häufig aus: Minimaler Aufwand, maximales Ergebnis. Ökonomieschule erstes Semester. Unverdient war es am Ende aber nicht, die spielerische Klasse der Elstern blitzte immer wieder auf und es ist eben durchaus ein Zeichen von Qualität, solche Spiele am Ende zu gewinnen.
Tibor Nadj nutzte die vom Gastgeber zunächst an den Tag gelegte Zurückhaltung als Erster aus und prüfte Keeper Sascha Kleinschmidt mit einem strammen Schuss aus 25 Metern (8.). Doch so langsam legten die Condoraner ihre Scheu ab. Besonders Onur Ulusoy schien gegen seinen Ex-Verein besonders motiviert und glänzte in der ersten Halbzeit mit vielen sehenswerten Aktionen, ließ dann aber später im Laufe der Partie (genau wie Markus Schwoy) wieder deutlich nach. In der 20. Minute hatte Ulusoy den Führungstreffer auf dem Fuß, doch Mirko Langen brachte irgendwie noch ein Bein dazwischen. Der Abpraller landete bei Marcel Abshagen, der aus wenigen Metern einen Seitfallzieher versuchte und den Ball an die Oberkante der Latte setzte. Nicht nur Co-Trainer Meik Ehlert meinte nach dem Spiel, dass hier mit etwas mehr Ruhe und Gelassenheit bei der Ballannahme wohl das sichere 1:0 fällig gewesen wäre. Nur drei Minuten später war das Duo erneut unterwegs, Ulusoy brachte eine langgezogene Flanke auf den am zweiten Pfosten lauernden Abshagen und der hechtete sich in bester Stefan-Kuntz-Manier hinein, doch der Flugkopfball strich knapp vorbei.
Vom Tabellenführer war in dieser Phase nicht mehr viel zu sehen, und sie hatten Glück, dass Malte Griese etwas ungeschickt am von Schwoy geflankten Ball vorbeisprang (38.), so dass es zur Pause bei einem schmeichelhaften Remis blieb. Die zweite Halbzeit begann so, wie die erste endete: Mit einer dicken Chance für Griese. Ulusoy - mit seiner letzten wirklich guten Aktion im Spiel - setzte sich auf dem rechten Flügel durch und bediente perfekt Griese, doch der Polizist schoss übers Ziel hinaus (49.). Erst jetzt schickten sich die Gäste an, wieder vermehrt am Spiel teilzunehmen. Und wer früher häufig Bayern München im Fernsehen sah (bzw. zuletzt den VfL Wolfsburg), der konnte schon ahnen, was passiert.
Jan Savelsberg versandte mit seinem Schuss die ersten zarten Grüße seit langer Zeit in Richtung Kleinschmidt (57.), der nur mit Mühe zur Ecke klären konnte. Doch gleich die nächste Szene brachte die überraschende Führung: Nadj schlich sich in den Strafraum der Raubvögel, wurde von Jan Landau traumhaft in Szene gesetzt, und verwandelte souverän aus acht Metern halbrechter Position (58.). Zarte Abseitsrufe waren unbegründet, da in der Mitte noch zwei Condor-Spieler ihre Gedanken ordneten. So machen das die Favoriten eben und auf ein mal lief der Ball wieder wie am Schnürchen, und insbesondere Matthias Reincke stand – meist mit dem Rücken zur Abwehr - immer wieder als Anspielstation zur Verfügung und zelebrierte den modernen „One-Touch“-Fußball.
Oliver Leinroth, der eine ganz starke Partie in der Innenverteidigung ablieferte und auch immer wieder mit nach vorne rückte, hatte Sekunden nach dem Führungstreffer dann sogar das 2:0 auf dem Kopf (59.), scheiterte aber denkbar knapp. Dieses Mal durfte er also mitspielen. Zur Erinnerung: Bereits am 21.09.2008 war Leinroth im Sportpark Oldenfelde angereist, damals allerdings noch mit dem SV Lurup. Doch (Ex-)Coach Oliver Dittberner befand seinen Kapitän angeblich für zu schlecht („Wir haben 18 Bessere“, siehe http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=3225), was letztendlich zum Zerwürfnis und zur Trennung führte. Nicht ganz ohne Genugtuung meinte Leinroth – angesprochen auf dieses Zitat - nach der Partie: „Das hat man heute ja gesehen“.
Die Elstern haben es damit den Hausherren gleichgetan und sind nun neun Auswärtspartien in Folge unbesiegt (7-2-0, während Condor bei 5-4-0 steht). Die Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 16 Spiele: 3 Siege, 5 Remis, 8 Niederlagen, 23:30 Tore
Stimmen:
Manfred Nitschke (Trainer ASV Bergedorf 85): Wir haben heute ein ausgesprochen ausgeglichenes Oberligaspiel gesehen, mit zwei Mannschaften, die auch spielerisch Akzente setzen konnten. Unser Tor fiel zum richtigen Zeitpunkt, davor hatte Condor gute Möglichkeiten, hat sie aber zum Glück nicht genutzt. Es wäre uns heute wohl sehr schwer gefallen, bei einem Rückstand zurück ins Spiel zu kommen. Aber so ist es heute ein großer Schritt zur Regionalligaqualifikation für uns.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Das Spiel war insgesamt sehr ansprechend, mit relativ viel Tempo drin. In der Anfangsviertelstunde hatten wir etwas zuviel Respekt, aber danach in der ersten Halbzeit ganz klar die besseren Chancen. Da hätten wir in Führung gehen können, sind es aber eben nicht. Und dann hat man die Klasse von Bergedorf gesehen, wie gut die den Ball laufen lassen können und eiskalt ihre Chancen nutzen und jeden Fehler konsequent bestrafen. Natürlich hätte Bergedorf danach auch noch das zweite Tor nachlegen können, aber insgesamt denke ich, wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Schade, dass wir uns nicht belohnt haben.
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