02.05.2009 Piet, Lars und die Buchstabensuppe von Mirko Schneider
präsentiert:
FC Voran Ohe – SC Victoria Hamburg 1:3 (0:2)
FC Voran Ohe: Hamdorf – Tank, Maric, Rodrigues, Kaba – Aksu, Kudling – Meyer (59. Rasminda), El Osman – Kilic (74. Faizi), Carl SC Victoria Hamburg: Sager – Ucan, Asante, Eybächer Möbius – Bajramovic – Trimborn, Aktan – Stilz (45. Erman) – Rahn (74. Schulz), Tunjic (66. Akgül) Tore: 0:1 Tunjic (11., Vorarbeit Rahn), 0:2 Bajramovic (26., Trimborn), 0:3 Erman (62., Tunjic), 1:3 Faizi (76., Kaba) Schiedsrichter: Zibull (SV Heidgraben) – ohne jegliche Probleme in einem fairen Spiel. Beste Spieler: Hamdorf, Kilic – Bajramovic, Tunjic, Trimborn, Rahn Zuschauer: 124
„Liebe Zuschauer, liebe Fans, liebe Oher, leider haben wir vergangenes Wochenende unsere Buchstabensuppe nicht aufgegessen und sind deshalb nicht in der Lage, euch über unsere Sicht der Lage zu informieren. Gruß, Piet und Lars“. Wer vor dem Spiel die Vereinszeitung „FC Voran Ohe live“ aufschlug, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. `Immerhin kreativer Humor im Abgrund` mag sich manch einer gedacht haben, doch hinter den Zeilen der Rubrik „Trainerwort“ steckte mehr. Der Oher Coach Piet Wiehle hatte der Mannschaft nämlich am Dienstag mitgeteilt, sie mache diese Woche alles selbst. Training, Mannschaftssitzung, Aufstellung, Taktik – eben alles. Begründung: „Ich hatte es satt, dass das, was ich sage, bei den Jungs in der Birne anscheinend oft nicht ankommt. Und auch das viele Gemecker, zum Beispiel bezüglich Fünferkette und Dreierkette und wer spielen darf und wer nicht, nervte mich. Also wollte ich die Jungs durch diese Maßnahme anregen, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.“
So kam also heute ein ungewöhnliches Experiment vollends zum Tragen. Die Mannschaft stellte sich, mit Hilfe von Interimscoach Matthias Heidrich (wegen der Roten Karte in Niendorf gesperrt), selbst auf. Peter Wiehle und Lars Gawel guckten zu, sagten aber nichts. Streng genommen wurde also der Traum eines jeden passionierten Trainerkritikers wahr: spielen in absoluter Eigenregie. Was die Mannschaft gleich mal für einige Veränderungen nutzte. Taktisch: Eine glatte Viererkette statt fünf Leute hinten, zwei Außenbahnspieler im Mittelfeld statt auf den Halbpositionen, zwei echte Stürmer anstelle einer Spitze. Personell: Selim Aksu im defensiven Mittelfeld, Orlando Rodrigues in der Viererkette, Ibrahim Kilic und Dennis Carl im Sturm.
Jetzt mussten sie es nur noch besser machen als sonst. Dies allerdings gelang nicht wirklich. „Vicky“ hätte schon nach 49 Sekunden durch einen Alleingang von Roger Stilz führen können, holte dies jedoch gut zehn Minuten später nach. Jasmin Bairamovic, der mit vielen öffnenden Pässen glänzte, brachte Stephan Rahn in Position, welcher den Ball wie am Reißbrett gezeichnet flach auf Mladen Tunjic’ rechten Fuß servierte. Dieser netzte zum 1:0 für den Favoriten ein. Ohe schlug mit einem gefährlichen Fernschuss von Florian Tank zurück (14), kassierte jedoch alsbald den nächsten Nackenschlag. Sven Trimborn flankte butterweich auf Bajramovic und dieser köpfte noch wunderbarer gegen Björn Hamdorfs Laufrichtung zum 2:0 für „Vicky“ in den langen Winkel.
Die Mannschaft reagierte. Aksu ließ sich wieder auf seine Ausputzerposition fallen, doch dies nützte kaum was. Ohe vergab nämlich in Person des umtriebigen Ibrahim Kilic seine Chancen (35., 38.), während der Meister nun vornehmlich in den, wie der geschätzte Kollege Folke Havekost sagen würde, „Vicky-Modus“ schaltete: Spielkontrolle zuerst, wir schaukeln das schon! So wurde die Begegnung in der zweiten Hälfte immer ereignisloser. Ohe traute man trotz manch ordentlichem Angriff bei der gebotenen „Durchschlagskraft“ nichts zu, die Gäste machten ihrerseits durch einen Konter von Aytac Erman den dritten Treffer, ließen weitere Konterchancen allerdings ungenutzt liegen und taten insgesamt kaum mehr als nötig. Hasibullah Faizis 1:3 war zweifellos schön anzuschauen, aber letztlich Ergebniskosmetik.
Während Bert Ehm nach Spielschluss ob des Bergedorfer Ergebnisses „fröhlich in die letzten vier Spiele“ gehen wollte und gewohnt knackig erklärte „Erst einmal sind die drei Punkte wichtig – sonst nichts!“, meinte Piet Wiehle, er würde „dem Team später sagen, was sein Fazit des Spiels sei.“ Matthias Heidrich tat dies auf der Pressekonferenz, in dem er wie auch Wiehle die Einmaligkeit der experimentellen Aktion feststellte, um dann zum Spiel zu sagen, man habe „ganz gefällig gespielt“, aber „nicht die Mittel gehabt, um Vicky zu gefährden.“ Spaßiges Abschlusswort Ralf Naundorf: „Matthias, ich sehe eine neue Karriere auf dich zukommen.“
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