06.05.2009 Niemand vergibt seine Chancen so schön wie der FC Voran Ohe von Mirko Schneider
SV Lurup – FC Voran Ohe 3:1 (0:1)
SV Lurup: Kindler – Ehlers, Czech, Oduro-Opuni, Friedrich – Ann, Sander – Pfahl (74. Antoniou), Friauf (53. Kayis), Bober (84. Akinyosoye) – von Wensierski FC Voran Ohe: Katzfey – Aksu – Meyer, Rodrigues, Maric (46. Tank), Kaba – Kudling, El Osman (80. Rasminda) – Carl – Kilic, Heidrich Tore: 0:1 Carl (15., Vorarbeit Heidrich), 1:1 von Wensierski (52., Pfahl), 2:1 Sander (83., von Wensierski), 3:1 von Wensierski (89., Kayis) Schiedsrichter: Schmidt (SC Poppenbüttel) – durchschnittlich. Pfiff mal kleinlich, mal großzügig. Das 3:1 war stark abseitsverdächtig. Beste Spieler: Kindler, von Wensierski – Carl, Meyer, Heidrich, Maric Zuschauer: 60
Selbst die allergrößten Oher Optimisten können einpacken. Nicht einmal eine Serie von vier 15:0-Siegen kann sie jetzt noch retten: Ohe ist mit dem heutigen Abend endgültig abgestiegen! Abgestiegen mit einer Leistung, die dem Tabellenplatz Hohn spottet und selbst mit einem Punkt reichlich dünn belohnt worden wäre. Dass es gar keiner wurde, liegt am Ziel dieses Spiels: das kleine runde Ding muss in das große rechteckige Ding des Gegners. Da führt nichts dran vorbei und wenn sich allerhand Potenzial beinahe 90 Minuten überall auf dem Platz zeigt, nur in des Gegners Strafraum nicht, ist in der Tabelle eben kein Staat zu machen.
Der geneigte Leser ahnt, wie das Spiel lief. Ohe war nach kurzer Abtastphase überlegen und blieb es fast die gesamte Zeit. Gleich die zweite Chance der Gäste war ein Treffer, ein sehr schöner sogar. Dennis Carl gab sich mit einem wuchtigen Flachschuss aus gut 25 Metern nach intelligentem Zuspiel von Matthias Heidrich die Ehre. Der SVL bot weitgehend Harmloses, am Ehesten war noch ein Volleyschuss von Thomas Friauf als Chance zu bezeichnen (30.). Da ging es vor dem Tor des SVL schon heikler zu. Roman Friedrich spielte am Fünfer Ibrahim Kilic direkt in die Beine, der überrascht ob so viel Gastfreundlichkeit verzog (26.). Heidrich war nach langem Abstoß von Ryan Katzfey und einem Stellungsfehler des sehr schwachen Kapitäns Björn Czech frei durch, schloss aber unplatziert ab (40.). Neben diesen guten Möglichkeiten war Ohes Abwehrleistung beeindruckend. Immer wieder verfing sich Lurup im engmaschigen Verteidigungsnetz der Gäste.
Nach den Kabinenansprachen ging es gleich weiter mit zwei gefährlichen Fernschüssen von Carl (49., 50.) – und mit dem schmeichelhaften Ausgleich für Lurup. Einen langen Pass von Tom Bober versuchten Orlando Rodrigues und Argetim Kaba per Kopf zu Katzfey zurück zu geben, was jeweils nicht gelingen wollte. Marten Pfahl setzte nach, Kasper von Wensierski kam an die Kugel und plötzlich lag der Ball im kurzen Eck.
Ohe ließ sich nicht beeindrucken, spielte weiter nach vorne. Kindler entschärfte Mike Kudlings Geschoss (60.), bevor der SVL seinerseits einen guten Konter hatte, den von Wensierski mit einem Schuss an den Außenpfosten beendete (67.). Im Anschluss daran schafften es die Gäste, vier Top-Chancen in fünf Minuten zu vergeben. Heidrich schoss den Vogel per Kopfball ab, als er aus drei Metern drüber köpfte (73.), Kindler parierte exzellent gegen Meyer (75.) und klasse gegen Heidrich (77.) und Kilic verdeckter Schuss strich knapp vorbei (78.).
In all dem Drängen auf den Sieg fing Ohe sich dann, einer der ältesten Fußballweisheiten folgend, einen Konter ein. Roman Friedrich schickte von Wensierski auf links, dessen Flanke Sebastian Sander mit Hilfe des Innenpfostens im Kasten versenkte. Sechs Minuten später kam noch ein stark abseitsverdächtiges Tor durch den gnadenlos effizienten von Wensierski dazu und Lurup hatte gewonnen. Sicher glücklich, aber Ziel des Spiels ist eben, doch das hatten wir ja schon…
Stimmen:
Peter Wiehle (Trainer FC Voran Ohe ): Nach dem Spiel gerade ist Andreas Klobedanz auf mich zu gekommen und hat sich entschuldigt. So was ist auch selten. Die machen aus zwei Chancen drei Tore. Wir haben zehn Hundertprozentige und als Tommy Schriever kam sagte ich noch zu ihm, dass wir 5:0 führen müssen, es aber nur 1:1 steht. Was wir verballert haben, geht auf keine Kuhhaut. Ich kann mich darüber schon gar nicht mehr aufregen. So laufen 80 % der Spiele von uns. Aber ich muss trotzdem sagen, dass ich ansonsten nichts zu kritisieren habe. Die Mannschaft hat fast das gesamte Spiel gut gespielt, hat gekämpft, hat sich Torchancen raus gespielt, Spielwitz gehabt, den Gegner schlecht aussehen lassen. Ich habe den Jungs in der Halbzeit noch gesagt, dass das Einzige, was fehlt, die Vorentscheidung ist. Stattdessen hauen wir uns die Tore wieder selber rein so wie das 1:1. Da können wir den Ball auch gleich selbst rein schießen. Unsere Planung für die nächste Saison wird übrigens diese Woche Form annehmen, so dass wir dann auch was öffentlich machen können.
Andreas Klobedanz (Trainer SV Lurup): Ich möchte nicht so weit gehen, mich für den Sieg zu entschuldigen. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Hut ziehe vor Voran Ohe, wie die hier aufgetreten sind. Sie haben als feststehender Absteiger Charakter gezeigt. Es war ein sehr, sehr, sehr, sehr glücklicher Sieg für uns. Trotzdem nehmen wir das gerne mit, weil das zu 99 % den Klassenerhalt für uns bedeutet. Ohne Kindler hätten wir nicht gewonnen. Das ist der beste Torwart der Liga, keine Frage. Ohne ihn würden wir ganz woanders stehen. Wir haben ihn schon einige Male gebraucht, auch heute wieder. Nun haben wir 9 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze plus unser Torverhältnis plus ein Spiel mehr. Wir sind noch nicht ganz durch, aber wenn wir das jetzt nicht schaffen würden, dann müssten wir eigentlich alle sofort aufhören.
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