07.05.2009 Vorschau: Bald werden wir alles wissen! von Mirko Schneider
Noch 22 Tage und wenige Stunden und wir alle werden wissende Menschen sein. Was die ganze Saison kreuz und quer auf allen Plätzen Hamburgs diskutiert wurde, nämlich welche Mannschaften ihre Erwartungen diese Saison wie erfüllen – es wird ein für allemal bekannt sein. Unwiderruflich festgeschrieben in der Tabelle der Oberliga Hamburg, mit einer endgültigen Bilanz zum Nachlesen. Wie werden wir uns fühlen, wenn all das, was wir ja die ganze Zeit schon immer wussten (oder nicht) oder vermuteten (oder nicht) tatsächlich eintritt - – oder ausbleibt? Die Antwort wird natürlich lauten, dass nach kurzer Verarbeitung der Realität gleich die nächste Saison diskutiert wird. Welche Argumente die jeweiligen Fans haben werden, hängt auch maßgeblich vom anstehenden 31. Spieltag ab. Also hinein ins Vergnügen:
SC Victoria (2) vs. TSV Buchholz 08 (4) *** – Freitag, 19:00 Uhr (Hinspiel: 1:3)
Für Vicky schließt sich der Kreis. Nach der bitteren 1:3–Niederlage im Hinspiel schien der Titel in diesem Jahr Utopie, doch danach begann der sagenhafte Aufwärtstrend der Jungs von der Hoheluft. 40 Punkte aus 17 Spielen machte Bert Ehms Truppe seitdem, holte 12 Siege, 4 Unentschieden und musste nur einmal (daheim gegen Bergedorf) als Verlierer den Platz verlassen. Das Ganze bei 40:12–Toren. Hätten sie nicht die halbe Hinrunde verschlafen, sie wären längst Meister. Das ist natürlich auch das Stichwort für Buchholz. Wie wäre es denn mit einem Überraschungssieg bei Vicky und gleich darauf mit einem Dreier beim Nachholkick in Lurup? Dann kommen zwei Heimspiele, das sind immer sichere Punkte für die Nordheider, und nach dem Triumph in Egenbüttel ist der Titel perfekt, weil klammheimlich alle überholt worden sind. Wie Thomas Titze solchen Träumereien gegenüber steht, müssen wir nicht extra erwähnen. Aber Buchholz kann frei aufspielen. Ein bisschen Träumen sollte erlaubt sein…
Schiedsrichter: Neumann (FC Elmshorn)
Eintracht 03 Norderstedt (8) vs. FC Voran Ohe (18) *** – Freitag 19:00 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Garstedt 1 (Rasen) - Ochsenzoller Str. 58, 22848 Norderstedt
In Norderstedt ist gerade gar nicht Norderstedt selbst Thema, sondern die zweite Mannschaft des HSV. Die spielt nämlich in Norderstedt, was einigen Anwohnern und einer großen, ortsansässigen Partei auf Grund bestimmter anreisender Fangruppen nicht ganz so zu gefallen scheint. Am Freitagmorgen gibt es jedenfalls eine Pressekonferenz dazu, aber spätestens am Abend ist dann volle Konzentration auf den FC Voran Ohe angesagt. Der Wettstreit der befreundeten Trainer Marco Krausz und Matthias Bub um den siebten Platz ist noch nicht entschieden, auch wenn Krausz’ Norderstedter momentan die schlechteren Karten haben. Doch gegen Ohe sollte eigentlich nichts schief gehen. Einem 1:3 gegen Vicky mit einer sich selbst aufstellenden und letztlich chancenlosen Mannschaft folgte gestern ein 1:3 bei Lurup mit einer von Trainer Peter Wiehle hervorragend eingestellten Truppe. Die machte fast alles richtig, zeigte sich aber wie so oft extrem kreativ im Auslassen bester Möglichkeiten. Daher steht eigentlich kein Zitterspiel für die Gastgeber auf dem Programm.
Schiedsrichter: Teuscher (SC Eilbek)
SC Egenbüttel (17) vs. ASV Bergedorf 85 (1) – Freitag 19:30 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Moorweg 1, 25462 Rellingen
Die Erinnerungen an das Hinspiel müssten Bergedorf immer noch schmerzen. Die Überlegenheit wurde nicht in Tore umgemünzt, irgendwann schoss Egenbüttel auch mal auf die Kiste und auf einmal waren zwei Punkte weg. Die könnte man nun, da Vicky immer näher rückt, dringend gebrauchen. Doch die Jungs von Manfred Nitschke haben nach wie vor alles in der eigenen Hand, auch nach dem „Diddel–Kram“ (Zitat Oliver Leinroth) gegen den USC Paloma, als erst mit der letzten Aktion das 2:2 erzielt werden konnte. Egenbüttels Klassenerhaltschancen sind dagegen ungefähr so hoch wie die Wahrscheinlichkeit einer Wiedereinstellung von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern zur neuen Saison. Ein lockeres 13:1 gegen die Elstern könnte kurzfristig noch mal Hoffnung bringen, aber im Mittelpunkt wird für die Truppe vom Moorweg in den letzten Partien, ganz unprophetisch prophezeit, eine anständige Verabschiedung aus der Oberliga Hamburg stehen.
Sollte am Borgweg nicht allzu viel nachgespielt werden, stehen die Chancen von Daniel Sagers Truppe gegen BU gar nicht so schlecht. Beim SC Condor verloren die Borgwegler durch einen späten Elfer zwei Punkte und zwei Spieler mit Feldverweisen wegen Undiszipliniertheiten in der Nachspielzeit, was Manager Jürgen Domzalski noch einige Zeit nach Spielende ärgerte. Er hatte Marc Albrecht, der wegen Meckerns später glatt Rot sah, schon vorher von außen ermahnt, ruhig zu bleiben. Dieser kommentierte unwirsch, es sei ja gut, er habe verstanden. Das Ergebnis ist bekannt. Etwas mehr Disziplin, wenngleich der Ärger der VfLer verständlich war, sollte also zum Ausfallen der Nachspielzeit noch dazu kommen. Und ein kräftiges „Shalalalala“ von Katja Gehrmann, wie spontan bei den Toren zum Sieg gegen St. Pauli II durchs Mikro dargeboten. Die Gäste hingegen haben nur noch einen Auftrag: Peter Martens den Abschied versüßen. Mit dem verdienten 2:1 gegen Curslack ist man nun auch rechnerisch durch an der Anfield und hat noch über drei Wochen Zeit, Abschiedsgeschenke zu verteilen. Spielt BU so gut weiter wie momentan, wäre ein Knacken der 50-Punkte-Marke ein erstes, realistisches Geschenk für den eloquenten Trainer.
Curslack schwächelte zuletzt in seinen Auswärtsspielen ein wenig (0:4 bei Paloma, 1:2 bei BU). Doch ruhig Blut, es ist ein Heimspiel. Hier gab es erst eine Niederlage, gegen Bergedorf 85 durch Jan Landau in der dritten Minute der Nachspielzeit. Ansonsten kann man durchaus von der ´Macht vom Gramkowweg´ sprechen. Satte 32 Punkte aus 15 Spielen sprechen davon ab eine deutliche Sprache. Um einen würdigen Abschied geht es auch hier bald, und zwar um den von Nils Pichinot. Momentan plagt er sich mit Kniebeschwerden herum, aber ein paar Tore zum Schluss wären natürlich besonders schön, bevor er nächste Saison die braun-weißen Farben überstreift. Gegner Lurup wird dies verhindern und den letzten Prozentpunkt für den Klassenerhalt sichern wollen. Laut Trainer Andreas Klobedanz müssten alle ihre Karriere beenden, sollte man diese Ausgangslage noch verspielen. Dieser Massenrückzug wird aber nicht zu befürchten sein, selbst wenn nicht noch einmal so viel Glück plus Kindler plus von Wensierski dazu kommen wie gegen Ohe.
Schiedsrichter: Krohn (TSV Reinbek)
FC St. Pauli II (5) vs. Meiendorfer SV (3)*** – Sonnabend, 15:00 Uhr (Hinspiel: 3:3)
Waidmannstraße, 22769 Hamburg
Die Begegnung an der B75 im Herbst wird bis heute von vielen Kennern als das beste Spiel der ganzen Saison gepriesen. Ein 3:3 mit allem, was der Fußball hergab, verzückte die Fans. Der damalige Gästecoach Joachim Philipkowski sprach auf der Pressekonferenz davon, man habe „immerhin einen Punkt beim Tabellenführer geholt“ und erntete von den Meiendorfer Zuschauern spontanen Szenenapplaus für diese Adelung. Damals galt St. Pauli II allerdings noch als Übermannschaft. Mittlerweile wird es eher spannend sein, alsbald zu erfahren, welches Saisonziel es im nächsten Jahr sein soll. Bezogen auf das Spiel wird wohl eine völlig durchgewürfelte St. Pauli-Truppe auf dem Platz stehen. In der ersten Mannschaft fallen massenhaft Spieler aus, bis zu 5 Kicker der Zweiten sollen hochgezogen werden. Mal schauen, wie Meiendorf dies nutzt. Vier Punkte Rückstand sind in vier Spielen aufzuholen, zumal die Göttlinger am letzten Spieltag noch im direkten Duell an den Sander Tannen spielen. Hätte man vor kurzem beim anderen direkten Duell an der Hoheluft seine Tormöglichkeiten genutzt, hätte man noch alles selbst in der Hand. Doch man kann nicht alles haben im Leben. Vielleicht aber einen Sieg an der Waidmannstraße…
Der SC Concordia muss gewaltig aufpassen. Nach dem 0:2 in Buchholz beträgt der Abstand auf einen Abstiegsplatz nach wie vor nur drei Punkte. Sie sind noch nicht gerettet, auch wenn das zwischenzeitlich vielleicht einige glaubten, und das Restprogramm liest sich alles andere als spaßig. Beim USC Paloma, daheim Egenbüttel und Bergedorf, nach Lurup. Bis auf das Egenbüttel-Heimspiel, welches vielleicht gerade deshalb schwierig wird, ist keine Begegnung dabei, der das Prädikat „Machen wir schon“ mal so nebenbei aufgedrückt werden kann. Pokalfinale zählt also erst morgen, jetzt ist punkten bei Paloma wichtig. Die Gastgeber stehen ihrerseits vor der Aufgabe, dem Klassenerhalt einen großen Schritt näher zu kommen. Nahe dran waren sie in den letzten Begegnungen. Bei einem gefälligen Auftritt in Billstedt (1:2) belohnten sie sich nicht, in Bergedorf (2:2) hielt die Führung bis in die 93. Minute, bevor der Ausgleich die Hoffnungen auf drei Punkte zerstörte. Nun haben sie also Cordi vor der Brust. Man darf gespannt sein.
In Billstedt glüht kaum noch ein Funken Hoffnung. Fünf Punkte und zehn Tore gilt es in vier Spielen aufzuholen. Das verdiente 0:1 in BU gibt da nicht gerade Anlass zur Hoffnung. Schon eher der Auftritt vom jungen Rechtsverteidiger Christian Bollweg, der seine Seite kompromisslos dicht machte. Was aber gegen HR nichts nützten wird, wenn die Stürmer nicht treffen. Die Forderung eines Sieges gegen HR mit dem Begriff „Pflicht“ nur unzureichend beschrieben. Die Gäste werden aber nichts verschenken, ist ihre Lage doch auch noch nicht sicher. Ein Sieg am Öjendorfer Weg wäre schon fast der Klassenerhalt, eine Niederlage würde die Elf von Thomas Bliemeister noch einmal in den Sumpf ziehen. Mit einem Unentschieden könnte HR hingegen auch ganz ordentlich leben. Wir warten ab, was die beiden Teams aus unseren Spekulationen machen werden.
Vordergründig geht es nur noch für die Niendorfer um richtig was. Zwei Punkte sind es nur auf den ominösen Platz 15 und die Psyche der Spieler wird maßgeblich mit davon abhängen, was die Konkurrenz vom Borgweg am Freitag so vorlegt. Diese empfängt man übrigens am letzten Spieltag daheim am Sachsenweg. Bei gleicher Lage wäre ein echter Krimi zu erwarten. Dies würde Carrel Segner sicher gerne vermeiden und drei Punkte gegen Condor wären hier eine gute Strategie. Doch die Elf von Matthias Bub zeigte sich zuletzt recht stabil, holte gegen den VfL 93 glücklich per umstrittenen Elfer noch einen Punkt, bestimmte allerdings vorher weitgehend das Spiel. Nur solche Kleinigkeiten wie den Ball aus zwei Metern über die Linie zu drücken (oder vier Metern, oder sechs Metern) sollten noch mal geübt werden. Dennoch hat sich Condor auf die Saison gesehen nun zurecht hinter dem „Führungs-Sextett“ einsortiert und will dort auch bleiben. Im Gegensatz zu Niendorfs Verhältnis zum VfL sollte Norderstedts Auftritt gegen Ohe am Freitag hier aber keine großen psychischen Auswirkungen auf das Spiel der Raubvögel haben.
Schiedsrichter: Yilmaz (FC Türkiye)
In der Regionalliga reist Altona 93 (16) zum Nordderby beim VfB Lübeck (10.). Der HSV II (13) empfängt Tabellenführer Holstein Kiel (1).
*** = den geneigten Leser erwartet ein Hafo-Bericht.
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