08.05.2009 Norderstedts "Slapstick" und Ohes Gewohnheiten unterhalten die Fans von Mirko Schneider
präsentiert:
Eintracht Norderstedt – FC Voran Ohe 4:2 (2:1)
Eintracht Norderstedt: Böse – Lüdemann (46. Kurzberg), Gersdorf, Kaya (17. Werwarth), Timm – Schmedes – Maurer, Arioglu (72. Hadid), Bauer – Leuthold, Fischer FC Voran Ohe: Hamdorf – Rodrigues – Aksu, Maric (80. Rasminda), Andrade, Kaba – Kudling (80. Faizi), El Osman – Carl – Heidrich, Kilic Tore: 1:0 Maric (29., ET., Vorarbeit Leuthold), 1:1 Carl (42., Rodrigues), 2:1 Gersdorf (45., Leuthold), 3:1 Fischer (81., Leuthold), 3:2 Heidrich (82., Aksu), 4:2 Hadid (90.+5, Maurer) Gelb-Rote-Karten: Gersdorf (87., wdh. Meckern), Rodrigues (90.+3 Meckern/Foulspiel) Schiedsrichter: Teuscher (SC Eilbek) – Gab Kilic für sein Nachtreten nicht mal Gelb (36.). Ahndete harte Fouls erst gegen Ende mit Verwarnungen, aber ein falsches Wort oder Ballwegschießen bedeutete sofort den gelben Karton. Schmiss Gersdorf fragwürdigerweise innerhalb von fünf Sekunden wegen wiederholtem Meckern vom Platz. Vertretbar, nach dem Schubser von Rodrigues an Fischer nicht auf Elfmeter zu entscheiden (50.). Auf der Gegenseite allerdings bekam Ohe einen Elfmeter nach Handspiel von Gersdorf nicht (51.). Dazu einige falsche Zweikampfbewertungen und strittige Abseitsentscheidungen. Das gesamte Gespann kam vom SC Eilbek, doch das stand heute nicht für gutes Zusammenspiel. Ein ganz schwacher Auftritt! Beste Spieler: Leuthold, Bauer – Carl, Heidrich Zuschauer: 130
Ein Wort tauchte bei der Spielanalyse des Norderstedter Trainers Marco Krausz immer wieder auf: „Slapstick“. Schlägt man den Begriff bei Wikipedia nach, stößt man schnell auf diesen schönen Satz: „Bezeichnend für den Slapstick ist durch körperbezogene Aktion hervorgerufene Komik, die ohne Worte auskommt.“ Krausz drückte dies so aus: „Wir versuchen immer wieder, die Zuschauer zu unterhalten. Das haben wir heute geschafft. Leider nicht durch überragende Leistung, sondern durch teilweise katastrophales Verhalten auf dem Feld.“ Diese offenen Worte ehren Krausz, der das Spiel nicht schön redete und sich „glücklich schätzte, dass wir es wenigstens 4:2 gewonnen haben.“ Die tatsächlich etwas absurden Umstände dieses 4:2 wollen wir nun mal unter die Lupe nehmen…
In den ersten siebzehn Minuten konnte man beobachten, wie es ist, wenn eine Viererkette nicht viel mehr wert ist als ein Schweizer Käse. Dennis Carl (8., 10., 11.), Ibrahim Kilic (16.) und Matthias Heidrich (17.) bekamen, meist nach einfachen Pässen in die Schnittstellen der Innenverteidigung, Gourmetchancen à la carte für das stürmische Oher Offensivherz serviert. Da wir hier vom FC Voran Ohe reden, muss nicht gesondert erwähnt werden, was aus all diesen Möglichkeiten wurde. Krausz reagierte und nahm den besonders indisponierten Sadik Kaya vom Platz, was seine Elf zunächst etwas stabilisierte. Vorne waren sie ohnehin schon zweimal aufgetaucht, beide Male in Gestalt ihres Sechsers Benajmin Schmedes (2., 15.), beide Male ohne Fortune.
Diese Offensivpower wurde durch einen gefährlichen Strafraumknaller von Dennis Gersdorf ausgebaut (22.), während die Gäste gleich im Gegenzug dagegen hielten. Dennis Carl zwang Frederic Böse zu einer Glanzparade (23.). Wiederum auf der Gegenseite trat Ohes Verteidiger Sven Maric auf den Plan. Bezüglich der Abwehraussetzer seiner Jungs meinte Trainer Peter Wiehle nach dem Spiel in Lurup: „Da können wir den Ball auch gleich selbst reinschießen.“ Maric tat, wie ihm geheißen, und überlupfte Björn Hamdorf nach einem langen Ball von Tobias Leuthold zum butterweichen Eigentor. Nicht genug der Drolligkeiten fiel Hamdorf bei seinem Rettungsversuch mit solchem Eifer ins Netz, dass sich dessen obere Verankerung von der Latte löste. Norderstedts Ersatzspieler improvisierten rasch pärchenweise den guten alten Huckepack und reparierten das Malheur.
War auch nötig, denn nun bestürmte Norderstedt den wieder heilen Kasten der Gäste. Tobias Leutholds spektakulärer Seitfallzieher landete am Innenpfosten (34.) und schlenzenderweise vergab der agile Stürmer gegen Hamdorf gleich noch eine Großchance (41.). Die Gäste merkten, dass sie wieder was tun mussten. Orlando Rodrigues spielte Dennis Carl herrlich durch einen Pass direkt durch die wieder in die anfängliche Trance zurückgefallene Norderstedter Innenverteidigung frei, dieser umkurvte Böse und schaffte frei vor dem Tor das phänomenal Unfassbare…er schob den Ball einfach ein.
Da dies so leicht zu sein schien, kopierte Norderstedt den Angriff gleich mal vom Anpfiff weg. Ohes Abwehr war inzwischen auf dem Anfangsniveau der Gastgeber angekommen und ließ Maik Fischer einen gefühlten Möbelwagen breit Platz, um auf Hamdorf zuzulaufen. Dies nutzte er aber nur, um die Haltbarkeit des Außennetztes zu testen (43.). Dies machte aber nichts, denn mit dem Pausenpfiff ging die Eintracht in diesem verrückten Match wieder in Führung. Und wie! Eine Ecke des schwachen Bülent Arlioglu köpfte Fischer auf Maric’ Knie, Leuthold den Abpraller an die Latte und Gersdorf stand da auch noch rum und bugsierte den erneuten Abpraller fast ohne Zutun zur Pausenführung in die Maschen.
Die regnerische zweite Halbzeit konnte zwar nicht mehr an das Unterhaltungsniveau der ersten 45 Minuten anknüpfen, bot aber auch noch einiges. Norderstedt war zunächst besser und hatte auch die größeren Chancen, versiebte aber eine nach der Anderen. Ohe schloss sich ab Mitte der zweiten Hälfte der freudigen Chancenvergebung wieder an, bis die vermeintliche Entscheidung gekommen war. Leuthold steckte bei einem Konter auf Fischer durch, dessen abgefälschter Schuss in die kurze Ecke unter Hamdorfs Körper durchflutschte. Das freute die Gastgeber sehr und so jubelte man noch ein wenig weiter, als der Anstoss bereits erfolgt war. Ohe zeigte sich ungewohnt pragmatisch, spielte den Ball rechts raus auf Selim Aksu, dessen Flanke die Defensivabteilung der Norderstedter freudentrunken passieren ließ. Heidrich nahm an und lochte zum 2:3 ein – Ohe hatte zurück geschlagen.
Nun drängten die Gäste, kamen jedoch nur noch zu einer guten Chance. Kilic verzog einen Freistoß knapp über das Gebälk (88.). Schiedsrichter Alexander Teuscher war kurz vorher in der Phase angekommen, in der die Gelben Karten für diese bösen, ständig meckernden Akteure nur so durch die Luft wirbelten und stellte noch zwei Spieler vom Platz und schließlich nutzte Mustafa Hadid seine Frische bei einem Laufduell nach einem Pass von Marcel Maurer gegen den platten Naser El Osman voll aus, umdribbelte Hamdorf gleich mit und schob zur endgültigen Entscheidung ein.
Peter Wiehle war mal wieder weitgehend stolz „auf den Auftritt meiner Truppe, besonders in den ersten dreißig Minuten“, bekam Glückwünsche für die Leistung und sagte, was er nach vielen Spielen sagt, mit einem Zusatz, sich in die Psyche seiner Spieler versetzend: „Irgendwann stellst du dir als Spieler die Frage, was du eigentlich noch tun musst, um ein Spiel zu gewinnen.“ Ganz einfach: man braucht Leuthold als Vorbereiter und einen Gegner, der seine Chancen so verwertet wie der FC Voran Ohe. Dann kann man es sich sogar leisten, nebenbei noch ganz große Unterhaltung zu bieten…
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