09.05.2009 Alles ganz normal: BU in Galaform von Andreas Killat
präsentiert die Heimspiele des VfL 93
VfL 93 Hamburg – HSV Barmbek-Uhlenhorst 1:5 (1:2)
VfL 93 Hamburg: Chergui – Gyimah (35. Yürür), Akdemir (35. Akyil), Stepat, Krohn – Khalil, Karakas – Akgül (35. Galica), Otto, Franz - Lohfeldt HSV Barmbek-Uhlenhorst: Breitkopf – Mellmann, Klitzke, Schwarzer (89. Stüve), Braun – Peric, Möller-Riepe, Weigel – Algan – Hasenpusch (78. Wolters), Stamer (72. Trako) Tore: 0:1 Stamer (8.), 0:2 Stamer (12.), 1:2 Yürür (45.), 1:3 Hasenpusch (46.), 1:4 Braun (57.), 1:5 Stamer (59.) Schiedsrichter: Thomas Kruse (TuS Hamburg): Frei nach „Schweinske“: Saustark. Oder nach „McDonalds“: Einfach gut! So ein Schiedsrichter braucht die Liga. Da kann man sogar die Assistenten akzeptieren...:-) Beste Spieler: keiner – Stamer, Mellmann, Peric, Hasenpusch, Braun Zuschauer: 150
Das Barmbeker Derby gibt es nun schon seit fast 50 Jahren, in der Saison 1950/51 traf man sich erstmals in der damaligen Kreisklasse Nord (5:2 und 5:1 für BU). Beide Klubs erlebten seither viele Höhen und Tiefen, oft trennten die Vereine drei und mehr Spielklassen voneinander: BU spielte Mitte der Siebziger bekanntlich sogar mal 2. Bundesliga Nord und die Borgwegler erlebten ihre beste Zeit zwischen 1989 und 1998 (Durchmarsch von der Bezirksliga bis in die Regionalliga, mit anschließendem freiwilligen Rückzug und Sturz bis in die Landesliga zurück). Auf Hamburgs höchstem Level wurde das Derby dabei heute quasi volljährig, zum 18. Mal kreuzten beide Teams in der Verbands-/Oberliga die Klingen (erstmals übrigens in der Saison 1990/91). An den letzten Sieg gegen den Nachbarn können sich die meisten Stadtparkbesucher aber kaum noch erinnern (auswärts 1:0 am 2.3.2003), in den letzten Jahren gab es – inkl. der heutigen Partie - nämlich nicht viel zu holen (0-4-4).
Und wie vor knapp 50 Jahren, gab es auch heute eine böse Klatsche für den VfL. BU spielte wie aufgedreht, die Gastgeber dagegen wie ein kommender Absteiger. Philipp Stamer hatte wohl selten so viele Freiheiten, die er auch weidlich mit einem Doppelschlag ausnutzte: Nach acht Minuten mit einem Schuss aus der Drehung heraus ins lange Eck zur frühen Führung und nur vier Minuten später nach Ecke von Thomas Braun zum vorentscheidenden 0:2. In der 31. Minute wäre sein Hattrick fast perfekt gewesen, aber der Innenpfosten hatte etwas dagegen. Daniel Sager wurde es danach zu bunt, und wechselte drei Spieler (!) auf einen Schlag aus (35.). Kommentar nach dem Spiel: „Am Liebsten hätte ich alle 11 ausgetauscht...“
Einer seiner „Neulinge“ machte es dabei mit dem Pausenpfiff dann sogar noch mal spannend, Sedat Yürür nutzte einen schlimmen Patzer von Stephan Breitkopf, der gedanklich wohl schon beim Abwurf war und den Ball im Fünfmeterraum fallen ließ, zum Anschlusstreffer zu einem – wie es so schön heißt – psychologisch günstigen Zeitpunkt (45.). Doch mit BU war heute nicht zu spaßen, direkt nach dem Wiederanpfiff fegten sie über den VfL hinweg, wie vor dem Spiel die Schweizer Flugstaffel anlässlich des Hafengeburtstages über den Stadtpark. Markus Hasenpusch mit seinen 34,8 Jahren war schneller als die um 10-15 Jahre jüngere Abwehr und übertölpelte Keeper Zakaria Chergui, der heute einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, mit einem Lupfer aus gut 25 Metern elegant zum 1:3 (46.) Von diesem Schock hatten sich die Sager-Schützlinge noch nicht ganz erholt, da klingelte es erneut im Kasten: Braun hatte die Unsicherheit des Torhüters richtig erkannt und ließ wie vor ihm „Hase“ einfach mal einen Kracher aus 25 Metern los, und wieder sah Chergui gar nicht gut aus und musste das Leder zum 1:4 passieren lassen (57.). Der Barmbeker Pöbel skandierte siegestrunken „Nur noch sechs, nur noch sechs“, da krönte Stamer seine überragende Leistung mit einem weiteren Lupfer zum 1:5 (59.).
Trainer Sager verkroch sich mit angezogenen Beinen auf die Trainerbank, so ein Debakel nach gut einer Stunde hatte in einem Derby, wo es zumindest für die Hausherren noch um soviel geht, wohl keiner erwartet. Abgerundet wurde die Partie mit einem weiteren Pfostentreffer, dieses Mal durch Danijel Peric (84.), der heute eine ganz starke Leistung zeigte und für alle seine Bälle eine perfekte Anspielstation fand. Für Peter Martens war das allerdings „alles ganz normal“, sowohl die Leistung von Hasenpusch und Peric, als auch die Höhe des Ergebnisses. Auf die Frage, wann denn BU zuletzt auswärts so hoch gewonnen habe, antwortete er nur ganz trocken: „Weiß ich nicht. Wir haben schon so oft so hoch gewonnen, da kann ich mich nicht dran erinnern...“ (Anmerkung der Redaktion: Am 20.03.2008 bei Concordia gab es auch einen 5:1 Sieg, diese Saison dagegen eher nur hohe Niederlagen, zweimal 1:5 gegen Curslack und Vicky).
Stadionsprecherin Katja Gehrmann, vom HSV-Ergebnis des Vortages noch „traumatisiert“, hätten die BU-Fans am Liebsten gleich mitgenommen („Katja sing doch mal“), so nett und sympathisch ging sie mit den Gästen trotz der derben Pleite um („Feiert bitte nicht so laut, dass tut mir weh“). Manager Jürgen Domzalski hatte derweil den richtigen Riecher und fuhr lieber zum Angeln nach Dänemark, vielleicht ebenfalls mit 5 Dingern im Netz, wie spöttische Stimmen meinten.
Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1946): 32 Spiele: 9 Siege, 6 Remis, 17 Niederlagen, 56:71 Tore (davon zu Hause: 16 Spiele, 6 Siege, 2 Remis, 8 Niederlagen, 34:36 Tore)
Stimmen:
Peter Martens (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Ein schöner Abend für uns. Wir sind sehr schnell in Führung gegangen, in einer Phase, wo ich uns gar nicht so stark gesehen habe, vor allem Defensiv nicht. Soweit ich das beurteilen kann, haben wir heute aber wirklich guten Fußball geboten und sicherlich verdient gewonnen. Ansonsten ist mir nur das Wetter auf den Keks gegangen.
Daniel Sager (Trainer VfL 93 Hamburg): Wenn man sich so präsentiert, wie wir es heute getan haben, ohne vernünftiges Zweikampfverhalten und dem Gegner immer den Ball in die Füße spielen, dann verliert man am Ende verdient 1:5. Das ärgerliche ist nur, wenn man das über die Saison zu häufig macht, dann steht man am Ende unter dem Strich. Und da es unser Ziel ist, über dem Strich zu stehen, sollten wir es vermeiden, die letzten drei Spiele noch mal so ein Spiel abzuliefern. Denn das war heute mit Abstand das schlechteste Spiel, was wir diese Saison gemacht haben, ohne die Leistung des Gegners schmälern zu wollen. BU hätte heute auch noch 4-5 Tore mehr machen können bzw. müssen, wenn die Angriffe konsequenter ausgespielt worden wären. Wir müssen mit dem 1:5 leben und uns auf die letzten drei Spiele konzentrieren.
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