Um 19:30 Uhr ging am Samstag Lutz Göttlings Flieger Richtung Sonne in die Türkei. Sechs Tage Urlaub. Kurz vorher hatte er noch Zeit sich das 2:2 seiner Elf beim FC St. Pauli anzusehen und das relativ gut zu finden. Relativ deshalb, weil seine Elf bereits mit 2:0 in Front lag, sich dann aber einer Übermacht der Hausherren ergeben musste. Bereits nach fünf Minuten hieß es 1:0 für die Gäste. Torschütze war Fatih Gürel, der von einer Flanke von Christoph Kirbach profitierte. Der rechte Außenverteidiger der Meiendorfer hatte sich schön gegen Christopher Laban durchgesetzt, dann weit vor das Pauli Tor geflankt und Gürel traf per sehenswerter Direktabnahme. "Danach hatten wir das Spiel im Griff", sagte Lutz Göttling und traf damit den Nagel auf den Kopf.
St. Pauli fiel nicht viel ein. Die Mannschaft konnte keinen wirklich effizienten Spielaufbau betreiben und fiel auch nicht sonderlich durch hundertprozentige Torchancen auf. Jörn Großkopf, Trainer des FC St. Pauli, hatte seinen besten Torschützen, Ermir Zekiri, auf der Bank gelassen und das sah man auch.
Mit diesem 0:1 ging es also in die Halbzeitpause. Dort sah sich der Stadionsprecher genötigt ein Lied "zugunsten einer Papierkugel zu spielen, die unter der Woche eine Rolle bei einem anderen Fußballspiel in Hamburg gespielt hatte". So mussten die HSV-Fans Wolfgang Petry "Nur ein kleines Stück Papier" als Hohn ertragen.
Bei Wiederanpfiff stand Ermir Zekiri für Christopher Laban auf dem Platz, und mit ihm wurde es im Laufe der Zeit besser im Spiel der Hausherren. Doch zunächst wieder die Meiendorfer: Nils Roschlaub ließ Tim Heysen auf der linken Abwehrseite der Paulianer dumm aussehen, passte mit Übersicht auf den besser postierten Gürel, und der hatte keine Probleme seinem zweiten Treffer des Tages zu erzielen. Doch dieses 2:0 gab den Meiendorfern keine Sicherheit, stattdessen baute St. Pauli sich selbst auf und erarbeitete sich einige hochkarätige Chancen.
In der 64. Minute war es Zekiri, der nur knapp am Anschlusstreffer gehindert wurde: Cem Cetinkaya rettete auf der Torlinie stehend, nachdem Zekiri schon Torhüter Tobias Sävke überwunden hatte und der Ball auf der Torlinie entlang tänzelte. Aber: Diese Chance machte Mut! Coach Jörn Großkopf brachte Davide Pedroso-Bussu für Stefan Winkel und wechselte damit gleich noch mehr Offensivkraft ein. Pedroso-Bussu war es auch der das nächste Ausrufezeichen bei St. Paulis Zweiter setzte. In der 69. Minute ballerte er einem Freistoß knallhart an die Querlatte, mit dem Nachschuss traf Petar Filipovic nur den Pfosten. Doch es war klar: Da ging noch was!
In der 80. Minute war es schließlich so weit: Marlon Krause (stark!) setzte zum Alleingang an, wurde kaum nennenswert behindert und hatte noch die Zeit schön zu Ferdi Günter quer zu legen, der wiederum die Meiendorfer Abwehr alt aussehen ließ und zum 1:2-Anschlusstreffer einschob.
"Hätte, wäre, wenn" ... ja, wenn das 3:1 gefallen wäre, waren sich die Trainer einig, dann wäre das Spiel gelaufen gewesen. Und fast wäre das auch passiert: Nach einer erneut schönen Aktion von Nils Roschlaub stand Patrick Schumann mutterseelenallein vor dem St. Pauli-Tor, machte es aber nicht selbst, sondern legte noch mal nach rechts auf für Fatih Gürel. Doch ein Dritter Treffer sollte dem Meiendorfer Stürmer an diesem Tage nicht gelingen - er drosch den Ball an den rechten Pfosten. Mensch, das wäre es doch gewesen! Fast im Gegenzug dann stattdessen aber der Ausgleich für St. Pauli: Einen Eckball ließ die komplette Meiendorfer Hintermannschaft genauso tatenlos passieren wie die St. Pauli-Spieler, Nutznießer war Marlon Krause. Eben hatte er noch das 1:2 vorbereitet, jetzt nutzte er die Gelegenheit am langen Pfosten und vollendete zum verdienten 2:2. Zum mehr langte es aber nicht mehr, auch wenn St. Pauli in den Schlussminuten noch nach vorne drängte. Nützen tut dieses 2:2 keiner der beiden Mannschaften, freuen durfte sich jedoch Zuschauer Bert Ehm, der nun mit seinem SC Victoria in einem Zweikampf um die Meisterschaft mit Bergedorf 85 ist.
Schiedsrichter Yalcin Arlioglu war richtig gut. Alle Entscheidungen stimmten - so was wollen wir immer!
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