25.05.2009 Rückblick: Udo Lattek adelt Bert Ehm! von
Nach Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen ist es beim Eiskunstlaufen ein guter Brauch, dass das Schaulaufen den künstlerischen Abschluss der Veranstaltung bildet. Die Messen sind gesungen, die Titel vergeben, die Medaillen verteilt. Am letzten Tag können die Sportler dann zeigen, was sie, losgelöst vom ultimativen Leistungsdruck, aus ihrem Repertoire aufzubieten haben. Denise Bielmann würde bestimmt eine Stunde lang die nach ihr benannte Bielmann-Pirouette vorführen. Katharina Witt würde eventuell nochmals ihr Kostüm von der Carmen-Kür, die sie bei ihrem zweiten Olympia-Sieg 1988 im kanadischen Calgary darbot, anziehen und wie immer wunderbar aussehen. Die britischen Eistänzer Jayne Torvill und Christopher Dean, ebenfalls Goldmedaillen-Gewinner, aber 1984 in Sarajevo, haben bestimmt noch ihre Laufwege im Kopf, die sie zum Boléro von Maurice Ravel damals auf das Eis brachten. Die jetzige Oberliga-Saison gleicht sich diesen Wettbewerben mit ihren Abläufen an. Der vorletzte Spieltag dieser Runde ist nun Geschichte und die wichtigen Entscheidungen sind allesamt gefallen. Das 34. Treffen der achtzehn Mannschaften wird zum Auslaufen, Abschiednehmen, Freibiertrinken, Feiern, ein paar Tore schießen und Schaulaufen genutzt werden.
Lange Zeit sah es so aus, als könnte es zu einem wahren Herzschlagfinale im Titel- und im Abstiegskampf kommen. Drei Mannschaften tauschten munter ihre Positionen an der Spitze und mit dem Duell der Bergedorfer und Meiendorfer am letzten Spieltag hielt der Spielpan Erstaunliches parat. Im Souterrain waren es zeitweise acht bis neun Vereine, die sich ernsthaft mit dem Thema Landesliga auseinandersetzen mussten. Und nun? Alles vorbei. Neunzig Minuten stehen noch an und es geht um quasi nichts mehr. Auf der Zielgeraden ging dem Spannungsbogen dann doch die Luft aus. Schuld daran haben unter anderem der VfL 93 und Bergedorf 85, die in den letzten Wochen schwächelten. Am Freitag mussten sich die Bergedorfer bei Concordia mit 1:3 geschlagen geben. Unter der Woche war durchgesickert, dass sich der Verein nicht weiter um den Aufstieg in die Regionalliga Nord bemühen wird. Es kommen schwierige Zeiten auf die „Elstern“ zu. Sportlich verloren sie ihre Partie bei der Abschiedsvorstellung des Marienthals nach einer engagierten, aber letztendlich glücklosen Leistung. Die Meisterschaft war futsch, aber eigentlich wurde sie eine Woche vorher verloren, als es gegen Curslack eine herbe 1:4-Packung auf heimischen Geläuf gab. Die Glückwünsche Richtung Victoria gab es dann auch schon am Abend, obwohl deren Begegnung bei Halstenbek noch ausstand.
Doch was sollte bei der besten Offensive der Staffel gegen den schwächsten Angriff schon schief gehen? Zum Beispiel könnte schief gehen, dass der große Favorit nach zehn Minuten nicht nur mit 0:1, sondern mit 0:2 zurückliegt. Der Anschlusstreffer von Jasmin Bajramovic kurz vor der Pause besaß elementare Wichtigkeit, nach der Halbzeit brauchte der alte und neue Meister siebzehn Minuten, um drei weitere Tore zu erzielen. Timo Möbius war der Matchwinner, der das finale 4:3 auf seine Kappe nehmen durfte. Von dieser Seite eine herzliche Gratulation an die Hoheluft für die dritte Meisterschaft in Serie! Somit ist Bert Ehm auch in den Augen von Udo Lattek ein großer Trainer. Der DSF-Dino wiederholt ja regelmäßig, dass nur jemand ein wirklich Großer seiner Zunft ist, wer dreimal hintereinander die Titel erringen konnte.
Am anderen Ende des Tableaus war ebenfalls die Entscheidung letzte Woche gefallen. Sechs Punkte und tausend Tore Unterschied lagen zwischen Niendorf bzw. Concordia und dem VfL 93. Der machte jedoch nicht seine Hausaufgaben und verlor im heimischen Stadtpark gegen den SV Lurup mit 2:4. Hört sich knapp und dramatisch an, war es aber wahrlich nicht, da die Gäste nach siebzig Minuten mit 4:0 in Überzahl führten und wohl schon frühzeitig darüber nachdachten, wie die weitere freitägliche Abendplanung aussehen würde. Die 93er gesellen sich somit zu den schon vorher feststehenden Absteigern aus Ohe, Egenbüttel und Billstedt. Die Luruper stellen den bisherigen Saisonverlauf durch die aktuelle Erfolgsserie auf den Kopf. Achter sind die „Klobedancer“ nun und niemand würde auf die Idee kommen, dass der Absteiger noch vor vier Wochen um den Klassenerhalt zittern musste. Ist aber noch gar nicht so lange her.
Ein Glückwunsch geht auch Richtung Niendorf. Das 3:1 in Billstedt war zwar gar nicht mehr notwendig, aber dadurch konnte immerhin die Serie von fünf ungeschlagenen Spielen fortgeschrieben werden. So unruhig es durchaus im Laufe der Saison am Sachsenweg war, so sehr muss der Erfolg im Jahr 2009 gewürdigt werden. Immerhin ist der NTSV Siebter in der Rückrundentabelle. Und das Trainer Carrel Segner auch nächste Saison weiterhin Trainer in Niendorf sein wird, hätten nicht viele im Verlauf der letzten Monate gedacht. Er wahrscheinlich zu so manchem Zeitpunkt auch nicht.
Der Rest des Spieltages ist schnell erzählt. Voran Ohe verabschiedete sich mit einem Schützenfest von dem eigenen Anhang und auch vom letzten Platz. Die Rote Laterne nahm gleich der Gast aus Egenbüttel mit. Dass viele Tore fallen würden, musste jedem Betroffenen klar sein. Beide haben mit Abstand die schlechteste Abwehr aller Vereine. Zusammen fingen sie sich bisher 174 Buden! Meiendorf überflügelte mit einem 2:0 gegen Curslack den Kontrahenten aus Buchholz. Gürel verdiente sich mit seinen Toren die Sporen des Tages. Im Gegensatz dazu verpassten es die Niedersachsen aus der Nordheide mit einem Dreier gegen Paloma den dritten Rang zu verteidigen. Palomas Protzek glich Gillichs Führung aus. Um zumindest künstlich ein wenig Spannung für das kommende Wochenende zu erzeugen, könnte man das Fernduell zwischen Meiendorf (in Bergedorf) und Buchholz (in Egenbüttel) zu einem epochalen Kampf ausrufen. Na ja, vielleicht doch nicht. Zumal Meiendorf mit einem Sieg in Bergedorf Zweiter werden würde. Also doch noch Spannung? Okay, das war der letzte Versuch.
Bei der Abschiedsvorstellung vor eigenem Publikum konnte Condors Trainer Matthias Bub zwar nur ein 1:1 seiner Mannschaft gegen die U23 des FC St. Pauli begutachten, aber so richtig ins Gewicht fällt dieses erneute Unentschieden, immerhin Condors zehntes, auch nicht mehr. In Barmbek wurde ebenfalls Adieu gesagt, Coach Peter Martens sah sich zum letzten Mal neunzig Minuten seiner BU-Mannschaft an der Anfield Road an. Das 2:0 gegen Norderstedt war eine versöhnliche Geste des eigenen Teams. Im Sommer kann Martens mit ein paar BU-Weggefährten die Reise nach Mallorca angehen. Irgendein Angebot eines ambitionierten Vereins wird der Fußball-Lehrer bestimmt im Gepäck haben.
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