27.05.2009 Vorschau: Ende gut, alles gut? von Peter Strahl
Wer ab und zu einen meiner Beiträge an dieser Stelle gelesen hat, der weiß, dass ich eine virtuelle Liebe vornehmlich für den Amateurfußball besitze. Auch wenn mir immer bewusst war, dass ich damit längst vergangenen Idealen nachjage, die völlige Absurdität meines Handelns wurde mir aber erst am Dienstagabend am Millerntor bewusst. Da bestreiten zwei über 100 Jahre alte Vereine den Höhepunkt der Hamburger Fußballsaison mit der Aussicht auf einen großen und attraktiven Gegner und mehr als 100.000 Euro, doch keiner von beiden weiß, wie es weitergehen soll. Der Favorit, aufgrund einer seit über einem Jahr nicht mehr nachzuvollziehenden Vereinspolitik an den Rand des finanziellen Kollapses geführt, hat das Spiel eine Halbzeit lang fest im Griff, führt 1:0 und legt sich danach, ob der an ihn geknüpften hohen Erwartungen übernervös, quasi die Eier selbst ins Nest. Der Außenseiter hingegen, der mit drei Akteuren antritt, die in der nächsten Spielzeit die Seiten gewechselt haben werden, muss am Ende eingestehen, künftig alle gegenwärtigen Spieler seines Ligateams verloren zu haben. So war jedenfalls dessen Präsident Peter Mensing in der Pressekonferenz zu verstehen, den zuvor noch niemand auf dem Sportplatz gesichtet hatte, und der auch zu dieser Veranstaltung verspätet erschien.
Es war schon richtig, dass unsere Seiten vor einiger Zeit, von den meisten Lesern wohl unbemerkt, ihren Internetauftritt von "Hamburger Amateurfußball online" in "Hamburger Fussball Online" geändert haben. Das wurde mir aber erst am gestrigen Abend in Gänze bewusst, und so fällt es mir auch außerordentlich schwer, meinem Auftrag nachzukommen, die letzte "Preview" dieser Saison auf den Bildschirm zu bringen. Dies umso mehr, als schon sämtliche Entscheidungen auf Hamburgs höchstem Level gefallen sind.
Deshalb beginnt sie auch entgegen sämtlicher Gewohnheiten mit der Regionalliga, wo sich an den letzten zwei Spieltagen das Schicksal der Semiprofessionals des Hamburger SV und damit das vieler Hamburger unterklassiger Teams entscheiden soll und muss. So wird die Cardoso-Elf am Sonnabend um 13:30 Uhr bei Hertha BSC II (8) antreten und wird am Sonntag, dem 7. Juni zu selben Zeit an der Ochzenzollerstraße saisonabschließend die zweite Vertretung des deutschen Meisters VfL Wolfsburg (5) empfangen. Zu diesem Match sollten eigentlich alle Hamburger Oberligaspieler den Weg nach Garstedt einschlagen, um den Nachwuchs der Rothosen stimmkräftig zu unterstützen. Deren Abstieg nämlich wäre – vorsichtig ausgedrückt – eine absolutes Desaster für die Stadtliga.
Wo künftig bekanntlich der Altonaer FC von 1893 spielen wird. Schon aus eigenem Interesse sollten sich die in Bahrenfeld verbleibenden Akteure nochmals ans Portepee fassen und ihre restlichen, vielleicht doch noch vorhandenen Reserven, aktivieren. Denn es geht noch am Sonnabend um 13:30 Uhr auf der Hoheluft gegen Hansa Rostock II (12) und acht Tage später in der Hauptstadt gegen Türkiyemspor (15), die beide HSV-Konkurrenten sind.
Garstedt 1 (Rasen), Ochsenzoller Str. 58, 22848 Norderstedt
Ein zehnter Platz im präfinalen Klassement, da fehlen nicht nur dem Schreiber die passenden Worte. Dem Norderstedter Coach Marco Krausz bleibt allein der Trost, dass es selbst im Falle einer abermaligen Pleite nicht noch nach weiter nach unten gehen kann. Denn ihre Gäste kommen nicht nur in der Vorfreude auf die sie anschließend erwartende, weit über das Baumschulengebiet hinaus bekannte, Saisonabschlussparty mit Damengestellung, sondern auch mit der Empfehlung, zuletzt dem Meister eine großartiger Widerpart gewesen zu sein.
Schiedsrichter: Taugerbeck (Heider SV).)
ASV Bergedorf 85 (2) vs. Meiendorfer SV (3) *** – Freitag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Was noch kürzlich als Krönung der Saison hätte gelten können, ist nun lediglich eine Begegnung um die "Runners-up-position", welche die Meiendorfer anstreben müssen, wenn sie die göttlingschen Vorhersagen vom Saisonanfang noch realisieren wollen. Im Falle eines Dreiers würde ihnen das auch gelingen. Sei es, wie es sei, zum Bergedorfer Entschluss, die RL-Meldung zurückzuziehen, kann nur gratuliert werden.
Schiedsrichter:Schwarze (FSV Harburg)
FC St. Pauli II (5) vs. HSV Barmbek-Uhlenhorst (7) – Freitag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 1:0)
Waidmannstrasse (Rasen), 22769 Hamburg
Höchst anerkennenswert dagegen die Bemühungen von Hermann Klauck, den Nachwuchs vom Millerntor auf den vierten Level zu hieven. Denn diese Saison hat eindeutig erwiesen, dass ohne nennenswerte Herausforderungen der Schaffung eines spielstarken Unterbaus nicht gedient ist. Mit dem Gegner aus Barmbek kommt nun eine Mannschaft zur Waidmannstraße, die nach ihren zuletzt gezeigten Leistungen als Sparringspartner durchaus geeignet erscheint, bevor die Paulianer dann demnächst gegen die zweite Storchen-Vertretung um den Aufstieg ranmüssen. Allerdings: Daumendrücken für den FC (Chemie) Halle könnte auch nicht schaden, da ja mit dessen Promotion das automatische Avancement der "Großkopfeten" verbunden wäre.
Schiedsrichter: Ehlert (Groß-Flottbeker Spvgg)
SC Victoria (1) vs. SC Vorwärts-Wacker 04 Billstedt (16) +++ – Freitag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 3:0)
Hoheluft (Rasen), Lokstedter Steindamm 87
Nun, da die "Ehmlinge" die imaginäre Meisterschale zum dritten Male in Folge an die Hoheluft geholt haben, könnte es sein, dass die Luft aus der Mannschaft raus ist. Doch das wäre fatal. Denn schließlich werden die Zuschauer diesmal zu "Vicky" kommen, um von ihr gegen das schwächste Team der Rückrunde einen entspannten und schön anzusehenden Kick zu sehen. Ob sie allerdings auch auf ein oder zwei Freibierchen hoffen können, wie bei solchen Anlässen üblich, bleibt aber dahingestellt. Denn einem "on dit" zur Folge sollen die gelb-blauen Öberen von Lehman arg gebeutelt worden sein.
Auch in der vergangenen Serie trafen sich diese beiden Kontrahenten an derselben Stelle zum Saisonausklang. Nur ging es da um Alles für die Niendorfer, während die Borgwegler bereits den Klassenerhalt sicher gestellt hatten. Nun, das war einmal. Heute hingegen konnte die Segner-Elf nach einer erneuten Zittersaison schließlich ihren Status doch wieder konservieren, und die Borgwegler haben alles – Trainer, Spieler und Oberligazugehörigkeit – verloren. Allein der "Mann für alle Fälle" Jürgen Domzalski bleibt den 93ern erhalten. Es gibt sie also doch noch, die Vereinstreue, und somit einen Sonnenstrahl in der Finsternis.
Nach dem Luruper Auftritt am ersten Spieltag in Meiendorf hatte der Schreiberling den seinerzeitigen Dittbernern eine starke Saison vorhergesagt. Wie konnte er auch den späteren Trouble mit Oliver Leinroth und seinem Coach, und dessen vorzeitiges Ende erahnen? Nun, da wieder Ruhe an der Flurstraße eingekehrt ist, kommen ausgerechnet die frisch gebackenen Cupgewinner, und wollen ein Wiedersehen mit ihrem Ex, Andreas Klobedanz, feiern, wobei es am Ende vermutlich feucht-fröhlich hergehen, und das Resultat nur von sekundärer sein wird.
Wie die Frühsportler ihre abendlichen Aufgaben anpacken werden, das zu klären, sollte allein den jeweiligen Interessenten überlassen bleiben.
Schiedsrichter: Krohn (TSV Reinbek)
SV Curslack-Neuengamme (6) vs. FC Voran Ohe (17) +++ – Freitag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 3:1)
Curslack, Gramkowweg, 21039 Hamburg
Was Torsten Henke am Gramkowweg wieder geleistet hat, ist einfach formidabel. Nicht nur der sechste, aus dem gar noch ein fünfter Rang werden kann, ist mehr als aller Ehren wert, auch der Hamburger Hallentitel war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis konzentrierter Arbeit. Glückwunsch mit *** von hier an die Vierländer. Die Oher hingegen mussten den Wahrheitsgehalt des uralten Lehrsatzes, wonach die zweite Saison immer die schwerste sei, am eigenen Leibe schmerzlich überprüfen. Nun das ist schon fast Historie und eröffnet alle Möglichkeiten für ein locker, flockiges Nachbarschaftsspiel in Freundschaft.
Bereits vor Beginn dieser Spielzeit hatte ihr damaliger Trainer erkannt, dass der Aufstieg für seine Mannschaft ein Jahr zu früh gekommen wäre. Wie Recht er mit seiner Aussage hatte, zeigte sich alsbald. Nach seinem Weggang in der Winterpause und der Erkrankung seines Nachfolgers waren zudem alle Möglichkeiten dahin, nochmals anzugreifen, um eine Relegation zu vermeiden. Das Abschneiden der 08er hingegen war geradezu sensationell. Beeindruckend auch die stetige Entwicklung der Heidjer. Nach Platz 13 in der ersten Saison auf fünften Level, folgte der siebte Rang und nun gar der vierte, aus dem gar noch ein dritter werden kann. Die von Thomas Titze über Jahre hinweg in Buchholz geleistete Arbeit jedenfalls lässt den Schreiber noch nicht vollends resignieren, und so gehen seine Glückwünsche auch nach Niedersachsen, diesmal mit Eichenlaub, da drei Sterne zuvor schon vergeben wurden.
Schiedsrichter: Henkel (VfL Lohbrügge)
Und noch etwas ist der abschließenden Erwähnung wert:
Eventuell prophylaktisches Aufstiegsspiel zur Oberliga Hamburg:
TSV Uetersen vs. VfL Lohbrügge +++ – Donnerstag, 19:00 Uhr
Wenn die 90 oder 120 oder gar noch mehr Minuten Spielzeit verstrichen sein werden, wissen die beiden Landesliga-Zweiten, die erst am 30. Spieltag ihre Teilnahmeberechtigung erkämpften, nicht wie es weitergehen wird.
War es für die Katz, wenn HSV II ab- und St. Pauli II nicht aufsteigt, schafft der Sieger die Promotion, oder steigen gar beide auf, wenn die Profinachwuchskicker samt und sonders in 2009/2010 in der vierten Klasse Antrittsrecht haben werden, was jeder Oberligafreund erhoffen sollte? Fragen über Fragen, die dennoch Anlass geben sollten, am Donnerstagabend einmal in Stellingen vorbeizuschauen. Frühere Erfahrungen auf höchstem Hamburger Level bringen schließlich beide Kontrahenten mit.
Schiedsrichter: Mayer-Lindenberg (Harburger TB)
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