Punktlandung für den HSV! Dank des besseren Torverhältnisses bleibt die Bundesliga-Reserve vom abermaligen Abstieg verschont, nachdem man sich erst im Vorjahr als Tabellen-Siebzehnter aus der 3. Liga verabschieden musste. Auch für den Hamburger Amateursport hat der Klassenerhalt der Semi-Profis weitreichende Folgen, denn nun dürfen der VfL Lohbrügge und SC Sperber über ihren Ober- bzw. Landesligaaufstieg jubeln!
Vor gut gefüllten Rängen, unter den Zuschauern weilten übrigens auch Dietmar Beiersdorfer und Bruno Labbadia, entwickelte sich eine temporeiche Partie. „Das sind technisch und taktisch mehr als zweieinhalb Klassen Unterschied zur Oberliga“, zeigte sich auch Zaungast Peter Martens (Ex-BU-Coach) äußerst angetan. Trotz muskulärer Probleme mochte HSV-Trainer Rodolfo Cardoso zunächst nicht auf Stürmer Maximilian Beister verzichten, musste ihn dann aber doch sehr früh wieder vom Platz nehmen (19.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die Rothosen allerdings schon 1:0 in Front, der heute überragende Tunay Torun hatte sich am Sechzehnmeterraum auf der linken Seite exzellent durchgedribbelt, zog dann nach innen und überwand Keeper Patrick Platins mit einem Flachschuss mitten ins Tor (11.). Die „Wölfe“, im Vorjahr ebenfalls sang- und klanglos aus der 3. Liga abgestiegen, dieses Jahr aber mit Tabellenplatz 5 deutlich besser positioniert als die Hausherren, kamen dank der hervorragenden Abwehrarbeit von Timo Kunert und Kai-Fabian Schulz nur selten zu Torgelegenheiten. Außer bei zwei Fernschüssen von Mike Könnecke (23.) und Kevin Wolze (40.) blieb Bundesliga-Profi Wolfgang Hesl im Tor des HSV nahezu beschäftigungslos.
Nach dem Pausentee war der Cardoso-Elf die Angst vor einem Gegentor deutlich anzumerken. Es gab kaum noch gute Aktionen nach vorne, stattdessen viel Quergeschiebe vor dem eigenen Sechzehner. Der Volkswagen-Motor dagegen lief nun richtig warm, es spielten sich teilweise turbulente Szenen am und im Strafraum ab, doch das Bollwerk hielt vorerst. Eine Viertelstunde vor Schluss war es dann allerdings doch geschehen: Sefa Yilmaz flankte mustergültig auf Thomas Brechler, der kam aus sechs Metern völlig ungehindert zum Kopfball und markierte den Ausgleich (74.). Nun war der HSV wieder am Zug, denn bei einem Remis wäre man auf fremde Hilfe angewiesen (und wie sich nach dem Schlusspfiff zeigte vergebens!). Eine Standardsituation brachte schließlich die erhoffte Erlösung: Gut 20 Metern vor dem Tor legte sich Torun den Ball zurecht, nahm Augenmaß und zirkelte das Leder gekonnt in den linken Torwinkel, Marke Traumtor (81.)!
Sperber-Manager Jens Stümpel rutschte in den letzten Minuten nervös auf seinem Stuhl hin und her, doch am Ende konnte er jubeln, die erste Auswärtsniederlage der „Wölfe“ in der Rückrunde katapultierte seinen Klub in die Landesliga und auch im fernen Lohbrügge knallten die Sektkorken. Der HSV hat heute also nicht nur sich selbst, sondern auch viele Amateure glücklich gemacht. Auch Lokalrivale FC St. Pauli II könnte für derlei Glücksmomente sorgen, wenn man sich gegen Holstein Kiel II in der Relegation durchsetzt (und es damit nächstes Jahr wieder zu einem heißen Hansestadt-Derby kommt), dann wird nämlich beim ETV und in Uetersen gefeiert. Also nachmachen bitte!
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