Es war wohl eher ein Versehen, was Marcel Abshagen nach seiner Auswechslung passierte. Sichtlich genervt und verärgert, jedoch nicht wegen dem von Trainer Fascher verordneten Gang auf die Bank, trat Abshagen gegen eine Werbebande. Auf der stand in großen Lettern ausgerechnet „ALTONA 93“ geschrieben. Es war wahrscheinlich keine Tat der Wut gegenüber dem Ex-Verein, sondern ein Versehen. Denn in den 78 Minuten vorher verschonte er seine ehemaligen Kollegen gleich zweimal. Die größten Chancen des Spiels, zugleich aber auch die einzigen für Concordia, hatte der kleine Wirbelwind auf dem Fuß, doch er versagte unfreiwillig bei den Alleingängen in der Minute 30 und 76.
Ansonsten rehabilitierte sich Altona 93 für die schwache Vorstellung bei der 1:3-Niederlage im Marienthal neun Tage vorher. Die junge Mannschaft, sie musste sogar auf Libero Rector (Magen-Darm-Grippe) verzichten, kämpfte aufopferungsvoll, hatte auch mehr Spielanteile aufzuweisen, mit einer Belohnung sollte es jedoch nicht klappen. Cordi stand kompakt, war auf die wütenden Angriffe der Gastgeber gut eingestellt und ließ im Defensivbereich wenig anbrennen. Dies ging natürlich auf Kosten des Angriffs, das Ziel Unentschieden stand allerdings im Vordergrund. So neutralisierten sich beide Teams im ersten Durchgang. Nur der Kopfbälle von Sachs (12.) und Weber (21.) ließen die Arme der AFC-Anhänger vorschnell hochstrecken. 93-Schlussmann Hinz musste nur, wie gesagt, gegen Abshagen eingreifen, der nach einer halben Stunde alleine auf ihn zulief.
Altonas Probleme im Sturm wurden gegen Concordia mehr als offensichtlich. Gegen schwächere Vereine lässt sich die fehlende Qualität durch die technische Überlegenheit ausgleichen, doch gegen die Schwergewichte der Staffel fehlt im Strafraum dann ein Knipser. Dies soll kein Vorwurf gegen Sachs oder Sokolowski sein, die alles versuchten, aber aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften in den Zweikämpfen meistens das Nachsehen hatten. Im zweiten Abschnitt bekam die Fascher-Elf die Geschichte nach einem gefährlichen Laczkowski-Freistoß (47.), den Kindler gerade noch so über die Latte lenken konnte, besser in den Griff. Geschickt nahm man das Tempo heraus und verschob das Geschehen mehr und mehr Richtung Mittelfeld. Erst in den letzten 20 Minuten kam wieder richtig Stimmung auf. Zuerst wurde Rohrbergs Schuss abgeblockt und Laczkowski hämmerte das Spielgerät aus zehn Metern freistehend über die Latte (71.). Danach setzte sich Urbszat auf dem linken Flügel durch und Sokolowski war in Mittelstürmer-Position zu überrascht, das er überhaupt an den Ball kam. So reichte es aus kurzer Distanz nur zu einem Kullerball, über den sich Kindler freuen durfte. Dem Cordi-Torwart unterlief wenig später beinahe ein folgenschweres Missgeschick, als sein Rettungsversuch bei Laczkowski landete, doch dessen Schuss aus 35 Metern auf den verwaisten Kasten wurde abgeblockt. Zuvor hatte sich Abshagen bei seinen alten Fans nicht unbeliebt machen wollen und blieb bei seinem zweiten Solo ohne Erfolgserlebnis. Bei seiner Auswechslung musste er sich von manchen AFC-Fans höhnische Kommentare („Du warst schlecht“), aber auch „Absi“-Sprechchöre anhören.
Das Aufeinandertreffen hatte neben dem moralischen Sieger Concordia, fünf Punkte aus drei Topspielen gegen Lurup und zweimal Altona, auch noch andere Gewinner vorzuweisen. Meiendorf nutzte dieses Remis für den Sprung auf den zweiten Platz. Und auch Büdelsdorf, Bergedorf und St. Pauli II sind weiter herangerückt. Altona rutschte von Rang zwei auf vier ab. Man wird es aber an der Griegstraße verkraften können.
Stimmen:
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): Wir wollten uns nach der schlechten Leistung aus dem Hinspiel heute vernünftig präsentieren. Das ist uns auch gelungen. Wir haben Cordi in Verlegenheit gebracht und das Spiel bestimmt. Das Ergebnis geht in Ordnung, da Cordi zwei glasklare Chancen besaß, wir aber auch gute Möglichkeiten hatten. Mich freut es besonders, dass wir ohne unseren Libero Rector zu Null gespielt haben. Insgesamt können wir mit der Hinserie zufrieden sein.
Marc Fascher (Trainer SC Concordia): Wir haben ein gutes Oberliga-Spiel gesehen. Es fehlte leider nur das Salz in der Suppe, nämlich die Tore. Wir können mit dem Punkt gut leben, es war das i-Tüpfelchen auf eine gute Hinserie.
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