03.08.2009 Rückblick: Kriminalistische Spitzfindigkeiten zum Auftakt von
Krimis gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. Gute, mehr oder minder schlechte, spannende oder gähnend langweilige. Dies bezieht sich sowohl auf das geschriebene Wort als auch auf den gedrehten Film, der dann im Kino oder im Fernsehen zu bestaunen ist. Diese kriminalistischen Abhandlungen haben für so manche allgemeine Gesetzmäßigkeiten gesorgt. Eine Mimi geht zum Beispiel ohne den Krimi nie ins Bett, der Gärtner ist immer der Mörder (oder auch der Butler), Harry muss immer den Wagen holen (obwohl der Satz nie in einem Drehbuch vorgekommen sein soll, er aber wohl trotzdem einmal in einer Derrick-Folge gesagt wurde) und der Täter kehrt immer zum Tatort zurück. Auch die letzte Behauptung müsste erstmal wissenschaftlich durchleuchtet werden. Dass jedoch das Opfer an den Tatort zurückkehrt, wird nur selten im Tatort oder in den CSI-Folgen dargestellt. Geht auch meistens schlecht, da das Opfer aufgrund des Mordes ja eher tot als lebendig ist.
Am ersten Wochenende der neuen Saison der Oberliga Hamburg musste jedoch das Opfer zurück zu dem Ort, wo es eine seiner schmerzlichsten Niederlagen der letzten zwölf Monate hatte hinnehmen müssen. Der Meister-Meister-Meister SC Victoria verlor in der letzten Saison beim TSV Uetersen nach Elfmeterschießen und flog aus dem Pokal. Die Chance wäre ansonsten groß gewesen, wieder ins Endspiel zu gelangen, um dann in den DFB-Pokal einzuziehen. Doch Uetersen machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Concordia holte sich den Pokal und durfte sich über das unglaubliche Los TuS Koblenz freuen. Wenn man bedenkt, wie sich am gestrigen Sonntag ein Akteur von Neckerelz während des Spiels darüber freuen konnten, Mario Gomez von den Bayern getunnelt zu haben, dann ist die glatte 0:4-Pleite der Concorden gegen Koblenz vor 1103 Zuschauern wohl kein Erlebnis gewesen, worüber Hamburg sich noch jahrelang unterhalten wird. Die Concorden liefen übrigens an der Hoheluft auf und die Ansagen kamen von Victorias Urgestein Peter Kraft. Zeitgleich mussten die Victorianer eben bei dem Aufsteiger antreten, der ihnen diesen Auftritt verwehrte. Das kommt einer Demütigung gleich. Das Opfer rächte sich dieses Mal bei seinem Täter auf schlimmste Art und Weise. Konnte Haye für Uetersen noch die frühe Führung durch Vickys Erman ausgleichen, geriet die letzte halbe Stunde zum Albtraum. Trimborn, Möbius, Vierig und nochmals Erman sorgten für einen 5:1-Auftakterfolg, der dem Meister sofort wieder die Tabellenspitze einbrachte.
Die 1103 Zuschauer von der Hoheluft waren jedoch keinesfalls die höchste Zuschauerzahl an diesem Wochenende im Hamburger Fußball. Nee, der HSV und St. Pauli weilten nicht in der Hansestadt, sondern sind bzw. waren in Sachen DFB-Pokal unterwegs. Im schönen Curslack wurden anlässlich des Saisonauftakts 1231 Zuschauer gezählt. Eine sagenhafte Kulisse bei einem Duell mit umgekehrten Vorzeichen. Es war irgendwie so als wenn der kleine Bruder nach der Beendigung der Pubertät auf einmal größer und stärker als sein bisher dahin größerer Bruder geworden ist. Die Kraftverhältnisse scheinen sich im Hamburger Osten verschoben zu haben. Curslack machte mit diversen Verstärkungen auf sich aufmerksam, während der FC Bergedorf unter der Regie von Trainer Manfred Nitschke einen Neuaufbau wagen muss. Die veränderte Situation spiegelt sich auch in Aussagen wider, wie zum Beispiel die von Marco Theetz: "Das es schwer werden würde, haben wir uns gedacht." Das wäre in den letzten Jahren so nicht vorgekommen. Das wäre ja so, als würden die Wolfsburger sagen, sie würden die Bayern oder die Hamburger nicht unterschätzen. Aber auch da soll es ja zu einem zwischenzeitlichen Machtwechsel gekommen sein. Während des Spiels wehrte sich der große Bruder aus Bergedorf vehement gegen den Emporkömmling und verlor eher unglücklich als verdient mit 0:1.
Als Aufsteiger wünscht man sich am ersten Spieltag meistens ein Heimspiel. Man will die Euphorie mitnehmen, sie mit dem eigenen Publikum genießen, um einen guten Start im Oberhaus haben zu können. In Lohbrügge werden die Freudensprünge eher der Marke Wichtelzwerg ausgefallen sein, als die Nachricht von der Buchholz-Reise zur Premiere durchdrang. Lange hielten die VfLer gut mit, erarbeiteten sich sogar ein paar Feldvorteile in der Mitte der ersten Halbzeit. Nur das mit dem Erabeiten von Torchancen war nicht so die Sache der Schneppel-Truppe und so kam es, wie es kommen musste. Buchholz bekam die erste Gelegenheit und es stand 0:1. "Wir nehmen die guten Ansätze aus diesem Spiel mit. Genauso wie die Lehren, die man aus so einer Partie gegen eine gestandene Oberliga-Mannschaft ziehen kann", lobte und tadelte Sven Schneppel seine Schützlinge gleichzeitig. Buchholz hinterließ trotz des 3:0 den Eindruck, dass durch die Verletzungen und Abgänge ein wenig mehr Sand im Getriebe sein könnte. Aber vielleicht hat 08-Coach Thomas Titze u.a. mit Karol Tocha mal wieder ein sehr gutes Händchen bei den Verpflichtungen bewiesen. Tocha war an den ersten beiden Toren beteiligt und sieht von weitem wie die Kopie von Arne Gillich aus. Man muss schon genauer hinsehen, um sie rein äußerlich auseinanderhalten zu können. Sollte er nur ansatzweise so einschlagen wie Gillich letztes Jahr, Titze würde des Öfteren einen ähnlichen glücklichen Gesichtsausdruck aufweisen können wie nach dem 3:0.
Eine gewisse Aufbruchstimmung scheint sich am Sachsenweg breitzumachen. Dafür zeichnen sich die namhaften Neuzugänge womöglich verantwortlich. Beim 4:0-Sieg über die Barmbeker zeigten die Niendorfer, dass dieses Jahr der Herr "Heimfluch" sich jemand anderes als Vermieter aussuchen kann. Da ist aber auch in Niendorf allerhand Qualität dazugekommen, wenn man alleine die Namen Pornhagen, Schwoy und auch Dönmez nimmt. Alleine Dönmez müsste in einer ganz anderen Liga spielen, aber... Und wenn dann auch noch die Semtners dieser Welt weiterhin per Kopf treffen, könnte ja vielleicht Herr "Heimbastion" in dieser Spielzeit am Sachsenweg einziehen.
Mit Lohbrügge und Uetersen haben die ersten beiden Aufsteiger schon ihr Debut verloren, da wollte auch Oststeinbek nicht zurückstehen. Nach Treffern von Lurups Sander zum 1:0 bzw. 2:1 war die Niederlage perfekt, da nutzte auch Cihans Ausgleich nichts. Die Rote Karte vom OSVer Schmitz - übrigens der einzige Platzverweis an diesem Spieltag - rundete die blöde Bilanz der drei Aufsteiger ab. Der vierte seiner Zunft, welcher auf den Namen Wedeler TSV hört, durfte noch nicht mitspielen. Die Eintracht aus Norderstedt heißt zur Zeit Scharlach Norderstedt, da vierzehn Spieler wegen dieser Krankheit das Bett hütten müssen. Meiendorfs Auftakt fiel wegen dem Koblenzer Besuch bei den Concorden flach.
Aber es gibt ja auch ein neues Gesicht, welches sich aus der Regionalliga wieder zurückgemeldet hat. Nach den ganzen Plauens, Oberneulands oder Türkiyemspors steht für Altona 93 endlich wieder Hausmannskost auf dem Programm. Als erstes wurde der USC Paloma serviert und der AFC zeigte Manieren. Man gewann, man überzeugte sogar ein wenig und schickte die Palomaten mit 4:2 wieder nach Hause, ohne den Gast der Lächerlichket preiszugeben. Und sogar Berkan Algan traf zweimal. Ach, Algan und Altona 93! Möge es doch endlich auf alle Zeiten klappen. Sie sind wie ein verzweifeltes Liebespaar. Sie konnten bisher nie ganz richtig miteinander, aber ohne einander geht es auch irgendwie nicht.
Ein wenig komisch war es schon, dass die Condoraner gegen Halstenbek auf dem Grandplatz antraten. Normalerweise kommt er erst dann zum Einsatz, wenn der Winter und seine Kumpanen Regen, Schnee und Frost das Agieren auf dem grünen Rasen verbietet. Dieses Mal war es das zu späte Ansäen des Rasens, welches eine sportliche Auseinandersetzung laut des Bezirksamtes unmöglich machte. Das wird die Raubvögel am Ende wenig gestört haben, traf doch Manu, Max und Mehmet Eren gleich doppelt. Dass es "nur" ein 2:1 gegen Halstenbek wurde, welches übrigens ohne "Toni" Ude auflief, liegt einfach daran, dass Mehmet in Wirklichkeit Mehmet heißt, und sein letztjähriger Spitzname Manu durch Max ersetzt wurde. Egal, für Mike war es vor allem ein geglückter Einstand. Mike, mit Nachnamen Breitmeier, tritt in die Fußstapfen von Matze. Und einen neuen Manager gibt es auch, den Marcel, Müller mit Nachnamen. Dass es nun M&M's in der Halbzeit zum Naschen gibt am Berner Heerweg, soll aber nur ein Gerücht sein.
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