10.08.2009 Rückblick: Von Verwundbarkeiten, Langeweile und Streptokokken mit Toxin von
Wenn einem langweilig ist, dann hängt das damit zusammen, dass einem die Zeit ziemlich lange vorkommt. Ein negativ belasteter Begriff, so Wikipedia, welche dadurch entsteht, das eine Monotonie im Alltag herrscht. Wiederholende Ereignisse, die aus subjektiver Hinsicht kaum etwas Interssantes oder Aufmunterndes hervorbringt. Für den Beobachter der Oberliga Hamburg könnte dieser Zustand der Monotonie so langsam erreicht sein. Meister 06/07: SC Victoria. Meister 07/08: SC Victoria. Meister 08/09: SC Victoria. Tabellenführer nach dem 2. Spieltag: Tja, sie werden es ahnen, der SC Victoria. Langweilig, würde Homer Simpson in seiner unnachahmlichen Natur sagen. Der Champion scheint aber auch in dieser Saison wieder die Hausmarke darzustellen, über die die Meisterschaft entschieden wird. Das 3:0 gegen biedere Luruper, die ohne Angreifer auflaufen mussten, verdiente ebenfalls das Prädikat langweilig. Dass der in der Vorbereitung von Lurup ausgemusterte Björn Henricy für Blankenese in Lieth gleich wieder traf, soll nur eine Randnotiz sein. Also wieder weg von den Luruper Sorgen, hin zu den Problemen der Victorianer. Muss denen nicht auch langweilig werden, immer wieder oben zu stehen? Nächste Woche kommt es zumindest zur ersten richtigen Standortbestimmung. Es geht nach Curslack, der erste Höhepunkt dieser Saison, hoffentlich!
Auf diese Curslacker werden demnach nun einige Hoffnungen ruhen, dem großen Favoriten Einhalt zu gebieten. Selber kamen die CN-Jungs nicht über ein Unentschieden beim Aufsteiger Oststeinbek hinaus, bleiben aber zumindest als einer von wenigen, vier um ganz genau zu sein, Mannschaften ohne Niederlage, die zwei Spiele absolviert haben. Ein gewisser Herr Reincke brachte die Henke-Schützlinge in Front, musste dann aber den Ausgleich durch Herrn Römhild hinnehmen. Generell scheint die Tabelle schon wieder die gleichen Konturen anzunehmen, wie man sie aus dem letzten Jahr kennt. Denn neben Curslack und Victoria hielten sich auch die Buchholzer bisher schadlos. Nach dem 3:0 gegen Lohbrügge war es ein später Elfmeter - erst nicht und dann doch verwandelt - von Gillich, der den 08ern beim USC Paloma einen Punkt sicherte. Die Buchholzer scheinen die Art des Fußballs auf Grandplätzen nicht sonderlich zu mögen, als würden sie allergisch auf diesen Untergrund reagieren. Schon letzte Woche meinte Trainer Thomas Titze, dass das bisher immer furchtbarer Fußball seiner Farben auf dem roten Rasen war. Dies änderte sich auch in der ersten Halbzeit bei den "Tauben" nicht, die es ihrerseits jedoch nicht in Perfektion verstanden, diesen Umstand auszunutzen. Weidlichs sehenswerter Treffer war die einzige Konsequenz aus der ersten Halbzeit, über die Titze das Urteilf fällte, dass seine Mannschaft keine Ballsicherheit besaß, nicht in die Zweikämpfe kam und offensiv nicht eine vernünftige Szene hatte. Das sind wahrlich keine guten Voraussetzungen, erfolgreich diesen Sport betreiben zu können.
Die Meiendorfer feierten ihrerseits am Sonnabend ihren Einstand in die neue Spielzeit. Sonderlich schwer wurde es nicht, denn der Gegner ist Barmbek. Und BU scheint derzeit wirklich kein Maßstab zu sein. Dem 0:4 in Niendorf folgte ein 0:4 in Meiendorf. Natürlich darf man zwei Auswärtspartien in Folge verlieren, zumal es für die Mannschaft sowieso blöd ist, mit zwei Begegnungen auf fremden Geläuf starten zu dürfen. Zuerst bekommt man gegen wie wild aufspielende Niendorfer kein Fuß auf den Boden und dann kommt noch die Aufgabe Meiendorf auf einen zu, traditionell ein eher schwieriger Test in dieser Staffel. Nur die Anzeichen, die aus den Aussagen der Spieler und des Trainers herauszuhören sind, dürften so einige Ohren klingeln lassen. Angreifer Markus Hasenpusch bemängelte den fehlenden Biss, Trainer Frank Pieper sprach von mangelnder Aggressivität und teilweise nicht vorhandenen Einstellung. Nicht jeder der Spieler könne in den Spiegel schauen, so Pieper. Da sollten nach dem erst zweiten Spieltag nicht nur die Ohren, sondern schon die Alarmglocken klingeln. Denn Aggressivität, Biss und Einstellung sind und waren Grundanforderungen im Fußball. Vor allem in Barmbek. Und vor allem in dieser Saison, denn ansonsten kann es ganz schnell abwärts gehen. Tabellenletzter ist BU schon. Der Partie gegen den Aufsteiger aus Lohbrügge dürfte am kommenden Sonntag eine gewisse Brisanz daher beinhalten.
Aber zwischen den ganzen letztjährigen Arrivierten haben sich derzeit die Niendorfer gemischt, die zum ersten Mal seit gefühlten 375 Jahren wieder auf den zweiten Platz stehen. Gemach, gemach, werden einige sagen, es ist erst der zweite Spieltag. Die Siege kamen auf eigenem Platz zustande, und die Kontrahenten hießen Barmbek (18.) und Uetersen (17.). Alles richtig und doch dürfen sich die Niendorfer wahrscheinlich endlich mal eine Saison ohne Abstiegssorgen gönnen. Die Dichte im Kader ist höher als in den letzten Jahren, sodass Trainer Carrel Segner auf körperliche Befindlichkeiten oder Leistungsschwankungen besser reagieren kann. Gegen Uetersen merkte nicht nur Segner, dass das Spiel einen ganz anderen Charakter als die BU-Partie hatte. Mit den Einwechslungen von zuerst Schwenke und dann Jakobs bzw. Natusch konnte Segner dem Match und dem eigenen Team eine andere Richtung geben. Zudem verfügt der NTSV im Mittelfeld und im Angriff neuerdings über Waffen, um die sie (fast) die ganze Liga beneiden kann. Markus Schwoy kam zwar gegen den Aufsteiger nicht so in Schwung, war jedoch auch ein wenig verletzungsbedingt gehandicappt. Und doch verstand er es in einigen Situationen, das Spiel der Hausherren chirurgisch präzise zu leiten, die Vorlage zum 1:0 darf als Beweis herangezogen werden. Mit Mike Griesch besitzt Segner einen Spieler, der zwar auch überhitzen, aber durch seine Laufbereitschaft und Leidenschaft viele Räume schaffen kann. Nicht zu vergessen Tamer Dönmez, der aufgrund seiner technischen und spielerischen Fähigkeiten eine Augenweide ist und gegen Uetersen den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Niendorfer und einer aufopferungsvoll kämpfenden Uetersener Mannschaft machte. Wer solche Spiele gewinnt, kann auch über längere Zeit oben zumindest Tuchfühlung herstellen.
Überraschungen gab es an diesem Wochenende aber auch. Und was für welche! Altona 93 erwischte es zum Beispiel relativ früh in dieser Saison und genauer ebenso bei der Partie in Halstenbek. Daniel Stars war der Mann für das Tor des Tages, welches aber schon nach drei Minuten gefallen war. Es zeigt die Verwundbarkeit der ehemaligen Regionalligisten, nicht adäquat auf diesen Rückstand reagiert zu haben. Aus Altonaer Sicht muss man hoffen, dass es nur anfängliche Kinderkrankheiten sind, die sich im Laufe der noch langen Spielzeit ausreichend behandeln lassen. Die andere Überraschung gab es im Osten Hamburgs zu bestaunen. Oder war es gar keine Überraschung? So richtig weiß man noch nicht, was man von dem neuen FC Bergedorf 85 zu halten hat. In Curslack sah das zwar ganz hübsch aus, aber der FC verlor mit 0:1. In Billstedt hatten die 85er im Pokal auch mehr vom Spiel und trotzdem war wieder in der zweiten Runde Abschiednehmen angesagt. Okay, dann muss nun der Aufsteiger aus Wedel daranglauben. Die wissen noch nicht, wo sie stehen, da sie ja noch kein Saisonspiel auf dem Buckel haben. Ob die Wedeler es nun wissen, sei mal dahingestellt, aber immerhin stehen sie erstmal mit drei Punkten da. Florian Blaedtke, der doppelte Gianluca D'Agata und Nicola Maksimovic trafen zum 4:2 in Bergedorf, Sinisa Veselinovic konnte den absoluten Fehlstart mit seinen beiden Toren auch nicht mehr verhindern: Platz 16. In Bergedorf wird es demnach vorerst kaum langweilig werden.
Diese Gemütsverfassung war auch in Lohbrügge beim und vor allem nach dem Spiel gegen Concordia nicht vertreten. Daniel Sager ist ein eher ruhiger Vertreter seiner trainerlichen Zunft, der auch mit etwaigen Fehlentscheidungen gegen sein Team vernünftig umgehen kann. Dass Sager einen Gesprächsbedarf mit dem Schiedsrichter sah, kommt nicht so häufig vor. Also muss in Lohbrügge einiges vorgefallen sein. Ein vermeintliches Tor und eine hundertprozentige Torchance wurde in der Schlussphase den Eintrachtlern (Übersetzung von Concordia) verwehrt. Dass Ricardo Nunes für Lohbrügge dazu noch den wunderschönen Ausgleich für den Aufsteiger markierte, durfte und wurde dem Schiedsrichter Yalcin Arlioglu nicht angekreidet, die Gefühlslage blieb bei den Gästen trotzdem monoton auf die Stufe "Vollkommen und absolut gereizt" eingestellt. "Ich weiß überhaupt nicht, was Arlioglu hier immer abzieht. Das ist ja nicht das erste Mal", klagte Sager sein Leid, nachdem auch noch sein Innenverteidiger Sven Drews des Feldes verwiesen wurde. Von Langeweile also weit und breit keine Spur. Lohbrügge durfte sich hingegen über den ersten Punkt freuen. Immerhin etwas!
Mit Scharlach ist nun wahrlich nicht zu spaßen. Die Streptokokken der Lancefield-Gruppe A sind für diese Infektionskrankheit verantwortlich und meinen es mit dem jeweiligen Körper ganz und gar nicht gut, da sie ein Toxin produzieren. Dieses Gift führt zur Bildung von Antikörpern. Nach Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und Rachenentzündungen im Anfangsstudium, stellen sich die roten Flecken im Achselbereich und an den Leisten ein, die dann den ganzen Körper überziehen können. Erwachsene erkranken an Scharlach häufig schlimmer als die Kinder. Zwar hat sich die Norderstedter Eintracht für einen Umschwung jugendlicher Art entschieden, aber so jung dann wieder auch nicht, dass man es mit Kindern zu tun hat. Die erste Begegnung in Wedel musste daher abgesagt werden und gegen Condor ging es vorerst nur um Schadensbegrenzung. Klappte nicht so ganz, denn aus der Schadensbegrenzung wurde eine gehörige Schadenszufuhr. Mit 3:0 wurden die Raubvögel gerupft. Man kann nur hoffen, dass die Jungspunde die Lobeshymnen, die ihnen nach diesem Erfolg entgegengebracht werden, genauso gut verkraften werden wie dieses giftige Toxin.
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