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15.08.2009
"Vicky" entzaubert den Drachentöter von Mirko Schneider




SV Curslack-Neuengamme – SC Victoria 1:3 (1:1)

SV Curslack-Neuengamme: Schönsee – Carstensen (66. Höricke), Schmidt (69. Khastoo), Blättermann, Sander – Papke, Többen, Theetz, Kock (55. Zöpfgen) – Spill, Reincke
SC Victoria: Wolf – Meyer, Asante, Eybächer, Möbius – Trimborn, Stilz – Vierig (76. Melich), Rahn (83. Aktan) – Hamurcu (69. Brameier), Erman
Tore: 1:0 Többen (20., Vorarbeit Papke), 1:1 Rahn (25., FE. – Schmidt an Hamurcu), 1:2 Meyer (61., ohne Vorarbeit), 1:3 Erman (90+1., Möbius)
Schiedsrichter: Haupt (TuSG Ritterhude) – mit einigen merkwürdigen Zweikampfbewertungen. Das Gespann traf auch manche falsche Einwurfentscheidungen. Insgesamt durchschnittlich.
Beste Spieler: Schönsee – Stilz, Rahn, Meyer, Möbius
Zuschauer: 248

Der SV Curslack-Neuengamme hegt und pflegt sein Außenseiter-Image. Wenngleich man sich vor der Serie sehr gut verstärken konnte, blieb man dabei: der Klassenerhalt und somit 40 Punkte sind das Ziel. Doch obwohl in Curslack Beeindruckendes aufgebaut wurde und der Club nicht ernsthaft zu den Abstiegskandidaten zu zählen ist, gibt es sie noch, diese Spiele, in denen der klare Favorit die gegnerische Kluft trägt. Solche Termine mögen sie besonders in Curslack und mehr als einmal tat man sich in den letzten Jahren bei solchen Gelegenheiten mit überraschenden Siegen hervor. Mit einem absolut diszipliniert-defensiv ausgelegten 4-4-2, mit langen Bällen im Konterstil und viel Hingabe in den Zweikämpfen gab man den Drachentöter, schlug Teams wie Bergedorf 85 oder St. Pauli II. Auch dem SC Victoria widersetzte man sich gern hartnäckig, so beim sehr emotionalen 1:1 auf heimischem Boden im Vorjahr. Lässt man das heutige Spiel jedoch Revue passieren, so muss festgestellt werden: der Drachentöter hatte jeglichen Kampfesmut daheim gelassen und kann froh sein, auf dem Papier keine vernichtende Niederlage erlitten zu haben.

Die Gäste vom SC Victoria schwangen von Beginn an das Zepter, zeigten feine Doppelpässe, Pässe in die Tiefe, offensive Zweikampfstärke und technische Kabinettstückchen. Der Ball lief wie an der Schnur gezogen durch die hilflosen Curslacker Reihen, die den Gegner kaum zum Kampf stellen konnten. „Vicky“ war gedanklich ständig schneller und die Gastgeber meist mehrere Schritte zu spät. Fünf-zu-Eins Chancen hatte sich die Elf von Bert Ehm bereits nach 20 Minuten erspielt, freilich ohne sich Zählbares aufs Torekonto zu schaffen, da ereignete sich folgendes: Patrick Papke flankte von halbrechts in den Sechzehner und Philipp Többen erzielte das 1:0 für Curslack. Eine Führung, so unverdient wie nur was, die Torwart Torsten Schönsee in seinem einzigen freudigen Moment des Spiels mit den Worten „So kann man das auch machen“ kommentierte. Doch bald hörte man ihn wieder „Hört doch mal zu“ oder „Verdammt noch mal, haut das Ding weg“ rufen. „Vicky“ blieb völlig unbeeindruckt und kam auch schnell per Elfmeter zum Ausgleich. Marcel Schmidt hatte einen Zweikampf gegen Ahmet Hamurcu verloren und diesen dann zu Boden gezogen. Stephan Rahn verwandelte sicher.

Es folgte nun zwar eine Phase mit weniger Torchancen, aber nach der Pause münzte „Vicky“ seine Überlegenheit wieder in glänzende Torgelegenheiten um. Schönsee parierte traumhaft gegen Aytac Erman und hielt auch den Nachschuss von Rahn (50.), Erman schob nach Pass des genial aufspielenden Roger Stilz alleine vor Schönsee neben den Kasten (52.) und Ahmet Hamurcu toppte dies alles noch: Von Erman bedient wollte er den Ball zwei Meter vor Schönsee noch annehmen, bevor er ihn einschob. Dummerweise beging er einen Stockfehler und das Leder sprang Richtung Außenlinie. „Wie viel wollt ihr denn noch vergeben?“, rief Bert Ehm fassungslos von eben dort rein und einer seiner Youngster, Michael Meyer, hatte prompt die Antwort parat. Genau vom rechten Sechzehnereck knallte er den Ball zum 2:1 in die kurze Ecke. Es war die einzige Szene, in der Schönsee nicht gut aussah.

Nachdem „Vicky“ die komplizierteste Möglichkeit zur Führung gewählt hatte, drängte es auf die Entscheidung, zunächst ohne sie zu erzwingen. Das wäre bei einer atemberaubenden Curslacker Chance fast bestraft worden. Christian Spill setzte Homan Khastoo ein, welcher an Dennis Wolf scheiterte und ein Scheibenschießen begann: Kevin Hörickes und Sven Zöpfgens Nachschüsse wurden kurz vor der Linie geblockt und als der Ball eigentlich schon geklärt war, trat noch mal Spill auf den Plan und zwang Wolf zu einer sensationellen Parade (75.). „Das wäre absolut unverdient gewesen, was mir aber absolut egal gewesen wäre“, kommentierte der ob der Leistung seiner Elf „sehr enttäuschte“ Torsten Henke die Szene. Zwar raffte sich seine Mannschaft gegen Ende zu ein wenig Schlussofffensive auf, brachte aber nicht wirklich was zustande. Mit dem letzten Befreiungsschlag setzte vielmehr Timo Möbius Aytac Erman an, welcher von der Mittellinie alleine auf Schönsee zusteuerte und – recht überraschend – souverän vollendete.

Nach dem Abpfiff wunderte sich dann sogar Bert Ehm „über die wenige Gegenwehr der Curslacker. Das sind wir hier anders gewohnt.“ Doch ein Trost bleibt den Mannen von Torsten Henke: Die Faszination des Drachentöters liegt darin, dass er nicht immer gewinnt. Der Moment, in dem der Überraschungs-Sieg gelingt, ist gerade deshalb so wertvoll, weil es solche Spiele wie heute gibt. Also nicht verzagen: Eines Tages kommt „Vicky“ wieder zum Gramkowweg…


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