28.08.2009 Am Borgweg fliegen sie wieder von Mirko Schneider
VfL 93 – SC Sperber 2:4 (2:1)
VfL 93: Jensen – Kantekin, Reimers, Bohn, Kabashi – Guguk (80. Wienecke), Erdmann (54. C. Froelich) – Davis, Yildirim, Kialka – T. Froelich SC Sperber: Lund – Peper, Kalla, Schönzart, Radsack – Henkel, Olde (58. Kück) – Zoric, Ekelund, Vukojevic (72. Burhorst) – Heydorn (85. Geschnewski) Tore: 0:1 Henkel (2., Vorarbeit Ekelund), 1:1 T. Froelich (7., Davis), 2:1 Yildirim (37., Erdmann), 2:2 Vukojevic (48., Zoric), 2:3 Henkel (74., Heydorn), 2:4 Schönzart (90., FE. – Jensen an Geschnewski) Gelb-Rote Karten: Reimers (79., wdh. Foulspiel), Burhorst (85., wdh. Foulspiel) Rote Karte: C. Froelich (76., Nachtreten) Schiedsrichter: von Glischinski (SC Eilbek) – war nicht zu beneiden und musste Schwerstarbeit leisten. Lag beim Elfmeter richtig. Der erste Platzverweis war aus unserer Sicht nicht zu bewerten, der zweite war korrekt, der dritte gerade noch vertretbar, da Burhorst zuerst den Ball traf. Ab und an mit der Vorteilsregel auf Kriegsfuß. Hätte Jensen nach Foulspiel außerhalb des Strafraums zwingend die Gelbe Karte zeigen müssen (12.). Verlor einmal die Übersicht und zeigte Yildirim versehentlich Rot. Bemerkte den Irrtum sofort und korrigierte auf Gelb (83.). Erkannte das Abseitstor der Gäste richtigerweise nicht an (19.). Beste Spieler: Erdmann, Davis – Henkel, Ekelund, Schönzart, Vukojevic Zuschauer: 130
Pausenansprachen sind ein wichtiges Mittel für einen Trainer. Er kann der Mannschaft ihre Fehler aufzeigen und gleich sagen, wie es besser geht. Er kann ein Donnerwetter loslassen. Bei einer absoluten Minusleistung kann er sogar an die Ehre seiner Truppe appellieren. Was aber sagt ein Trainer, der nach eigenen Angaben bis auf die ersten fünf Spielminuten gar nichts zu kritisieren hat? Selcuk Turan wählte nach dem Lob für seine Spieler folgende Variante: „Jungs, dieses Spiel können wir nur auf einem Weg verlieren: Wir können uns nur selber schlagen.“ Diese Sätze erwiesen sich heute als der falsche Weg. Was als Warnung gedacht war und unterstreichen sollte, wie sehr das Schicksal in den eigenen Händen liegt, wurde zum Bumerang.
Der VfL 93 hatte nach einer munteren ersten Halbzeit in Führung gelegen. Zwar hatten die Gäste ihre erste Chance durch einen Kopfball von Manuel Henkel nach Freistoßflanke von Lennart Ekelund gleich genutzt, doch der Gastgeber antwortete überzeugend. Tomasz Froelich tunnelte nach einer schönen Kombination Sven Lund und Sefki Yildirim veredelte den Ausgleich nach einer Flanke von Philipp Erdmann, die Björn Kalla falsch eingeschätzt hatte. Mit einer verdienten Führung ging es in die Kabinen – heraus kam eine VfL–Mannschaft, die die Warnung ihres Übungsleiters offenbar als Auftrag missverstanden hatte.
Zunächst fingen sich die Borgwegler umgehend den Ausgleich. Ekelund brachte eine Ecke von links herein, Ivan Zoric verlängerte an den langen Pfosten und Jozo Vukojevic war zur Stelle und nickte ein. Von einer Absicherung des Ecks war nichts zu sehen, ebenso wenig wie von einer souveränen Strafraumbeherrschung des mit viel Schatten und wenig Licht zum ersten Mal nach seiner Verletzung wieder spielenden Florian Jensen. Dieser parierte gegen die nun eindeutig überlegenen Gäste eine Viertelstunde später weltklasse gegen Vukojevic, ließ dafür bald Zoric` Schuss prallen und verursachte fast das 2:3 (67.). Im Gegenzug bekamen die Gastgeber die große Chance, überraschend in Führung zu gehen, scheiterten aber am Gebälk (Steffen Reimers) und im Nachsetzen an einem Abwehrbein der Gäste (McCash Davis).
Danach forcierten die Gastgeber jedoch das Tempo im Projekt „Wie schlagen wir uns am Besten selbst“ und legten eine atemberaubende Minusserie hin. Erst ließ man Henkel nach einer Kopfballverlängerung von Marco Heydorn allein am Sechzehner sehen und der zweite „Sechser“ berwies sich als abgezockt genug, die Gäste wieder in Front zu bringen. Zwei Minuten später flog der eingewechselte Christoph Froelich in einer unübersichtlichen Szene wegen Nachtretens vom Platz. Wiederum nur drei Zeigerumdrehungen später senste Reimers übermotiviert Heydorn zu Boden, was vorbelastet mit Gelb nur umso dümmer war. Reimers flog mit Gelb-Rot runter und neun gegen elf hieß das neue Kräfteverhältnis auf dem Rasen. Damit nicht genug foulte Yildirim an der Außenlinie ebenso übermotiviert wie Reimers einen Gegenspieler und räumte Gästetrainer Knut Aßmann fast mit ab (83.). Markus von Glischinski wollte ein vertretbares Gelb ziehen und zog Rot. Yildirim guckte entgeistert – und durfte sich anschließend freuen, dass der Schiedsrichter nur die Farben verwechselt hatte.
Bei so viel buntem Treiben wollte der SC Sperber auch mal. Simon Burhorst stellte eine neue Eingewechselten–Bestmarke auf und flog noch neun Minuten schneller vom Feld als Kollege Christoph Froelich, wobei er durchaus den Ball spielte. Trotzdem grätschte er von hinten und wenn man schon Gelb hat…eben!
Ach ja, Fußball gespielt wurde auch noch. Bis Jensen das Spiel erneut heftig unterbrach und bei einer Flanke auf Steffen Geschnewski bis zur Strafraumkante rannte, um den Ball wegzufausten. Blöderweise verwechselte er die Kugel mit Geschnewskis Kopf und rammte Geschnewski mit voller Wucht zu Boden. Jan Schönzart verwandelte den Strafstoß und der SC Sperber hatte dem Pokalsieg den Ligasieg folgen lassen. Knut Aßmann konnte also sein immer noch ungeschlagenes Team „für die starke zweite Hälfte“ loben und fand auch noch klare Worte zum VfL 93: „Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen spielerisch sehr guten Gegner, so lange er noch zu elft war. Da beneide ich `Sella` nicht, was die Disziplin angeht. Führt man die Zweikämpfe so, muss man sich nicht wundern, wenn man mit neun Leuten aufhören muss.“
Vielleicht hilft gegen diese Probleme nächstes Mal folgender Satz in der Pause: „Jungs, es gibt keinen Weg, wie wir dieses Spiel noch verlieren können.“ Würde zwar die Mannschaftskasse nicht aufbessern – aber das Punktekonto.
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