02.09.2009 Winkel und die linken Winkel von Henrik Diekert
FC St. Pauli II – Hertha BSC Berlin II 3:1 (1:0)
FC St. Pauli II: Schenk – Browarczyk (73. Filipovic), Gunesch, Eger, Drobo-Ampem – Krause, Kalla – Winkel (89. Theißen), Laban – Sako (64. Zekiri), Pichinot Hertha BSC Berlin II: Gäng (46. Sobtzik) – Bigalke (77. Boyd), Martens, Gänge, Holland – Perdedaj, Hoeneß, Morales, Knoll – Rommel, Torunarigha (66. Riedel) Tore: 1:0 Winkel (40.), 1:1 Perdedaj (57.), 2:1 Winkel (75.), 3:1 Zekiri (84.) Schiedsrichter: Jan-Eike Ehlers (Weyhe): Sein erstes Regionalliga-Spiel, was man dank vieler großer und kleiner Fehlentscheidungen auch nie vergaß. Beste Spieler: Winkel, Laban, Kalla – Bigalke, Torunarigha Zuschauer: 945
St. Paulis Amateure locken so viele Zuschauer ins Stadion, wie sonst keine zweite Mannschaft. Gegen Hertha II sangen sie erstmals zu recht: „Niemand siegt am Millerntor.“ Bedanken konnten sich die 945 Anhänger dabei nicht bei den sechs Profis, die mit Ausnahme von „Schnecke“ Kalla alle keinen großen Abend erwischten, sondern bei Stefan Winkel. Das 19-jährige Talent aus Neuruppin erzielte zwei Tore, und war damit maßgeblich am ersten Saisonsieg der Elf von Jörn Großkopf beteiligt.
Obwohl zu über fünfzig Prozent mit Akteuren aus der zweiten Liga besetzt, wirkten die Gastgeber nach der unglücklichen Niederlage gegen Lübeck am Freitag, zu Beginn der ersten Halbzeit völlig verunsichert. Hertha machte das Spiel, kam durch Unsicherheiten der Profi-Innenverteidigung Gunesch/Eger zu gefährlichen Aktionen im Strafraum. Der erste gelungene Pauli-Angriff ließ bis zur 18. Minute auf sich warten, als Labans Flachschuss aus 18 Metern vorbei ging. Fünf Minuten später dann beinahe die verdiente Gäste-Führung: Erst scheiterte Junior Torunarigha an der Latte, dann Sascha Bigalke mit dem Nachschuss am Pfosten. Durch die Schläge von Leder auf Aluminium geweckt, investierten die Kiezkicker nun mehr ins Spiel. In der 40. Minute wurde Laban 18 Meter vor dem Tor gefoult, und Stefan Winkel dreht den Freistoß in beeindruckender Manier in den oberen linken – Winkel.
In der zweiten Halbzeit gewannen die fußballerisch überlegenden Gäste von der Spree wieder die Oberhand. Fanol Perdedaj erzielte aus Abseitsverdächtiger Position das 1:1, und jubelte anschließend mit seinem verletzten Torwart Christopher Gäng. Der war in der Halbzeit ausgewechselt worden, weil er umknickte als er in Morike Sako hineinlief.
Nach dem Ausgleich drängte Hertha weiter, kam zu guten Gelegenheiten die aber allesamt nicht genutzt wurden. St. Pauli reichte ein toller Angriff um das Spiel zu drehen: Nach einem Konter über den eingewechselten Petar Filipovic, leitete Kalla den Ball auf Winkel weiter, der abgezockt einschob, diesmal in den unteren linken – Winkel. Die Hauptstädter gaben sich nun mehr oder weniger auf, die letzte schöne Szene der Partie gehörte den „Boys in brown“. Nach Vorlage von Nils Pichinot stand Zekiri in der 84. Minute ganz allein vor Patrick Sobtzik und schoss ebenso abgeklärt wie ruhig das 3:1.
„Ich bin nach unserem schlechtesten Saisonspiel froh über den ersten Dreier. Nach dem 1:1 hatten wir Glück nicht in Rückstand zu geraten, aber das Glück hat auch nur der Tüchtige“, analysierte Jörn Großkopf nach dem Spiel. Sein Kollege Karsten Heine beschwerte sich nicht zu unrecht über die Schiedsrichter-Leistung, forderte Platzverweise für Sako, den er einer Tätlichkeit beschuldigte und Kalla, der kurz vor Schluss Bigalke hart umgegrätscht hatte. „Wir hätten aber schon vorher in Führung gehen müssen“, gab Heine trotzdem zu.
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