02.10.2009 Zurück in die Zukunft von Andre Matz
Von Axel Juckenack:
Wir schreiben den 27. Mai 2025. Letzter Spieltag der 6. Bundesliga – Sektion Hamburg. Der SC Victoria ist unter Trainer Bert Ehm (79) und Manager Horst Kracht (95) durch ein 1:1 gegen den VfL Fosite Helgoland (seit 6 Jahren in Hamburgs höchster Klasse) zum 19. Mal in Folge Hamburger Meister geworden.
Leistungsträger der Meister-Mannschaft waren wieder einmal der Schweizer Roger Stilz (48), Stephan Rahn (43), Marc Pomorin (49), Jasmin Bajramovic (45) und Sven Trimborn (44).
Die nun schon routinemäßig durchgeführte Meister-Party dauerte diesmal nur knapp eine Stunde, schließlich mussten alle Spieler danach noch zur Arbeit. Gut dass der SC Victoria seine Punktspiele seit einiger Zeit montags um 9:15 Uhr austrägt.
Einerseits stiegen durch diesen geschickt gewählten Spieltermin (es war der einzige Sendeplatz der noch nicht durch die Berichterstattung aus der 1. bis 5. Bundesliga belegt war) die Einnahmen durch den Hamburger Pay-TV-Anbieter „Daddel.TV“.
Andererseits ist dies der optimale Termin für die zahlreichen Rentner, die die Spiele live an der Hoheluft sehen wollen. Eine langjährige Studie ergab, dass am frühen Montag die meisten Rentner am besten ausgeruht sind und anschließend noch Zeit für einen ausgiebigen Wochenmarktbesuch auf dem UKE-Gelände haben, ehe sie sich ab 13 Uhr den Fernsehübertragungen der 5. Liga widmen können.
So stiegen die Fernsehgelder auf ansehnliche 2.500 DM pro Saison (seit 2020 haben wir wieder die gute alte DM – jeder ging am 1. Juli 2020 mit 40 Mark ins Rennen) und der Zuschauerschnitt (auch wegen des neuen Abholservices) konnte erstmalig wieder auf über 120 pro Spiel gesteigert werden.
Trotz des neuerlichen Erfolges und den positiven wirtschaftlichen Tendenzen verzichtet der SC Victoria erneut auf den Aufstieg in die 5. Bundesliga (seit 2018 bundesweit eingleisig).
Trotz Währungsreform und achtmaliger Umgestaltung der Spielklassen, sind die Auflagen der 5. Liga immer noch nicht zu schaffen. Mittlerweile muss für die 5. Liga ein überdachtes Fernsehstudio mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Zuschauen nachgewiesen werden, der Anteil an deutschen Spielern darf 20% nicht überschreiten und, und und…
Verantwortlich dafür zeichnet die GGFL (German Google Football League), die 2019 die DFL aufkaufte.
Überraschenderweise hat sich jetzt Fosite Helgoland bereit erklärt den Aufstiegsplatz einzunehmen, obwohl sich die Insulaner erst durch das 1:1 im letzten Spiel den rettenden 21. Platz sichern konnten (seit 2023 wird mit 24 Teams, bei drei Regelabsteigern gespielt).
Da kein anderer Club für die 5. Liga gemeldet hatte steht das Aufstiegsrecht nun den Helgoländern zu. Und nun kommt der Knüller: da die Insel über keine geeignete Spielstätte verfügt, wird Fosite seine Heimspiele im Ballsaal (Nomen est Omen) auf der gerade fertig gestellten AIDAkicker (Platz für 15.000 Passagiere) austragen und die Spiele via Satellit übertragen.
Der enttäuschte Bert Ehm sagte dazu: „Wir gratulieren Fosite zum Aufstieg. Schade. hätten wir den Tipp mit der AIDA bekommen, hätten wir natürlich gemeldet, zumal alle meine Spieler in der Gastronomie tätig sind. Da hätten alle auf dem Schiff arbeiten können. – Aber so ist Fußball!“
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