09.10.2009 Wo ein Wille ist, ist nicht immer ein Weg von
präsentiert:
SC Victoria – VfL Lohbrügge 4:1 (2:0)
SC Victoria: Wolf – Meyer, Asante, Ucan, Möbius – Vierig, Melich, Stilz (73. Trimborn), Rahn (81. Kaba) – Akgül, Gyimah (56. Erman) VfL Lohbrügge: Boll – Pappoe, Flick, Hamdan (74. Stritzke), Feddern – Kiraz – Braun (46. Exposito), Smaga (72. Steffens) – Nunes – Kilic, Bültemann Tore: 1:0 Rahn (12., Vorarbeit Akgül), 2:0 Rahn (40., Akgül), 3:0 Akgül (67., Rahn), 3:1 Kilic (73., Exposito), 4:1 Erman (86., Foulelfmeter, Erman) Schiedsrichter: Timm (SC Egenbüttel): Obwohl das Spiel leicht zu leiten war, blieben doch ein paar zweifelhafte Entscheidungen hängen, die aber – wie der nicht gegebene Elfmeter nach Foul von Feddern an Vierig (56.) – letztlich unbedeutend waren. Spieler des Spiels: Stephan Rahn. Auch ohne sich ein Bein auszureißen, überragte er den Rest locker. Zuschauer: 229
Zufrieden war am Ende keiner. Nicht Bert Ehm, der über die zweite Halbzeit klagte: "Jeder zweite Pass war ein Fehlpass, wir haben keine Zweikämpfe mehr gewonnen und die Körpersprache stimmte nicht." Und selbstredend nicht zufrieden war Sven Schneppel. Wie soll er das auch sein – unmittelbar nach einer 1:4-Niederlage seiner Elf? Doch beide Trainer sahen trotz ihrer Unzufriedenheit auch Grund, versöhnliche Klänge anzustimmen. Ehm lobte eine gute erste Halbzeit mit den Glanzpunkten durch "unseren Entscheidungsspieler" Stephan Rahn; Schneppel hatte an der zweiten Halbzeit seiner Mannschaft Gefallen gefunden: "Da haben wir gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen, nachdem wir uns in der ersten Halbzeit versteckt haben." Doch Lohbrügges Wille bahnte sich nur selten einen Weg. Die nimmermüden Versuche, Victoria in Bedrängnis zu bringen, deuten zwar auf eine intakte und für den Abstiegskampf geeignete Moral des Schneppel-Teams hin; die Harmlosigkeit dieser Versuche aber auch darauf, dass Lohbrügge seine Kampfkraft im Verlaufe der Saison auch bitter nötig haben wird.
Das 1:0 fiel früh, als Vickys Rechtsverteidiger Michael Meyer – nach vorne hui, nach hinten na ja – Sezgin Akgül in Szene setzte, der im ersten Versuch noch geblockt werden konnte, aber im zweiten Anlauf Rahn fand, der aus acht Metern volley in die Maschen traf (12.). Nach drei kleineren Chancen – zweien für Vicky, einer für Lohbrügge – nahm das Spiel Mitte der ersten Halbzeit an Fahrt auf. Nach einem erneut starken Meyer-Pass konnte Roger Stilz mit dem Leder in den Gäste-Sechzehner marschieren, wo er ein halbminütiges Scheibenschießen eröffnete, ehe Lohbrügge mit Glück und Hilfe des Pfostens die Situation bereinigen konnte (24.). Nun hatte Victoria noch einige hochkarätige Gelegenheiten, das Ergebnis höher zu schrauben. Insbesondere John Gyimah agierte mehrmals unglücklich bei besten Gelegenheiten (31., 35.) und konnte nicht zeigen, warum er den Vorzug vor Aytac Erman und Ahmet Hamurcu erhalten hatte. Also musste der "Entscheidungsspieler" höchstpersönlich ran. Bei einer Ecke von rechts schlief die VfL-Abwehr, so dass Rahn auf den am Sechzehnereck wartenden Akgül passen konnte, dieser die Kugel für Rahn servierte, der aus schwieriger Position das Leder unhaltbar und wunderschön zum 2:0 unter die Latte zirkelte!
Lohbrügge hatte seine beste Gelegenheit unmittelbar im Anschluss an Rahns Zuckertor, doch der aufmerksame Dennis Wolf, der schon wenige Minuten zuvor gegen den sehr ordentlich spielenden Ugur Kiraz den Winkel verkürzt hatte, parierte das gut platzierte "Pfund" von Ricardo Nunes aus gut 25 Metern (42.). Noch vor dem Pausenpfiff verdingte sich dann Gyimah weiter als Chancentod (45.). Nach dem Wechsel hatte Vicky gleich mehrere Gelegenheiten und fühlte sich nun womöglich zu sicher. Unkonzentriertheiten und infolge dessen Fehlpass über Fehlpass schlichen sich ins Spiel des Meisters. Lohbrügge dagegen verkaufte sich trotz unverkennbarer Unterlegenheit teuer. "Ich habe meiner Mannschaft in der Pause gesagt: Egal wie es ausgeht, wir wollen hier was probieren und nicht zusehen wie Vicky Fußball spielt." Gegen die energischer auftretenden Gäste wirkte der Meister bisweilen lustlos und verließ sich auf gelegentlichen spielerischen Impulsdurchbrüche. Diese Minimalhaltung genügte am heutigen Abend auch, da spätestens nach dem 3:0 durch Akgül, bei dem natürlich Rahn wieder entscheidend seine Füße im Spiel hatte, niemand mehr ernsthaft an eine Unentschieden glauben konnte. Es ehrt den VfL, trotzdem noch alles, was in den bescheidenen Möglichkeiten lag, versucht zu haben. Es spricht für den SC, auch Schwächephasen unbeschadet zu überstehen.
Wer mehr von Victoria sehen will: Am kommenden Montag, den 12.10., zwischen 22.45 Uhr und 23.15 Uhr, sendet der WDR in seiner Sendung "Sport inside" unter anderem Bilder und Töne von der Hoheluftchaussee. Der Beitrag "Angst vor dem Aufstieg" behandelt die Missstände, die der DFB durch seine Ligenreform geschaffen hat.
Achtung, Programmänderung: Ein aufmerksamer Leser hat mir geschrieben, dass der Beitrag "Angst vor dem Aufstieg" heute nicht gesendet wird! Sobald der neue Sendetermin feststeht, finden Sie ihn im hafo-Forum: http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=1306.360
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