Hamm United FC: Groß – Simon, Aksu, Brown – Karimi, Buchholz, Hansen, Müller – Marschall – Arlioglu, Yilmaz (66. Ayik) FC Voran Ohe: Katzfey – Bagci, Tank, Bankowski, Belgacem (33. Briese) – Holm, Breutel – Maric, Quasem, Rasminda (76. Reinhold) – Schierz Tore: Fehlanzeige Besonderes Vorkommnis: Hamms Trainer Uli Schulz wird wegen Reklamierens von der Trainerbank verwiesen (77.). Rote Karten: Karimi (66., Nachtreten), Hansen (72., Tätlichkeit) Schiedsrichter: Kirsch (SV Halstenbek-Rellingen) – bevorteilte Ohe etwas bei der Vergabe der Gelben Karten. Beide Platzverweise waren jedoch korrekt. Auch sonst meist mit den richtigen Entscheidungen. Hamm haderte zu Unrecht mit ihm. Beste Spieler: Keiner – Bankowski Zuschauer: 250
Es ist ein ewig junges Thema und so lange der Fußball existiert, wird es nicht untergehen: Noten! Kann ein Journalist eigentlich alle 22 Akteure auf dem Platz bewerten? Plus die Eigewechselten und, exklusiv bei uns, auch noch das Schiedsrichtergespann? Wie genau ist so etwas machbar, zumal auf einem Amateurplatz? Ist es nicht doch nur eine schicke Spielerei? Hamm United war heute im Spiel gegen den FC Voran Ohe auf dem besten Weg, für die Kür in der Kategorie „Beste Spieler“ eine Eindeutigkeit herzustellen, die den anwesenden Pressevertretern das Leben erleichterte. Denn von Beginn an galt: wo Torgefahr war, da waren auch Kevin Hansen oder Obi Karimi.
Letzterer tauchte nach neun Minuten gefährlich vor dem Tor der Gäste auf. Florian Simon hatte ihm den Ball fußgerecht serviert. Karimis traf die Kugel nicht richtig und sie kullerte knapp daneben. Hansen indessen kurbelte das trotz Überlegenheit pomadig wirkende Spiel der überlegenen Gastgeber mit seinen klugen Pässen an. Eine erste Vorlage für Karimi konnte dieser nicht verwerten (15.). Eine zweite Auflage von Hansens Passgefühl endete bei Serdar Yilmaz. Dieser versetzte Damian Bankowski und traf das Außennetz. Aus dem Spiel heraus klappte es also nicht, somit versuchten es die „Geächteten“ über ruhende Bälle. Ein abgewehrter Hansen-Freistoß führte zu einem Volleyschuss von Sidnei Marschall (22.). Dieser landete in den Armen des unsicheren Ryan Katzfey. Ein zweiter Hansen-Freistoß bewies dies. Flatterig flog der Ball auf Katzfey zu, dieser ließ ihn fallen und im Nachsetzen wollte Yilmaz einen Elfmeter gegen Bagci schinden. Dafür war sein Faller allerdings zu plump (26.). Katzfey machte Hamm daher noch ein Angebot und lief unmotiviert heraus, als Müller von links flankte. Karimi köpfte ihn an und so wurde noch eine Parade daraus (41.), ebenso wie aus einem abgewehrten Hansen-Freistoß aus spitzem Winkel per Faustabwehr (43.).
Ohe traute sich erst nach dem Wechsel das erste Mal nach vorne. Aber wie! Danny Quasem schickte Samin Rasminda und nach dessen flacher Hereingabe dachte Coach Peter Wiehle „Dennis Briese macht ihn jetzt per Innenpfosten rein“, wie er später angab und gleich die korrekte Beschreibung der Szene mitlieferte: „Stattdessen schießt er an den Außenpfosten" (48.). Dieser ,Hundertprozenter` gab Ohe Mut, ließ sie defensiv noch kompakter werden und so passierte auf dem Feld nun so gut wie nichts Aufregendes mehr. Bis Karimi und Hansen die Hafo-Casting-Show verloren und sich selbst aus der lobenden Kategorie entfernten. Zunächst trat Karimi nach einem Foul an Sven Maric an der Eckfahne nach. Der Linienrichter stand daneben und sein Abgang war besiegelt (66.). Ohes Fans durften sich nach ein paar Kommentaren ihrerseits von Karimi noch ein „Was wollt ihr denn? Geht doch zurück in euer Dorf“ anhören, da war es bald schon wieder so weit. Philipp Breutel hatte Hamms Kevin Hansen an der Mittellinie von hinten gefoult. Er traf ihn, spielte aber auch den Ball. Hansen lag kurz am Boden, stand dann wie von der Tarantel gestochen auf und schubste Breutel energisch in dessen Halsgegend weg. Einmal, zweimal, Rudelbildung, Hansen musste von mehreren Spielern abgehalten werden, weiter zu machen. Vom weiteren Kicken hielt ihn der Schiedsrichter ab. Rot wegen Tätlichkeit (72.). Breutel bekam Gelb.
Nun wurde es erwartungsgemäß hektisch. Nachdem Andre Schierz eine Riesenchance vergen hatte (76.) musste der sonst so gelassene Uli Schulz wegen Reklamierensdie Trainerbank verlassen und Ohe stand weiter vor der Frage, was nun zu tun sei: Vorher hätten sie ein 0:0 unterschrieben, aber nun? Sie versuchten es, verloren ihre Bälle gegen wacker kämpfende Gastgeber jedoch zu schnell. Es fehlte die Ruhe, mal hinten rum zu spielen, in die Zone 30 Meter vor dem Tor zu gelangen und die Lücke zu suchen. Bis auf die letzte Aktion. Da spielten die Gäste genau so. Ein mustergültiger Angriff brachte Briese und Schierz in der Nachspielzeit alleine vors Tor! Beide schossen irgendwie und keiner richtig und so nahm Nils Groß (Marco Koch war vom Auswärtssspiel des HSV in Glasgow heute zurückgekehrt und spielte auf eigenen Wunsch nicht) den Ball locker auf.
Peter Wiehle war daraufhin nicht ganz sicher, ob er nun zufrieden sein sollte, entschied sich aber für ein „Ach komm‘, vorher hätte ich gesagt, das ist okay, also ist es so.“ Hamms Uli Schulz hingegen war sauer auf die Leistung seiner Jungs, sparte aber auch gegenüber Schiedsrichter Florian Kirsch nicht mit Kritik: „Ich habe nur ein wenig kritisiert und musste dafür von der Trainerbank. Ein Kevin Hansen muss auch mal geschützt werden. Wenn er immer in die Knochen kriegt, wird er halt mal böse. Aber der Schiedsrichter hatte das hier nie im Griff. Ohe hat höchstens zwei Gelbe Karten bekommen, wir ständig welche. Im Übrigen ist mir zugetragen worden, dass er auf dem Feld gesagt haben soll: ,Was wollt ihr denn? Ihr steigt doch eh‘ nicht auf`. Ich weiß allerdings nicht, ob das stimmt. Aber was er abgeliefert hat mit seinem Gespann, war eine Katastrophe.“ Zur Aussprache in die Kabine wollte Schulz nicht: „Ich habe Zweite Bundesliga gespielt. Da muss ich mich jetzt nicht auch noch mit denen unterhalten.“
Und so ging am Schluss nur eines etwas unter: Ohes Damian Bankowski bot eine richtig gute Innenverteidiger-Leistung. Aber das wird nicht das Gesprächsthema sein, wenn die Bewertungen dieses Spiels diskutiert werden...
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