Die Reisegruppe aus Uetersen war guter Laune, als sie mit ihrem Fanbus am Gramkowweg Halt machte. Als sie rund zwei Stunden später wieder gen Westen aufbrachen, dürften die TSV-Anhänger geahnt haben, dass Curslack in der nächsten Saison nicht mehr auf ihrem Reiseplan stehen wird. „Das hatte Kreisklassenformat“, attestierte Peter Ehlers seiner Mannschaft aufgrund ihrer zahlreichen individuellen Fehler. Dieser Einschätzung kann unmöglich widersprochen werden. „So viele Fehler, wie wir gemacht haben, kann man gar nicht machen“, klagte der leidgeprüfte TSV-Trainer. Die konfuse Ehlers-Truppe machte es seinem zunächst verunsicherten Gastgeber leicht, seinen sich leise andeutenden Abwärtstrend zu stoppen. „Da es auswärts nicht so lief wie wir uns das vorgestellt hatten, war das ein ganz wichtiges Spiel für uns“, resümierte Torsten Henke und konnte zufrieden die Punkte 18, 19 und 20 einstreichen. Die halbe Miete für den Klassenerhalt, der ja traditionell das erste Etappenziel des SVCN ist.
Nach ausgeglichener Anfangsviertelstunde schlug Curslack eiskalt zu – das Strickmuster des 1:0 dürfte dem Amateurfußballfreund bekannt vorkommen: Langer Ball (Torsten Schönsee), Kopfballverlängerung (Saboor Khalili!) – und Spill läuft, schießt und trifft! Mit der Ruhe eines Top-Torjägers überwand Christian Spill Uetersens am heutigen Tage überforderten Keeper Christoph Richter – mit einem Heber. Und weil das so gut klappte, probierte er es zwei Minuten später und überlupfte Richter per Außenrist. Oliver Haye konnte für seinen geschlagenen Torwart zunächst auf der Linie klären, doch Matthias Reincke setzte entschlossen nach und wuchtete den Ball mit dem Kopf zum 2:0 in die Maschen.
Kleine Randnotiz: „Wir hatten bislang erst ein Kopfballtor in dieser Saison erzielt“, rechnete Curslacks Käpt´n Matthias Figge nach dem Spiel vor. Reinckes Tor war nun das zweite, und es sollten noch vier weitere folgen!
Uetersen kam schnell zum Anschlusstor, denn auch Curslacks Hintermannschaft war alles andere als sattelfest. Serge Haag riss mit seinem Flankenlauf über rechts die Abwehr auf, Roland Anders verpasste zunächst, doch Parvis Sadat-Azizi nutzte das entstandene Durcheinander und legte Halim Kustul das 1:2 auf. Was zwei Minuten später folgte, war das, was gewöhnlich eine „Schlüsselszene“ genannt wird: Daniel Andrade stolperte als letzter Mann den Ball in die Füße von Mahdi Habibpur, doch der zuverlässigste Torschütze des TSV ließ sich zu viel Zeit und konnte von Andrade und Schönsee in Ko-Produktion am Torabschluss gehindert werden. „Doch selbst, wenn wir das 2:2 gemacht hätten“, gestand Ehlers schonungslos ein, „hätten wir hier nichts holen können.“ Uetersen war einfach zu schlecht.
Nach dem Doppelpack von Marco Theetz, der hier und da auch mit starken Pässen auf sich aufmerksam machte, war das Spiel schon zur Pause entschieden. In der zweiten Halbzeit durfte dann jeder Mal. Die Namen Matthias Figge, Marco Blättermann und Philipp Többen finden sich schließlich auch nicht alle Tage unter den Torschützen, eher alle Jubeljahre mal. „Ärgerlich, dass Blättermann auch noch einen gemacht hat“, flachste Figge, der nach seinem Tor überrascht wirkte: „Ich wusste gar nicht, was ich jetzt machen soll“, offenbarte der routinierte Innenverteidiger, dass er in Sachen Torjubel recht ungeübt ist. Ratlos stand er da. Dass auch Uetersen noch zwei Mal ran durfte, war letztlich nur ein Schönheitsfehler. „7:3 ist für einen Abwehrspieler nicht so ein schönes Ergebnis“, sagte Figge, doch wirklich weh taten die Gegentore weder ihm noch seinem Trainer: „Als Trainer sehe ich das nicht so gerne, aber ich war ja auch mal Spieler und weiß, dass man bei einer klaren Führung nicht mehr ganz so konzentriert ist.“ Nicht ganz so konzentriert war bisweilen auch der insgesamt starke Christian Spill, der aber drei 100%ige Torchancen ausließ (wie so oft – für die leichten ist er sich zu schade) und somit Uetersen Schlimmeres ersparte.
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