06.12.2009 Uetersens Mut wird belohnt von Andreas Killat
TSV Uetersen – Niendorfer TSV 2:1 (0:0)
TSV Uetersen: Albarus-Lange – Weber (53. Haag), Rischuk, Haye, Förster – Sommer, Bushaj, Kahnert, Sadat-Azizi – Habibpur (77. Kustul), Kilb (60. Gertschat) Niendorfer TSV: Chergui – Maurer, Kocadal, Herbert, Pornhagen (80. Semtner) – Prange, Griesch (46. Natusch) – Avarello, Schwoy – Saaba, Dönmez (67. Jakobs) Tore: 1:0 Kahnert (59.), 2:0 Haye (78.), 2:1 Kocadal (90.+3) Rote Karte: Herbert (NTSV, 90.+5), grobes Foul Schiedsrichter: Marcel Barrabas (SC Condor): War jederzeit Herr der Lage und konnte sich auf seine Assistenten verlassen. Insbesondere die Bundesligaschiedsrichterin Sandra Pansch hatte auf ihrer Seite gut zu tun und sah das Handspiel von Chergui völlig korrekt. Die Rote Karte für Tobias Herbert in der Nachspielzeit war dagegen etwas hart, andererseits aber als Frustfoul zu werten und von daher auch vertretbar Beste Spieler: Kahnert, Sommer – Prange, Schwoy Zuschauer: 150
Fast alle Partien des 19. Spieltages wurden bekanntlich abgesagt, aber Uetersen wollte unbedingt spielen – und der Mut wurde belohnt! Der Rasen im Rosenstadion war zwar tief und schwer, aber dennoch gut bespielbar, so dass sich eine für die Witterungsverhältnisse ansehnliche Begegnung mit vielen Torszenen entwickelte. Beide Trainer verzichteten dabei auf ihren Stamm-Torhüter, doch während Peter Ehlers dies freiwillig tat, um Dennis Albarus-Lange vor dem Pokalspiel beim SV Lurup Spielpraxis zu gewähren (schon letzte Saison war er der Pokal-Keeper), musste Carrel Segner ohne Sven Barth auskommen, da sich dieser beruflich im Ausland aufhält und wohl auch für den Rest der Saison nicht mehr zur Verfügung steht.
Schon nach drei Minuten verpasste NTSV-Stürmer Frank Saaba an seiner alten Wirkungsstätte nach Flanke von Markus Schwoy nur knapp den Führungstreffer, weil ihm Oliver Haye im letzten Moment den Ball sozusagen vom Kopf nahm. Die Antwort der Gastgeber ließ nicht lange auf sich warten, Mahdi Habibpur dribbelte sich durch den ganzen Sechzehner, „vergaß“ aber zu schießen und wurde im Fünfmeterraum von Marcel Maurer gestoppt (5.). Sein Teamkollege Helge Kahnert, der nach langer Verletzungspause (Kreuzband) erstmals wieder in der Startelf stand, tat es ihm in der zwölften Minute nach schlimmen Ballverlust von Eduardo Avarello gleich, umspielte am Fünfmetereck sogar noch Torwart Zakaria Chergui, doch der Winkel wurde zu spitz.
Danach zeigte der Ex-Condoraner Schwoy mehrfach seine Klasse, bediente mit seinen Flanken erst erneut Saaba (33.), der jedoch kläglich vergab, und dann seinen Raubvogel-Kollegen Mike Griesch (42.), der aus fünf Metern völlig frei Albarus-Lange in die Arme köpfte. „Kopfball konnte ich eben noch nie“ meinte Griesch hinterher selbstkritisch, der nach seiner Gelben Karte in der 38. Minute kurze Zeit später nach einer weiteren Attacke dicht vor „Rot“ stand und folgerichtig zur Pause in der Kabine blieb. Zwischendurch hatte Schwoy selbst den Führungstreffer auf dem Fuß, traf den Ball aber nicht richtig (24.). Die Rosenstädter freilich standen dem in nichts nach, auch sie kamen zu weiteren hochkarätigen Chancen: Christian Sommer tankte sich auf der rechten Seite gut durch, doch sein Schuss wurde kurz vor der Linie geklärt (32.) und Kahnert vergab ganz ähnlich wie Griesch auf der Gegenseite einen Kopfball aus kürzester Distanz (37.).
Nach dem Seitenwechsel wurde „Ersatz“-Keeper Chergui zur tragischen Figur, als er einen aus dem Mittelfeld lang nach vorne gespielten Ball knapp außerhalb des Strafraums auffing und dann zwar schnell einen Schritt zurück in den Sechzehner machte, doch Schiedsrichter-Assistentin Sandra Pansch, selbst in der Damen-Bundesliga und auch in der Oberliga als Hauptreferee aktiv, hatte an der Linie gut aufgepasst und signalisierte ihrem „Chef“ den fälligen Freistoß. Diesen zimmerte der überragende Kahnert aus 16 Metern mit gewaltigen Bums in den Winkel, ein Treffer Marke Tor des Monats (59.)! „Ein Hamburger Auswahl-Torhüter sollte eigentlich wissen, wo der Strafraum endet“, konnte sich NTSV-Coach Carrel Segner einen Seitenhieb auf seinen Goalie nicht verkneifen. Wie häufig in solchen Spielen, war man auch hier geneigt, die These „Wer das erste Tor schießt, gewinnt“ anzuwenden, doch dafür hatten die Niendorfer in den letzten Wochen zu häufig Spiele im Schlussspurt gedreht bzw. zumindest noch den Ausgleich erzielt.
Aber heute war der Wurm drin. Bis auf Gerrit Jakobs, der nur Sekunden nach seiner Einwechslung frei aus fünf Metern Albarus-Lange in die Arme schoss (68.), gab es nur noch wenige Chancen für die Gäste zu notieren. Im Gegenteil, der heimische TSV legte sogar noch einen oben drauf: Nachdem Kahnert’s Freistoß aus 25 Metern zur Ecke abgefälscht wurde, brachte eben jene Ecke das vorentscheidende 2:0, als Oliver Haye aus dem Gewühl heraus den Ball über die Linie stochern konnte (78.). In den letzten zehn Minuten zogen die Jungs von Ex-Profi Ehlers (RW Essen) alle Register, verzögerten das Spiel, wo sie konnten, blieben immer wieder „verletzt“ am Boden liegen und hofften auf den baldigen Abpfiff. Doch Barrabas ließ (zu Recht) sechs Minuten nachspielen, und in der dritten Minute dieser Extra-Time schafften die Sachsenwegler tatsächlich noch den Anschlusstreffer durch Özden Kocadal, aber zu mehr langte es dann nicht mehr. Tobias Herbert holte sich kurz vor dem Abpfiff noch die Rote Karte ab, weil er an der Außenlinie direkt vor den Augen von SRA Pansch seinen Gegenspieler unsanft von den Beinen senste.
Mit dem vierten Heimsieg kletterten die Rosenstädter auf Platz 15 und haben laut Peter Ehlers nun einen „geilen Nikolaus“ (siehe Trainerstimmen)...
Stimmen:
Carrel Segner (Trainer Niendorfer TSV): Ich habe so was heute morgen leider schon geahnt. Aber der Sieg für Uetersen ist nicht unverdient, die sind über den Kampf gut in die Partie gekommen. Bei der ersten Chance für Uetersen hat sich schon abgezeichnet, wo wir heute unser Problem hatten (Anmerkung der Redaktion: Segner meinte die Towartposition). Sehr bitter für uns, mit den beiden Partien gegen Uetersen und Lohbrügge wollten wir uns nämlich eigentlich oben festsetzen. Immerhin haben wir hier ein Tor erzielt, das hat Altona nicht geschafft...
Peter Ehlers (Trainer TSV Uetersen): Spielerisch waren wir dem NTSV natürlich unterlegen, gerade im Spielaufbau. Wir haben einfach viel zu viele Bälle in der Vorwärtsbewegung verloren. Aber über den Kampf sind wir ins Spiel gekommen und hatten schon in der ersten Halbzeit drei Großchancen. Zur Halbzeit wäre ein 3:2 sicher optimal für die Zuschauer gewesen – und für mich auch. Heute haben wir aber endlich mal Glück gehabt und das 2:0 nachgelegt. Ich bin sehr angetan von meiner Mannschaft, einer hat für den anderen geackert. Besonders vor Helge Kahnert ziehe ich den Hut, der nach 10 Monaten Verletzungspause heute erstmals von Beginn an wieder dabei war und auf diesem schweren Boden 90 Minuten durchgehalten hat. Ein geiler Nikolaustag!
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