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02.01.2010
Schweinske-Cup 2010: Viel Feld, wenig Halle von Mirko Schneider



Die schnörkeligsten Weisheiten sind immer noch die besten: „Ich finde, die haben irgendwie verdammt viel Feld gespielt und viel zu wenig Halle“, philosophierte ein St. Pauli-Fan nach dem Spiel an der U-Bahn Station Lattenkamp. An eben jener Station übrigens, in deren Nähe sich vor dem Spiel einige Anhänger der Braun-Weißen mit der Polizei laut diversen Augenzeugen Auseinandersetzungen geliefert haben sollen.
Der friedliche Anhänger des Kiezclubs lag richtig. Nur sehr dosiert öffneten die Teams die Trickkiste der Marke „Vorsprung durch Technik“. Harte Zweikämpfe und die Suche nach dem schnellen Abschluss, mangels Kreativität oft aus der Ferne, dominierten das Bild am ersten Turniertag. Doch auch wenn sich die Mannschaften die Zaubereien weitgehend für morgen aufgehoben haben, wurden den 3061 Zuschauern zumindest einige spannende Spiele und 39 Tore in acht Partien geboten.

In medias res:

Gruppe 1:

SpielErgebnis
Holstein Kiel – Arka Gdynia3:2
Meiendorfer SV – Esbjerg fB1:1
Meiendorfer SV – Arka Gdynia2:4
Esbjerg fB – Holstein Kiel3:2


Tabelle:
Platz/VereinSpielePunkteToreDiff.
1. Esbjerg fB244:3+1
2. Arka Gdynia236:5+1
3. Holstein Kiel235:5+0
4. Meiendorfer SV213:5-2


Bester Spieler: Tobias Sävke


Zu den Spielen:

In den Eröffnungskick zwischen den Störchen von der Kieler Förde und den polnischen Gästen kam in der Halle erst in Hälfte zwei Bewegung. Die langweiligen ersten zwölf Minuten (1:1) legten die Fans des Tabellenzwölften der „Ekstraklasa“ jedoch schon mal mächtig vor. Gut 200 waren mitgekommen und sangen, fröhlich in gelb gewandet, was das Zeug hielt. Dies brachte in dieser Begegnung aber nur Symphatien, keine Punkte. Denn nachdem Gdynia nach dem Wechsel durch einen Spieler mit dem schönen Namen Wojciech Wilczynski in Führung gegangen war, drehten die Kieler das Spiel noch. Chrisopher Lamprecht und Marco Stier nach einem Konter (7 Sekunden vor der Sirene) besorgen den 3:2-Sieg.

Im zweiten Spiel durfte dann gleich der Meiendorfer SV aufs Parkett. Und startete, wie es schlechter gar nicht ging. Beim Anstoß wurde der Ball fair dem Gegner zugespielt. Belohnung: Sofortiger Fernschuss. Tobias Sävke konnte gerade so parieren und Jacob Ankersen staubte ab. Der MSV lag nach 9 Sekunden mit 0:1 gegen die Dänen hinten. Der Hamburger Hallenmeister schüttelte den Schock zwar ab und stand defensiv gut, entwickelte nach vorne allerdings zu wenig Spielfreude. Dennoch ergaben sich einige Chancen zum Ausgleich. Dieser gelang im zweiten Durchgang. Leke Dossou fing einen Angriff Esbjergs mit prima Stellungsspiel ab, schickte Carlos Flores und der machte keine Gefangenen und knallte das Ding in den langen Winkel. Danach gab es Chancen hüben wie drüben. Cem Cetinkaya vergab eine Minute vor dem Ende eine Riesensiegmöglichkeit aus zwei Metern. Auf der anderen Seite holte der – so viel sei vorweggenommen – in beiden Spielen bärenstarke Sävke sieben Sekunden vor dem Ende eine Musterparade gegen Martin Frandsen raus. Insgesamt ein guter Auftritt Meiendorfs, wenngleich lange Zeit etwas zu schüchtern.

In der dritten Partie der Gruppe 1 waren die Schützlinge von Helge Mau (vertrat den urlaubenden Lutz Göttling) erneut an der Reihe. Und die erste Halbzeit ließ Großes erhoffen. Cetinkaya erzielte bereits nach zwei Minuten das 1:0. Und zwei Minuten vor der Pause teilten sich Flores und Dossou wie beim 1:1 gegen Esbjerg die Arbeit. Diesmal fungierte Flores als Passgeber und Dossou netzte ein. Das 2:0 hielt bis sieben Zeigerumdrehungen vor Ultimo, vor allem dank Sävke, der ein ums andere Mal prima parierte. Aber alles konnte er auch nicht halten. Nach einem Hacktrick von Filip Burkhardt, welcher frei vor dem MSV-Keeper auftauchte, kullerte der Ball an den Pfosten. Marcin Budzinski war zur Stelle und drückte den Abstauber über die Linie. Nun bekam der Oberligist kalte Füße, ließ sich viel zu tief fallen. Die Polen spielten sozusagen ein Powerplay bei vier gegen vier – und die Tore fielen wie reife Früchte. Budzinski auf Pass von Burkhardt (19.), Bartosz Lawa (20.) und Lukasz Kowalski (21.) zerstörten im Minutentakt die Siegträume der Mannen von der B 75.

Im abschließenden Gruppenmatch ereilte die Kieler das Schicksal, welches sie zuvor Arka Gdynia zugefügt hatten. Eine 2:1-Führung reichte nicht. Zwei Minuten vor Schluss machte der dänische Nationalspieler Sören Rieks (der Hallensprecher erwähnte euphorisch, wir würden „ihn bald bei der WM sehen“, also merken, den Mann) das 3:2 und drehte die Partie.

Die morgigen Partien:

KSV Holstein Kiel – Meiendorfer SV
Esbjerg fB – Arka Gdynia

Die Lage in der Gruppe 1:

Alle Mannschaften haben noch Chancen aufs Weiterkommen. Kein Team ist hingegen sicher durch. Esbjerg fB, Arka Gdynia und dem KSV Holstein Kiel würde ein Sieg zum Weiterkommen reichen. Der Meiendorfer SV muss bei einem Sieg gegen Kiel noch auf die andere Partie schauen. Ein Sieg Esbjergs wäre für den MSV das Beste. Dann würde auch ein einfacher Erfolg gegen Kiel reichen. In anderen Fällen müsste die Tordifferenz den Ausschlag geben und es wäre gegebenenfalls ein höherer Erfolg gegen Kiel notwendig.


Gruppe 2:

SpielErgebnis
FC St. Pauli – RW Ahlen5:0
Nico Hoogma & Friends – FK Era-Pack Chrudim1:2
RW Ahlen – Nico Hoogma & Friends4:3
FK Era-Pack Chrudim – FC St. Pauli3:3


Tabelle:
Platz/VereinSpielePunkteToreDiff.
1. FC St. Pauli 248:3+5
2. FK Era-Pack Chrudim245:4+1
3. RW Ahlen234:8-4
4. Nico Hoogma & Friends204:6-4


Bester Spieler: Jan-Phillip Kalla


Zu den Spielen:

Die Braun-Weißen schafften es gegen einen Gegner, der nicht viel mehr darstellte als Kanonenfutter, die Halle gleich im ersten Spiel der Gruppe 2 zum Kochen zu bringen. Jan-Philipp Kalla traf schon nach 28 Sekunden. Er hatte einen Traumpass von Max Kruse über das halbe Feld volley über den herausstürzenden Sascha Kirschstein geschlenzt. Ein cool in den Winkel gechippter Neunmeter von Dennis Daube (4./Kirschstein hatte Jonathan Bourgault gefoult) ging dem kurz darauf folgenden dritten Treffer voraus. Christian Mikolajczak führte den Ball sicher an der eigenen Torbande, wurde von Daube und Kalla mustergültig bedrängt – und verlor ihn. Kalla vollendete cool zum 3:0 nach nur fünf Minuten! Frenetisch angefeuert vom wie immer zahlreichen Anhang ließ St. Pauli durch Nils Pichinot (15.) und Davidson Drobo-Ampem (16.) zwei weitere Treffer zum 5:0-Endstand folgen. Kam Ahlen mal durch, verhinderte ein starker Benedikt Pliquett jegliche Hoffnung für den Tabellenletzten der zweiten Bundesliga.

Im darauf folgenden Kick zwischen dem FK Era-Pack Chrudim und Nico Hoogma & friends gab es hingegen nicht viel zu sehen. Sicher, da spielten eben Hoogma, Stig Töfting, Roy Präger (und einige mehr, leider noch nicht Carsten Wehlmann und Sergej Barbarez), aber technisch brillieren konnten sie nicht. Ralf Palapies kam leider kaum zum Einsatz. Dennoch verkauften sich die etwas älteren Herren um Hoogma recht gut gegen einen tschechischen Futsal-Meister, der technisch enorm wenig zeigte, und dennoch recht sicher mit 2:1 gewann.

Sportlich blamabel war dann erneut das Auftreten von Rot Weiss Ahlen in der Partie gegen Hoogma und seine Freunde. Von einem Zweitligateam muss man einfach erwarten können, dass es alleine schon in punkto Spieltempo den etwas älteren Semestern drückend überlegen ist. Doch Ahlen mühte sich nach zweimaligem Rückstand (0:1/1:2) und dem zwischenzeitlich gefangenen Ausgleich zum 3:3 zu einem glücklichen 4:3-Sieg. Torwart Rico Maderthorner ließ einen Schuss von der Bande abprallen, statt ihn aufzunehmen, und Lars Toborg besorgte das Siegtor gute 90 Sekunden vor dem Abpfiff. Dennoch Respekt vor Nico Hoogma & friends: mit etwas mehr Fortune wäre hier mehr drin gewesen. Palapies bekam in dieser Partie übrigens eine Zwei-Minuten-Strafe für ein Foul von hinten an der Mittellinie. Ehrgeiz ist beim Trainer des SV Rugenbergen also nach wie vor reichlich vorhanden.

Das letzte Duell des Tages lieferten sich der FK Era-Pack Chrudim und der FC St. Pauli. Die Spielfreude und wenigen Leckerbissen der ersten Partie zeigten die Kiezkicker jedoch nicht mehr. Lukas Resetar traf nach 50 Sekunden zum 1:0 für die Tschechen. Als Morike Sako wegen Nachtretens zurecht eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt, schaffte St. Pauli ein kleines Kunststück. Eine Minute und 35 Sekunden blieb die Mannschaft in Unterzahl in Ballbesitz. Dann verlor sie ihn und Marek Kopecky besorgte mit einem abgefälschten Schuss das 2:0 (8.). Rouwen Hennings konnte kurz vor der Pausensirene per Freistoß noch auf 1:2 verkürzen. Nach dem Wechsel stand Chrudim aber weiterhin gut und setzte durch Radovan Kroulik (19.) den Konter zum 3:1. Ein sehr fragwürdiger Neunmeter half St. Pauli im Gegenzug wieder ins Spiel. Hennings ließ sich foulen und verwandelte sicher (20.). Gefährlich wurden die Jungs vom Millerntor dennoch fast gar nicht mehr. Doch kurz vor Schluss gab es für sie doch ein Happy-End. Daube bediente Kruse und dieser besorgte 18 Sekunden vor der Niederlage den Punktgewinn – 3:3. Etwas glücklich für Braun-Weiß.

Die morgigen Partien:

Rot Weiss Ahlen – FK Era-Pack Chrudim
Nico Hoogma & friends – FC St. Pauli

Die Lage in der Gruppe 2:

Nico Hoogma & friends sind ausgeschieden. Der FC St. Pauli ist so gut wie sicher durch, sollte er sich nicht eine Kanterniederlage gegen eben jenes bereits ausgeschiedene Team leisten, wovon nicht auszugehen ist. Ahlen und Chrudim spielen somit höchstwahrscheinlich den zweiten Halbfinalisten neben den Kiezkickern aus. Chrudim reicht ein Remis. Ahlen muss gewinnen.


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