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16.02.2010
Interview: Rahlstedter SC verzichtet auf den Aufstieg in die Oberliga Hamburg! von Mirko Schneider

hafo.de: Herr Zapel, der Rahlstedter SC wird im nächsten Jahr definitiv nicht in der Oberliga Hamburg spielen. Ist das korrekt?

Oliver Zapel: Ja. Das ist korrekt. Die Entwicklungen der letzten Tage haben zu dem Ergebnis geführt, dass wir selbst im Falle des Aufstiegs auf die Oberliga Hamburg verzichten würden.

hafo.de: Das müssen Sie uns erklären…

Zapel: Im Gesamtverein gibt es eine Unterdeckung. In den letzten zwei Monaten gab es immer stärkere Stimmen von einigen Leuten aus den Abteilungen des Breitensports. Tenor: So kann es nicht weitergehen. Das Präsidium hat nun die Entscheidung gefällt, die Lücke zu schließen. Der Etat für die Fußballer ist noch bis Sommer gesichert. Danach aber gibt es einen Schnitt. Mit dem neuen Etat muss man sich eher Richtung Bezirksliga orientieren. Da kann es nicht um viel mehr gehen, als darum, die Landesliga zu halten. Präsident Michael Krauskopf hat mir die Entscheidung mitgeteilt.

Sind Sie nun sauer auf ihren Präsidenten?

Nein, das bin ich nicht. Das Präsidium besteht aus drei Leuten und wenn zwei davon sagen, es wird so gemacht, dann ist das eben so. Es spricht sogar irgendwo für den Club, dass er den Gesamtverein nicht in eine prekäre Lage bringt. Der Präsident hat mir auch ganz klar gesagt, wenn es nach unserer Leistung ginge, dann müssten wir jetzt mit den Fußballern erst so richtig angreifen. Aber es ist bald Mitgliederversammlung und er muss eben auch die Interessen des Gesamtvereins im Blick haben. Alle, die beim RSC den Fußballern verbunden sind, sind natürlich dennoch enttäuscht. Es gibt aber kein böses Blut, sondern es herrscht überall große Betroffenheit, egal ob bei Liga-Obmann Wolf-Peter Weber oder Team-Manager Matthias Albrecht. Sie haben hier ja über Jahre etwas aufgebaut und hätten sich sicher auch gewünscht, dass es anders kommt.

Wie haben Ihre Jungs die Entscheidung denn aufgenommen?

Ich habe jetzt noch zwei Stunden (Anmerkung: das Gespräch fand zwei Stunden vor dem Training der Mannschaft statt), um den Jungs das zu erklären. Es geht mir sehr nahe und ich weiß noch nicht, wie ich es hinbekomme, den Jungs das sensibel genug zu sagen. Wir haben super gearbeitet in der Vorbereitung, haben mit Benedict Kummerfeldt, Engin Aydin und Manuel Demir drei tolle Spieler dazu geholt. Einige der Jungs hatten Anfragen anderer Vereine. Doch sie wollten bleiben und alles für das große Ziel, den Aufstieg, geben. Sie wollten sich selbst für all ihre Mühen belohnen. Nun werden sie damit klarkommen müssen, dass dieses Ziel mit Rahlstedt für sie unerreichbar bleiben wird. Das widerspricht natürlich dem, was ich den Spielern seit Monaten eingetrichtert habe. Außer es kommt noch jemand um die Ecke und behebt unser Loch im Budget.

Was ziehen Sie für persönliche Konsequenzen?

Ich werde den Rahlstedter SC im Sommer verlassen und suche einen neuen Verein. Es lief auch für mich sehr unglücklich. Gerade in der letzten Woche habe ich zwei anderen Vereinen abgesagt. Ich hatte viele Gespräche mit meinem engeren Umfeld - mit der Familie, mit Freunden, mit ehemaligen Spielern – und ich hatte mich gerade durchgerungen, hier zu bleiben und noch einmal mit den Jungs voll anzugreifen. Nun ist es schade, das sich der RSC kein Leistungsfußballkonzept mehr leisten kann und auf die Oberliga verzichten muss. Aber Sie kennen mich, ich bin sehr ehrgeizig. Mit der neuen Situation würde ich mich nicht anfreunden können. Das Wort „Geduld“ habe ich eigentlich nicht in meinem Wortschatz. Ich bin emotional, bin impulsiv und ich will immer so schnell wie möglich das Maximum erreichen. Das geht nun leider hier nicht mehr.

Mit Verlaub, was hält Sie dann noch in Rahlstedt? Stellen Sie sich vor, ihre Mannschaft legt zu Beginn der Rückrunde eine Siegesserie hin und greift in den Aufstiegskampf ein. Würden Sie damit klar kommen, eventuell sogar das Ziel zu erreichen, ohne aufsteigen zu können?

Zuallererst einmal möchte ich meine Jungs nicht im Stich lassen. Mit diesem Erlebnis will ich mich einfach nicht aus Rahlstedt verabschieden. Außerdem hatte ich die Situation beim HTB als Spieler schon einmal. Damals, in der Saison 2002/03, hatte Trainer Rainer Wasielke dort noch die Hosen an und hat sich um alles gekümmert. Es war aber schon im Februar klar, dass wir den hohen finanziellen Aufwand so nicht werden weiter fahren können. Wir haben uns damals mit der Mannschaft zusammengesetzt und uns geschworen, dass wir das Ding nicht schleifen lassen. Wir schafften es und holten die Verbandsliga-Meisterschaft. Uns blieb zwar der Aufstieg verwehrt. Doch mit vielen Beteiligten von damals bin ich mir heute menschlich immer noch sehr nahe. So ein Erlebnis kann auch verbinden.

Ihr Ziel ist nun also der Aufstieg ohne Aufstieg?

Unser offizielles Ziel ist nun Platz vier, was das beste Saisonergebnis wäre, dass Rahlstedt jemals erreicht hat. Jedoch ist mit dieser Mannschaft mehr möglich. Sie funktioniert momentan zu 100 %. Das sehe ich im Training. Wir werden definitv kein Kanonenfutter sein und die jetzige Lage nicht als Entschuldigung heranziehen. Meinen Jungs ist nun der Druck genommen worden. Sie können befreit aufspielen und eine Siegesserie starten. Wenn wir alle die Situation gut verarbeiten, dann werden wir ein gewichtiges Wörtchen bei der Vergabe der Aufstiegsplätze mitreden. Das wäre eine kuriose Situation, aber ich glaube daran. Wir werden auch den Trainingsaufwand ohne Abstriche genau so weiter fahren. Auch ein solches Jahr in einer Karriere zählt. Am Ende wollen wir uns alle so richtig in den Armen liegen – wenn es auch das letzte Mal ist.



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