Oststeinbeker SV: Gößling – Bernstein, Blohm, Stendel, Akyil – Weiß – Polat, Ulusoy, Hiob (59. Römhild) – Cihan (74. Günaydin), Sa Borges Dju (83. Braesen) Niendorfer TSV: Chergui – Maurer, Kocadal, Herbert, Pornhagen (46. Gehrke) – Natusch, Avarello (46. Dönmez), Semtner, Griesch – Schwoy, Jakobs (46. Saaba) Tore: 1:0 Cihan (7., Vorarbeit Sa Borges Dju), 2:0 Cihan (10., Ulusoy), 3:0 Ulusoy (34., ohne Vorarbeit) Besondere Vorkommnisse: Schwoy (Niendorfer TSV) verschießt Foulelfmeter (59.) Schiedsrichter: Krüger (Eintracht Norderstedt): Trotz des zweifelhaften Elfmeters für Niendorf eine insgesamt gute Leistung. Reagierte bei aufkommender Härte und Hektik ruhig und klar. Beste Spieler: Polat, Sa Borges Dju, Ulusoy, Weiß – keiner Zuschauer: 290
Vor mehr als einem Vierteljahr rollte der letzte Ball über ein Oberligaspielfeld. Dann war Pause, und es fiel Schnee. Als die Pause vorüber war, fiel der Schnee immer noch. Die Vorbereitungspläne aller Trainer wurden über den Schneehaufen geworfen – doch vergessen wir das alles! In Oststeinbek rollte er wieder, der Ball, und die heimischen Men in Black haben in der langen Winterpause nicht vergessen, wie man das Spielgerät behandelt. Die Gastgeber legten eine blitzsaubere, ansehnliche erste Halbzeit hin. Niendorf war vom Fleck weg unter Bedrängnis. Michael Weiß sorgte für Struktur, Ismail Polat trieb das Spiel des OSV nach vorn, Sa Borges Dju zeigte allein mehr Präsenz auf dem Platz als alle Niendorfer Offensivspieler zusammen, einschließlich der eingewechselten, und Onur Ulusoy war der Mann für die besonderen Momente. Mit diesen Spielern um sich war es ein leichtes für Gökhan Cihan, den NTSV mit einem Doppelschlag unsanft aus dem Winterschlaf zu reißen. Dem 1:0 ging eine wunderbare Kombination über Polat, Ulusoy und Sa Borges Dju voraus; das 2:0 legte Ulusoy seinem abwanderungswilligen Kameraden (Cihan wechselt im Sommer zum HUFC) per Traumpass auf.
Der ewige Dribbler Ulusoy hat also das Abspielen gelernt: "Der Trainer fordert von mir direkter und schneller zu spielen, ich will nicht nur schön spielen, sondern auch effektiv", erläuterte Ulusoy seine Wandlung. Auch das 3:0 war ein Indiz für einen geläuterten Ulusoy. Kurz zuvor hatte er sich im Zweikampf mit Marcel Maurer eine dicke Beule auf der Stirn eingefangen, nun nutzte er die "Wut im Bauch", nahm den Pass von Patrick Hiob auf, marschierte entschlossen Richtung Sechzehner – und zog trocken ins lange Eck ab. Verschwiegen werden soll bei allem Lob aber nicht, dass Ulusoy in der zweiten Halbzeit einige Male rückfällig wurde und alte Defizite in Sachen Zielstrebigkeit und taktischer Disziplin offenbarte. Aber Schwamm drüber, die starke Viererkette um den dynamischen Arafat Akyil und den umsichtigen Florian Blohm hatte auch so alles im Griff. Man muss angesichts dieser Leistung und des für einen Aufsteiger hervorragenden Tabellenstands tatsächlich "Berufspessimist" sein, wie Stefan Kohfahl sich selbst bezeichnet, wenn man einen Satz wie diesen formuliert: "Wir freuen uns, dass wir einen Schritt gemacht haben, vielleicht (!!!) etwas länger Oberliga-Fußball zu spielen." Lassen wir das mal so stehen.
So, nun muss die Sprache noch auf den Gast aus Niendorf kommen. Nur ganz schwer waren sie in der Hinrunde zu schlagen, gerade mal drei Niederlagen mussten die Mannen von Carrel Segner bis hierher einstecken. "Aber heute haben wir alles vermissen lassen, was eine Fußballmannschaft im Wettkampfbetrieb zeigen muss", spielte der NTSV-Coach auf wertlose Testspielerfolge wie das 4:0 gegen St. Pauli II an. Dass Tests, deren Ergebnissen Segner sowieso keinen großen Wert beimisst, und Wettkampf zwei verschiedene Paar Schuhe sind, wollten seine Spieler ihm anscheinend nicht glauben – und bekamen dafür die Quittung. "Wir haben wohl gedacht, dass wir hier ein Testspiel gegen eine Altherrenmannschaft haben", kommentierte Segner die Pomadigkeit seiner Elf kernig, zeigte aber auch Milde: "Ich gestehe meiner Mannschaft so ein Spiel auch mal zu. Wir werden das in der nächsten Woche in Ruhe aufarbeiten." Eine Frage, die Segner sich und seinen Spielern stellen wird: Wie konnte das Fehlen von Daniel Prange ein solch großes Loch ins Defensivzentrum reißen? "Prange ist für uns eine entscheidende Figur, heute konnten wir sein Fehlen nicht kompensieren, obwohl das früher schon geklappt hat", grübelte Segner. Dass einer seiner Schlüsselspieler in diesen Wochen im Urlaub weilt, kann dem Trainer natürlich nicht recht sein, aber da Prange aufgrund seines Arbeitgeberwechsels in diesen Wochen seinen Resturlaub nehmen musste, ist seine Abwesenheit auf den zweiten Blick nicht mehr gar so unverständlich. "Die anderen 20 Spieler haben sich heute ja auch Urlaub genommen", scherzte Segner. Von der Kritik ausnehmen konnte man allein den im Stich gelassenen Keeper Zakaria Chergui, der im Spiel eins nach Sven Barth den Vorzug vor André Tholen erhielt und keine schlechte Figur machte.
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