Wer am Ende des langen Fußmarsches vom Berner Heerweg den nahezu sattgrünen Rasen vor sich liegen sah, musste zunächst verwundert sein, dass er keine Zuschauer zu Gesicht bekam. Doch bei näherem Hinsehen waren sie dann nebenan am Rande des Grandterrain zu erspähen, und das so schön anzuschauende Grün entpuppte sich als sehr tiefes Geläuf, das nach 90 Minuten wohl nicht mehr wiederzuerkennen gewesen wäre. Also keine Taktik der Einheimischen, wie dieser oder jener nach der sonntäglichen 0:3-Pleite der Norderstedter auf Asche an der Brucknerstraße vielleicht gemutmaßt haben könnte.
Eine derartige Strategie, so schien es zunächst, hätte wohl auch zu keinem Erfolg geführt, da die Gäste aus Schleswig-Holstein sich außerordentlich munter zeigen, allerdings nach sieben Minuten den Condoranern die erste gute Tormöglichkeit überlassen müssen. Allein Frederic Böse gelingt es, den Schuss des vormaligen Victorianers John Gyimah über die Latte zu lenken. Doch die Krausz-Jünger zeigen sich keineswegs überrascht, halten weiter an ihrer Vorwärts-Strategie fest und werden belohnt. Stefan Siedschlag zieht in Minute Elf aus 20 Metern genau in den oberen Winkel ab und lässt Keeper Sascha Kleinschmidt chancenlos. Überhaupt ist der Ex-93er die auffälligste Erscheinung auf dem Geläuf, da er die Seinen immer wieder mit seinem aggressiven sowie vorausschauenden Spiel nach vorne treibt, und sein herrlich anzusehender Treffer ist zugleich sein erster Torerfolg für die Einträchtigen. Allein dabei bleibt es zunächst, und gleichsam wie aus heiterem Himmel fällt der Ausgleich. Verantwortlich dafür zeichnet Gyimah, der ein Zuspiel von Heiner Twardawa von rechts über die Linie bugsiert. An diesem 1:1 verändert sich bis zur Pause nichts mehr, denn weder Bernd Schmedes noch "Momo" Yilmaz können mit ihren Treffversuchen Kleinschmidt in Verlegenheit bringen, auch Jannik Dreyer gelingt es nicht mit einem wuchtigen Kopfball, der knapp neben dem Pfosten die Torauslinie überschreitet.
Im zweiten Spielabschnitt sieht sich auch Keeper Böse nach rund einer Stunde Spielzeit gezwungen, stark bei einer sozusagen "Kurzen Ecke" von Söhren Grudzinski zu reagieren. Nach einer Aktion des Norderstedters Moritz Mandel, die wieder Kleinschmidt vereitelt und einem "Header" von Edgardo Szyszkowski über das Quergebälk scheinen sich Freund und Feind mit einem ein wenig glücklichem Remis für die Einheimischen abgefunden zu haben. Die ersten Zuschauer pilgern schon Richtung Bierstand, als sich wiederum Twardawa am rechten Flügel wuchtig durchzusetzen versteht und erneut den im Strafraum-Zentrum postierten vormaligen Gelb-Blauen den Ball auf die Füße legt, dass der mit seinem finalen Treffer Coach Mike Breitmeier und seine Mitspieler so zum Jubeln bringt, wie es dann knapp drei Stunden später in der TV-Übertragung aus der Allianz-Arena zu sehen ist.
Die damit eingefahrenen zwei zusätzlichen Punkte sind zweifellos ein wenig glücklich für die Platzherren, bringen ihnen aber dennoch einen erst einmal beruhigend wirkenden Abstand zur Relegationszone ein. Für die jungen Norderstedter hingegen verbleibt es bei einem Platz im zentralen Mittelfeld des Tabellariums mit einer nunmehr ausgeglichen 8-5-8-Bilanz.
Punktspiel-Statistik aus der Sicht des Gastgebers: 8 Spiele 3 Siege - 3 Remis - 2 Niederlagen - 17:19 Tore.
Stimmen:
Marco Krausz (Trainer Eintracht Norderstedt): Die Mannnschaft, die heute 90 Minuten lang versucht hat, Fußball zu spielen, nach vorne gearbeitet und viel investiert hat, hat am Ende verloren. Ich habe sechs bis sieben Chancen auf meinem Zettel, das hätte eigentlich reichen müssen.
Mike Breitmeier (Trainer SC Condor): Die erste halbe Stunde haben wir sicherlich verpennt. Nach der Halbzeitpause waren wir aber erheblich besser dran und haben dann mit dem Treffer in letzter Minute auch das notwendige Glück gehabt. Das waren dann drei Punkte, die wir auch dringend gebrauchen.
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