31.03.2010 Vorschau: Ligaspiele, Pokalpartien und ein possierlich quiekendes Tierchen von Mirko Schneider
“Jetzt kommt die Phase der Saison, wo nur noch die Punkte zählen.“ Und: „Hauptsache, wir sind eine Runde weiter.“ Aber auch: „Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze.“ Das sind nur drei geliebte Sätze, die wir vor, während und nach den Osterfeiertagen garantiert werden lesen können. Diesmal in einer Art Mischmasch-Berichterstattung, denn Pokalspiele und der Liga-Alltag des 27. Spieltags wechseln sich munter ab. Nicht nur das Phrasenschwein wird daher vor Freude quieken beim Blick auf die anstehenden Partien:
Die Achtelfinal-Partie zwischen Billstedt und Altona ist deutlich offener, als es die Papierform glauben macht. Der Außenseiter vom Öjendorfer Weg ist mit seiner jungen, hungrigen, entwicklungsfähigen, flexiblen und noch ganz viele lobende Adjektive mehr werten Mannschaft durchaus in der Lage, den Traditionsclub von der Adolf-Jäger-Kampfbahn in Bedrängnis zu bringen. Dieser sollte also den Teufel tun, diese spielstarke Truppe zu unterschätzen. Zudem muss der Frust vom Wochenende auf Seiten der Gäste verarbeitet werden. Elfer an die Latte, umstritten in Unterzahl geraten, Spiel trotzdem bestimmt und kollektives Opfer von Torjäger Christian Spill geworden. Vielleicht war es das mit der Meisterschaft. Umso wichtiger für die Mannschaft von Thomas Seeliger, im Pokal vertreten zu bleiben.
entgegen erster Information nun am: Gropiusring, 22309 Hamburg
„Wir wollten langsam mal anfangen zu punkten“, sprach ein besorgter Luruper Coach Andreas Klobedanz nach dem 1:4 bei Buchholz. In der Tat, sonst lautet das Projekt der Saison bald „Pokalsieg zwecks DFB-Pokal-Qualifikation zwecks Wiederaufstieg aus der Landesliga.“ Selbst ein solches Projekt stünde schnell unter akuter Bedrohung. Der BSV ist, gerade daheim, nun wahrlich keine Laufkundschaft. Der Truppe von Michael Noffz bescheinigen nicht wenige Experten seit Jahren die Stärke, in der Oberliga mitzumischen. Irgendwie geht der Aufsteigstraum nur immer gegen Ende der Saison schief. Aber da sind wir ja noch nicht. Somit kann Bramfeld locker aufspielen und den Viertelfinaleinzug anpeilen.
Schiedsrichter: Krohn (TSV Reinbek)
SC Victoria (1) vs. Meiendorfer SV (4) *** – Donnerstag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Lokstedter Steindamm 87
Der Meister und sein „Vize“ treffen mal wieder aufeinander. Ganz solidarisch könnte der SC Victoria den MSV eigentlich siegen lassen, um die alte Ordnung zu konservieren. Schließlich stehen die Meiendorfer momentan auf Platz vier. Die Meisterschaft wird „Vicky“ dagegen kaum zu nehmen sein. Zu viel Konstanz ist wieder von Bert Ehms Mannschaft zu erwarten, deren phänomenale Siegesserie in der Hinrunde übrigens von Meiendorf gestoppt wurde. Nils Roschlaub erzielte seinerzeit das 1:1 an der B 75 und Hamburgs Über-Team punktete zum ersten Mal nicht dreifach. Doch es wird nicht einfach für das Team von Lutz Göttling. Der Schiedsrichter ist diesmal schließlich Hamburger, kein Niedersachse. Bert Ehm war nämlich nach dem 1:1 in Niendorf ein wenig arg sauer auf Herrn Julian Lüddecke vom SF Ahlum und stellte in seiner Wut den Schiedsrichteraustausch in Frage. Wer den Trainerfuchs kennt, weiß allerdings, dass er sich mittlerweile längst wieder beruhigt haben und dem Prestige-Duell entgegenfiebern wird.
Die Gäste aus Barmbek haben ein kurioses Heimspiel hinter sich. Schiedsrichter Daniel Niemeyer aus Nordhorn verschätzte sich beim Anfahrtsweg und erschien 45 Minuten zu spät. Volker Brumm nahm es mit dem ihm eigenen Humor locker wie immer und lobte bei BU sei „halt immer was los.“ Ausgeschlafene Jungs sind sie auch noch, schließlich gewannen sie das Spiel gegen Condor mit 3:2. Gastgeber Uetersen kann derweil wesentlich mehr Regenerationszeit zum letzten Kick vorweisen als eine zunächst ausgefallene Fußballhalbzeit. Schon zwei Tage vor dem BU-Spiel ging ihre Partie im Sportpark Hinschenfelde beim SC Concordia nach 22 Minuten baden. Aus Sicht von Peter Ehlers gilt hoffentlich nicht das feuchte Motto der Flippers („Auf Rote Rosen fallen Tränen“) für die Rosenstädter am Ende der Saison. Noch ist der Klassenerhalt nämlich drin.
Es ist einfach zu verlockend: Tuff, Tuff, Tuff – wir fahren alle Zug. Schon immer hat der Schreiber darauf gewartet, diesen wunderbaren Satz journalistisch zu verarbeiten. Der ETSV Hamburg gab ihm mit seinem Vorrücken ins Achtelfinale des Oddset-Pokals nun die Gegelegenheit dazu. Die Eisenbahner seien bedankt. In der Liga mitten im Abstiegskampf, wird das Team versuchen, gegen den SV Rugenbergen die große Überraschung zu schaffen. Quasi so, wie wenn die Bahn regelmäßig pünktlich käme oder sich imagemäßig einen Platz neben Bundespräsident Horst Köhler sichern könnte. Okay, die Dimensionen sind nicht zu vergleichan, aber Rugenbergens Trainer Ralf Palapies will trotzdem den Spielverderber spielen und im ICE-Sprinter-Tempo ins Viertelfinale. Nach dem „schlechtesten Spiel, welches ich jemals sehen musste“, so Palapies nach dem Kick gegen den SC Sperber (0:1), ist eine Phrase daher mehr gefragt denn je - nicht „Die Bahn kommt“, sondern: Es kann nur besser werden.
Die 2:3-Niederlage bei BU haben die Jungs von Übungsleiter Mike Breitmeier zwei Tage später fein mit einem 2:1-Erfolg gegen Norderstedt am Berner Heerweg ausgeglichen. Es läuft also weiter alles gut beim SCC. Von Abstiegskampf ist kaum was zu spüren, der Abstand zu Regionen, in denen es heikel würde, wird gewahrt. Die Gäste aus Niendorf versäumten es hingegen am letzten Wochenende, sich über schnöde Tabellenkalkulationen zu erheben und wahrhaft Historisches zu leisten. Noch nie schlugen sie den SC Victoria und dabei blieb es. Es fehlten aber nur zehn Minuten (da fiel der 1:1- Ausgleich von Jan Vierig) oder, je nach Sichtweise, fünf Minuten und vier Meter. Aus eben dieser Distanz vergab nämlich Ole Natusch in Minute 85 die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben. Jetzt muss schon so was wie ein 8:2 bei Condor her, damit man sich an dieses Spiel noch ein paar Jahrzehnte erinnert.
Zwei Abstiegskämpfer, die meist so circa 15 Punkte Vorsprung vor der gefürchteten Zone haben, treffen aufeinander. Die Trainer Torsten Henke und Thomas Titze dürfen sich bereits zum Klassenerhalt gratulieren und sich vielleicht am Ende der Saison um den Titel „Trainer des Jahres“ streiten. Die besseren Chancen hat da momentan Henke, mit seiner Mannschaft durch den Sieg gegen Altona 93 gar zum „Vicky“-Jäger aufgestiegen. Wenn sie bei allem Understatement in Curslack auch noch Meister werden, wäre das kaum mehr zu toppen. Henke deutete schon im Spaß an, bald zurücktreten zu müssen, denn: „Viel besser kann es ja kaum noch werden.“ Bei Buchholz darf der geneigte Fan auf Arne Gillich gespannt sein. Sein lupenreiner Hattrick in Halbzeit zwei bescherte das 4:1 gegen Lurup. Trainer Thomas Titze fand ihn bei allem Lob „aber gar nicht so überragend. Er wurde auch immer super frei gespielt.“
„Cordi“ und HR können schon mal direkten Abstiegskampf im Pokal testen. Die einen stehen knapp unter dem Strich, die anderen hauchdünn drüber. Das wäre, da ist noch mal das fröhlich quiekende Phrasenschwein, in der Liga ein glattes Sechs-Punkte-Spiel. Hier geht es nun ums Viertelfinale, wobei ein eventueller Pokalsieg bei beiden Teams interessante Gedankenspiele freisetzen könnte. Würde der SC Concordia diesmal das Geld in die Mannschaft investieren und sportlich wieder was reißen? Würde ein Duo Hans-Jürgen Stammer/Detlef Kebbe HR umgehend in die Regionalliga führen? Nur ein Gedankenspiel kann vorerst bestehen bleiben. Warten wir es ab.
Schiedsrichter: Hittig (SC Poppenbüttel)
FC Bergedorf 85 (7) vs. USC Paloma (10)*** - Freitag, 18:00 Uhr (Hinspiel: 2:2)
Der FC Bergedorf 85 tat sich zuletzt etwas schwer in Lohbrügge. Das Argument, man sei ja auch Futsal-geschädigt gewesen, würde bei Verwendung aber wohl nicht ziehen. Schließlich traf Tamer Dönmez bei Niendorf sogar direkt nach der Heimfahrt gegen „Vicky“. Zum stimmungsvollen Abendspiel empfängt der Gastgeber an den Sander Tannen jedenfalls den USC Paloma. Dieser ist ganz wunderbar in die Rückrunde gestartet und schickt sich an, in Sachen Klassenerhalt frühzeitig alles klar zu machen. Danach kann dann das eigentliche Saisonziel, ein einstelliger Tabellenplatz, angegangen werden. Momentan liegt das sehr wohl im Bereich des Möglichen.
Und noch ein Pokalspiel. Zwei spielerisch bärenstarke Mannschaften messen sich und die Frage der Sympathie der OSV-Fans könnte eine entscheidende Rolle für die Atmosphäre der Partie spielen. Marco Krausz gesellte sich nämlich während des Spiel bei Paloma – nach seinem Verweis von der Bank durch Schiedsrichter John-David Ladiges vom FC St. Pauli – zu den einheimischen Fans und lobte deren Kommentare so sehr, dass sein Fazit lautete: „Ich stand in der Kompetenzecke.“ Kompetenz hat auch Oststeinbeks Trainer Stefan Kohfahl jede Menge zu bieten. Es drängt sich die Frage auf, ob es für Krausz eigentlich erlaubt wäre, sich einfach zu Kohfahl auf die Bank zu setzen. Im Falle des Falles, den sich natürlich keiner wünscht, vermutlich nur. Wäre doch mal was Neues-
Schiedsrichter: Dühring (SC Schwarzenbek)
Escheburger SV (6, KK 1) vs. Grün-Weiss Harburg (1, BZ Süd) – Sonnabend, 15:00 Uhr, Pokal-Achtelfinale
Für den Tabellenführer der Bezirksliga Süd, Grün Weiss Harburg, ergibt sich eine merkwürdige Situation: Sie kämpfen um den Einzug ins Viertelfinale des Hamburger Amateur-Pokals – und sind trotzdem klarer Favorit. Kein Unterschied zur Liga also, die sie anführen. Denn das Team von Coach Sven Siebert trifft auf den Kreisklassisten Escheburger SV, der als krasser Außenseiter in die Partie geht. So wie in den drei anderen Runden zuvor auch. Der Horner TV (verlor mit 2:4), der FSV Geesthacht (1:3) und der SV Tonndorf-Lohe (3:5) können diesbezüglich ein Lied vom Favoritensterben singen. Während die Siege des Kreisklassisten gegen die Kreisligisten Horner TV und Tonndorf-Lohe vielleicht noch im Rahmen „Überraschung“ laufen, war das Ausschalten des FSV Geesthacht, immerhin ein starker Club in der BZ Ost, schon ein Paukenschlag. Der Viertelfinaleinzug wäre nun eine Sensation für die tapferen Escheburger Pokalhelden.
Schiedsrichter: Kremer (SC Schwarzenbek)
In der Regionalliga empfängt der FC St. Pauli II (13) bereits am Samstag, um 13 Uhr 30, den ZFZ Meuselwitz (12.)
*** = den geneigten Leser erwartet ein Hafo-Bericht
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