01.04.2010 Wer im Volkspark war, verpasste was! von Henrik Diekert
präsentiert:
SC Victoria – Meiendorfer SV 3:4 (2:2)
SC Victoria: Wolf – Meyer (71. Ucan), Eybächer (56. Melich), Asante, Möbius – Bajramovic – Stilz, Trimborn – Rahn – Vierig (62. Lauer), Erman Meiendorfer SV: Sävke – Gasde, Weiss, Chau, Güven – Lund (53. Okur), P. Gasde – Sara, Cetinkaya – Flores (64. Mankumbani), Roschlaub (84. Paschen) Tore: 1:0 Stilz (1.), 1:1 Cetinkaya (6.), 1:2 Flores (9.), 2:2 Erman (34.), 2:3 Roschlaub (52.), 3:3 Rahn (65., Foulelfmeter), 3:4 Cetinkaya (68. Foulelfmeter) Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye) : In einem schwierigen Spiel ein guter Leiter. Nur der Elfmeter gegen Victoria war arg streng, Meyer rutschte über den nassen Rasen. Seine Assistenten erwischten allerdings keinen guten Tag und hoben ein ums andere mal zu Unrecht die Fahne. Gelb-Rote Karte: Stilz (71., wdh. Foulspiel) Beste Spieler: Stilz, Erman – Cetinkaya, Flores, Roschlaub Zuschauer: 162
Man möchte kein Fußballfeld sein in diesen ersten Frühlingstagen 2010. Nachdem man monatelang unter einer harten, eiskalten Decke gefangen war, geht es einem sowieso nicht gut. Und jetzt rennen auch noch beinahe jeden Tag 22 Männer mit tückischen Stollenschuhen auf einem rum und reißen tiefe Löcher in die Haut. Noch dazu wird man durch ständigen Regen immer wieder aufs Neue durchgeweicht. Und, vielleicht am schlimmsten: Nur ganz selten wird ansehnlicher Fußball auf dem Rücken gespielt, meist ist es ein wildes Gebolze, Anfang Frühling 2010. Die Kollegen in München und London haben in diesen Tagen schon erlebt, wie das Rasen-Schicksal erträglicher sein kann. Nun sollte auch Hamburg dran sein:
Und Hamburg war dran!!! Direkt nach dem Anpfiff bekam Stephan Rahn den Ball auf der linken Seite, sprintete in Richtung Eckfahne und flankte in den Strafraum. Dort wurde das Leder von Jan Vierig verlängert, und Roger Stilz traf im Grätschschritt zum 1:0 nach handgestoppten 37 Sekunden. Fünf Minuten später: Victorias Innenverteidigung lässt Norman Lund in halblinker Position frei zum Schuss kommen, der Ball prallt vom langen Pfosten vor die Füße von Cem Cetinkaya, und der schiebt zum Ausgleich über die Linie.
Keine Zeit zum Luft holen an der Hoheluft. Keine drei Minuten nach dem 1:1 schießt Fabian Gasde auf das Tor von Dennis Wolf, der hat den Ball erst sicher, lässt ihn dann aber fallen. Da Silva Flores hat keine Probleme mit der überraschenden Gästeführung. Das war erst mal genug Aufregung für zehn Minuten, dachten sich der Hamburger Meister und sein Vize, und ließen es in den folgenden zwanzig Minuten ruhiger angehen. Das Spiel wurde zerfahrender, mit gelegentlichen Distanzschüssen konnten beide Offensiv-Reihen kaum für Gefahr sorgen. Stattdessen wurde vor allem von den Gastgebern mehr gefoult, weshalb Schlüsselspieler wie Eybächer und Stilz schon früh mit Gelb vorbelastet waren.
Nach 34 Minuten fanden die Aktiven dann, es sei der Ruhe genug gewesen: Timo Möbius schoss aus rund 18 Metern auf das Tor, im Gewühle konnte Tobias Sävke das Leder nicht festhalten, und Aytac Erman staubte zum 2:2 ab. Kurz vor dem Halbzeitpfiff und bei herrlichstem April/Hamburger/Fritz-Walter-Wetter vergaben dann Trimborn und Möbius gute Möglichkeiten, das Torverhältnis aus den ersten Minuten wieder herzustellen.
Anstatt im Tor von Tobias Sävke rappelte es bald nach Wiederanpfiff wieder im Karton von Dennis Wolf. Nils Roschlaub lief völlig allein auf Vickys Keeper zu, umkurvte ihn und schob ein (52.) Bert Ehm reagierte, brachte für David Eybächer (nicht für den überforderten Asante) Jan Melich in die Partie, und stellte damit die Zeichen auf Sturm. Zunächst mit Erfolg: In der 65. Minute legte Ömer Güven den ebenfalls eingewechselten Jan Lauer im Strafraum, Stephan Rahn verwandelte unwiderstehlich zum 3:3…. Das aber nur drei Minuten bestand hatte. Auf der anderen Seite rutschte Michael Meyer über das durchweichte Grün in Cetinkaya hinein, der den fälligen Elfmeter zum 4:3 für die Gäste verwandelte.
Nach dem Platzverweis für Roger Stilz (71.) konnte Meiendorf einige gefährliche Konter setzen, die Stürmer wurden aber immer wieder vom schwachen Linienrichter wegen angeblicher Abseitspositionen zurück gepfiffen. Die beste Möglichkeit für die Gäste alles klar zu machen vergab Fatih Okur, als er 79. Minute aus der Distanz an die Latte schoss (79.). Für Vicky hätte Erman nach 85. Minuten ausgleichen können, Sävke parierte seinen Flugkopfball. Nach hektischen letzten fünf Minuten endete die Partie mit 3:4. Ein legendärer Abend, den nur 162 Menschen an der Hoheluft erleben durften. Wer im Volkspark war, war selber Schuld!
Stimmen:
Lutz Göttling (Trainer Meiendorfer SV): Das Spiel fing für uns an, wie das Man-U Spiel für Bayern. Alles war über den Haufen geworfen. Das 1:1 war unser großes Glück. Die erste Halbzeit war relativ ausgeglichen. Im zweiten Durchgang haben wir sehr gut hinten gestanden. Für die Zuschauer ein tolles Spiel, für uns Trainer sicher nicht. Wir sind glücklich über den Sieg. Es sind noch viele Spiele zu spielen, und es kann sich noch einiges ändern. Abgerechnet wird am letzten Spieltag.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Ich bin natürlich enttäuscht. Keine Ahnung was wir da hinten gespielt haben, im Abwehrverbund. Wir hatten genügend Möglichkeiten, eigentlich müssen drei Tore gegen Meiendorf reichen. Der Schiri hat sich auf den Elfmeter gegen uns gestürzt wie ein Habicht. Aytac Erman hat gut gespielt und sich trotz Gelber Karte nicht vergessen. Lauer hat Leben gebracht. Der Albtraum Meiendorf geht für uns weiter. Keine Ahnung was in unserer Innenverteidigung los war. Da hat keiner seine Leistung gebracht. Stilz war bis zum Abschied bester Mann, und hat sich, normal für ihn, vergessen.
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