„Mehr Bewegung“ oder „Kommt uns mehr entgegen“ oder „Das ist zu wenig“ oder „Mehr Tempo“. Solche Sätze beziehungsweise Aufforderungen hörten die Zuschauer des Öfteren von den Spielern. Meistens waren es die Abwehrakteure der Niendorfer, deren Stimmen strapaziert wurden. Es gibt Partien, in denen verbal viel zu hören ist, vor allem positive Anmerkungen und Lob, was darauf schließen lässt, dass die Begegnung auf einem gehobenen Niveau stattfindet. Es gibt aber auch Partien, in denen eben viel gemeckert, aufgefordert, der Mitspieler angemacht wird, was meistens die Folge einer eher erschütternden Darbietung ist. Die zweite Kategorie traf voll und ganz auf die Auseinandersetzung zwischen Niendorf und Lurup zu.
Der Gast und bis vor dem Anpfiff Tabellenletzte aus Lurup suchte sein Heil zu Beginn eindeutig in der Defensive. Die einzige Spitze Christioph Gehr griff meistens Höhe der Mittellinie an, der Rest verschob sich dahinter in Richtung ballführenden Kontrahenten. Sonderlich ins Schwitzen kamen die Luruper allerdings nicht, da es die Niendorfer durchaus gut verstanden, die Geschwindigkeit der Stafetten langsam zu halten. Beiden Protagonisten war ihre momentane diffizile Situation anzumerken. Niendorf ist in diesem Jahr immer noch sieglos und sucht schon seit längerem nach der gewissen spielerischen Leichtigkeit. Lurups Probleme sind noch vielfältiger und lassen sich mit dem Besitz der Roten Laterne zusammenfassen. So entwickelte sich eine erste Halbzeit, in der die Niendorfer circa 70 Prozent an Ballbesitz aufweisen konnten, aber die Zutaten Durchschlagskraft oder auch Zielstrebigkeit nicht dabei hatten. Kocadal zu Herbert, der zurück zu Kocadal, dann ließ sich Avarello fallen, wieder zurück auf Kocadal, dann über Herbert, Maurer übernahm. Das alles passierte meistens in der eigenen Hälfte, irgendwann ging es nach vorne, dann war der Ball weg. Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrmals, der Langeweilefaktor stieg.
Chancen waren Mangelware in den ersten 70 Minuten. Die erste Möglichkeit ging sogar auf das Konto der Gäste, als Gian-Pierre Carallo mit einem sehenswerten Freistoß die Unterkante der Latte traf (5.). Erschrocken über soviel Gefahr zogen sich die Luruper danach vollständig zurück. Der NTSV mühte sich und hätte auch eine Führung zur Halbzeit verdient gehabt. Lurups Schlussmann Marcel Kindler musste mal um mal Kopf und Kragen riskieren. Gegen den Kopfball von Mathias Pornhagen war er machtlos gewesen, doch Kompagnon Dennis Bohn rettete für ihn (13.). Gegen die Anstrengungen von Tamer Dönmez (20.), Gerrit Jakobs (32.) und Ole Natusch (35.) war es Kindler gewesen, der seine Mannschaft vor einem Rückstand bewahrte. Nach der Pause dümpelte das Geschehen nur noch so vor sich hin. Es war der Energieleistung von Matthias Ribeau zu verdanken, dass die Zuschauer nicht beinahe einschliefen. Er schnappte sich zentral in der gegnerischen Hälfte das Spielgerät, unternahm ein paar Schritte und schoss das Runde links oben in den Winkel.
Wer danach eine Trotzreaktion der Niendorfer erwartet hatte, die sich mit allem, was zur Verfügung steht, gegen die Niederlage stemmen würden, sah sich getäuscht. Die Luruper hätten durchaus höher gewinnen müssen. Durch die Hereinnahme von Eugen Helmel wurde das Offensivspiel der Luruper variabler und sie nutzten auch die sich bietenden Räume. Nur kaltschnäuzig waren sie nicht. Fünf Konterchancen ließen sie meist kläglich verstreichen, was sich jedoch nicht rächte, da Jakobs auf der Gegenseite die einzige Gelegenheit der Hausherren vergab (82.).
Niendorfs Coach Carrel Segner sprach wie seine Spieler ebenfalls von fehlender Bewegung und ist auf der Suche nach dem Schalter, um die Abwärtstendenz seiner Mannschaft zu stoppen. „Offensiv läuft nicht sehr viel. Wir haben in den letzten fünf Spielen zwei Tore gemacht, das kann man schon negativen Lauf nennen.“ Die allerletzte Bereitschaft hätte gefehlt. „Anscheinend müssen wir eher mit dem Rücken zur Wand stehen, damit wieder alles abgerufen wird.“ Mit dem Rücken zur Wand steht sein Gegenspieler immer noch. Andreas Klobedanz weiß um die Schwierigkeit der Aufgabe. „Momentan sieht es so aus, als würden die fünf Teams unten die vier Aufsteiger unter sich ausmachen. Warum sollten wir nicht der einzige Glückliche sein?“ Die Kontrahenten verloren an diesem Wochenende allesamt, sodass sich der SV Lurup als der Gewinner des (Nachhol-)Spieltags fühlen darf. Kam ja bisher nicht allzu häufig vor.
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