09.04.2010 Aufstand im Keller: Cordi entscheidet das Spiel von der Bank aus von Andreas Killat
präsentiert:
SC Concordia – SV Curslack-Neuengamme 1:0 (0:0)
SC Concordia: Garvs – Marx, Otto, Stepat, Paulsen – Karakas, C. Kappler – Jernane (64. Bambur), Steinhöfel (46. Franz) – Albrecht, Facklam (66. Aydin) SV Curslack-Neuengamme: Schönsee – Wulff, Blättermann, Schmidt (76. Kruse), Kock (56. Höricke) – Többen (72. Khastoo), Sander – Mahrt, Khalili – Spill, Reincke Tore: 1:0 Aydin (68.) Rote Karte: Khastoo (CN, 82.), Albrecht (Cordi, 84.), Sander (CN, 84.) Schiedsrichter: Christian Okun (BSV 19): Überstimmte mehrmals seine Assistenten. Kurz vor dem Freistoß, der schließlich zum Siegtor führte, hatte Linienrichter Stefan Ohrt ein Foulspiel und Freistoß für Curslack angezeigt; Okun ließ jedoch für Cordi weiterlaufen und daraus entwickelte sich die folgenreiche Szene des Spiels. An der anschließenden Hektik mit drei Roten Karten war er daher nicht ganz schuldlos, wobei die Karten allesamt berechtigt waren (beide Teams hatten ihr Nerven nicht mehr im Griff). Beste Spieler: Franz, Stepat – Keiner Zuschauer: 180
Hurra, wir leben noch. Der Bestseller von Johannes Mario Simmel, dessen Eltern übrigens aus Hamburg stammten, war nach dem Schlusspfiff allgegenwärtig. Glückliche und durchpustende Gesichter bei den Gastgebern wohin man auch schaute: Sowohl beim Trainer Daniel Sager, den Spielern, Fans (Martin Krohn strahlte wie schon lange nicht mehr) und auch den Offiziellen (ob nun Gerd Angelbeck oder Holger Jachtner, der am Donnerstag vom HFV gerade mit der DFB-Verdienstnadel geehrt wurde)! Nach Lurup (3:2 gegen Vicky) und HR (1:0 in Altona) nun also auch der SC Concordia mit einem deutlich vernehmbaren Lebenszeichen: 189 lange Tage (und noch viel dunklere Nächte) ohne Sieg sind Geschichte.
Dabei hatte das Spiel zunächst nicht besonders viel zu bieten: Cordi stand kompakt hinten drin, aber Curslack ließ sich nicht aus der Reserve locken und wartete seinerseits auf Konter. Mit etwas Wohlwollen lassen sich ganze drei Chancen in Halbzeit Eins aufzählen: Marc Albrecht zögerte im Sechzehner zu lange und wurde geblockt (10.), Christian Spill konnte eine Vorlage von Matthias Reincke nicht verwerten (26.) und nochmals Albrecht verzog aus halblinker Position knapp am langen Pfosten (29.). Etwas mehr Aufregung gab es drumherum, Mahir Jernane hatte sich das falsche Trikot übergestreift (Nr. 17 statt 6), es gab keine Stadiondurchsagen, weil das Clubheim durch „irgendwelche Gymnastik-Tanten“ (O-Ton Holger Jachtner) belegt war und aus dem selben Grund wurde auch die obligatorische Pressekonferenz abgesagt.
Die Fans des SVCN nahmen die magere Vorstellung der ersten Halbzeit mit Humor: „Ist eben kein Kunstrasen hier, da hoppelt der Ball etwas anders“. Doch mit dem Anpfiff zur zweiten Runde kam deutlich mehr Leben ins Spiel, allerdings hauptsächlich auf Seiten der Gastgeber. Denn Coach Daniel Sager hatte mit Kevin Franz für den glücklosen Kai Steinhöfel den richtigen Joker gezogen, Franz wirbelte auf der rechten Seite die Curslacker gehörig durcheinander. Und hätte Jernane aus spitzem Winkel nicht so egoistisch abgezogen (53.), sondern den in der Mitte lauernden Franz bedient, wäre auch schon früh das erhoffte Joker-Tor möglich gewesen. Das fiel dann aber eine Viertelstunde später, nachdem Sager mit Benjamin Bambur und Christoph Aydin zwei weitere Änderungen vornahm. Aydins erster Ballkontakt landete im Netz! Und das kam so: Im Mittelfeld hatte ein Concorde Foul gespielt, der Assistent hob auch die Fahne und zeigte Freistoß für Curslack an, doch Schiedsrichter Okun ließ unter wildem Protest von Torsten Henke weiterlaufen, der Ball landete am Sechzehner der Gäste und nach Foul an Albrecht pfiff der Referee Freistoß für Cordi. Aydin legte sich das Leder zurecht und traf genau in den Giebel (68.). „Dabei wollte ich den Jungen erst viel später bringen, doch die Verletzung von Fabian Facklam zwang mich glücklicherweise schon vorher zum Wechsel“ strahlte Sager nach dem Schlusspfiff.
Auch der dritte Einwechselspieler hatte seine Großchance, doch nach feiner Vorarbeit von Christian Kappler – übrigens der Bruder von Altonas Andreas Kappler - hämmerte Bambur den Ball nur an die Latte (80.). Die letzten zehn Minuten kam dann die große Hektik auf, Cordi verteidigte hart und verbissen und Curslack haderte immer noch mit der Freistoß-Entscheidung und ging in Person von Homan Khastoo übermotiviert zur Sache, sein Foul von hinten in die Beine von Cihad Karakas wurde regelkonform mit Rot geahndet (82.). Nun war „Gift“ im Spiel, Cordis Albrecht senste direkt vor der Curslacker Auswechselbank Christopher Mahrt um, es entstand ein dicker Tumult, in dessen Folge Albrecht (für das Foul) und Sander (Schubsen/Rangelei) vorzeitig zum Duschen geschickt wurden (84.). Cordi – den ersten Sieg seit 6 Monaten vor Augen - fightete um jeden Meter Boden, besonders Ralf Stepat glänzte mit einer starken Vorstellung gegen Spill, der völlig abgemeldet war. Okun zeigte zwei Minuten Nachspielzeit an (Henke: „Nur zwei Minuten? Das kann doch wohl nicht Dein Ernst sein?“) und Curslack warf noch mal alles nach vorne. Doch die letzte Chance zum Ausgleich vergab Jan Kruse, der einen Freistoß aus 20 Metern in die Mauer drosch (90.+1).
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel gut kontrolliert, aber leider nicht das 1:0 gemacht, hatten aber auch nicht allzu viele klare Chancen. In der zweiten Hälfte ist Concordia ein bisschen besser geworden, aber es ist natürlich eine Katastrophe, wie das Tor entsteht. Es kann nicht sein, dass der Schiedsrichter den Linienrichter überstimmt, der wesentlich dichter dran ist und sofort die Fahne oben hatte. Durch diese Entscheidung ist die ganze Hektik ins Spiel gekommen, da habe ich überhaupt kein Verständnis für, dadurch wurde das Spiel entschieden. Und dann noch die beiden Roten Karten. Ein sehr unschöner Abend.
Daniel Sager (Trainer SC Concordia): Wir wollten mit der richtigen Einstellung spielen und haben es heute auch endlich mal über 90 Minuten geschafft und an die gute erste Halbzeit aus dem Palomaspiel angeknüpft. Das Gesamtpaket hat heute einfach gepasst: Sieg geholt und drei Punkte eingefahren. Das war unser Ziel und wir haben es geschafft. Mit den Aus- und Einwechslungen muss man natürlich auch Glück haben. Erst hat die Mannschaft, die von Beginn an gespielt hat, toll gekämpft und die Einwechselspieler haben dann auch nochmal richtig Gas gegeben und mächtig Schwung gebracht. Am Ende hätte ich noch 2-3 Leute mehr auswechseln können, alle hatten muskuläre Probleme.
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