13.04.2010 Hoffmanns Gefühlsleben gerät aus den Fugen von
SV Barmbek-Uhlenhorst – USC Paloma 0:2 (0:1)
BU: Breitkopf – Bohnhorst, Klitzke, Stüve, Hormann – Trako (53. Mellmann), Koschnick, Möller-Riepe, Wrage (62. Bober) – Bikic (66. Hasenpusch), Obst USC Paloma: Dröge – Savelsberg, Kwame, Francke, Osinski – Richter, Gregori, Hamurcu, Kieckbusch – Weidlich (84. Lohfeldt), Protzek (66. Gottschalk) Tore: 0:1 Weidlich (45.+2, Vorarbeit Richter), 0:2 Gregori (48., Richter) Schiedsrichter: Listner (SpVgg. Eidertal-Molfsee): Keine erkennbare Linie in der Bewertung von Zweikämpfen. Vor ihm müssen sich die Hamburger Schiris sicher nicht verstecken. Beste Spieler: Bohnhorst – Gregori, Weidlich, Francke Zuschauer: 230
Markus Hasenpusch, Kevin Mellmann, Faik Algan, Danijel Peric, Jon Hoeft, Tom Bober, Mikail Develi. Die BU-Ersatzbank war prominent besetzt, stattdessen standen weniger Namhafte wie Stephan Obst, zu Saisonbeginn von den Prignitzer Kuckuck Kickers an die Barmbek-Anfield gewechselt, in der "Battle of Barmbek" an der Front. "Am Sonntag, beim 0:0 gegen Lurup, konnte man sehen, dass einigen Stammspielern die Frische fehlte", begründete BU-Trainer Thomas Hoffmann die Rotation. Betrachtet man das nackte Ergebnis, eine zweifelhafte Maßnahme. "Aber ich bin nicht der Meinung, dass die Rotation nach hinten losgegangen ist", so Hoffmann, "die anderen haben es am Sonntag auch nicht besser gemacht. Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden." In dieser ersten Halbzeit hatte BU in einer spielerisch dürftigen Partie die besseren Torchancen durch Kristijan Bikic per Kopf (34.) und Samin Trako (36.), der am herauseilenden Frank Dröge scheiterte. Paloma hatte aber Kevin Weidlich, der trotz Leistenproblemen spielen konnte und kurz vor dem Pausenpfiff mal eben in den Regionalligamodus umschaltete: Im Mittelkreis startete Weidlich ein phänomenales Solo; er hebelte mit seinem unwiderstehlichen Antritt und einem Doppelpass mit dem geistesgegenwärtigen Philipp Richter zwölf gegnerische Abwehrbeine aus – und schloß mit einem wunderbar platzieren Schuss aus 15 Metern zum 0:1 ab (45.+2)! So hatte man sich das "Battle of Barmbek" gewünscht, das vor diesem Traumtor kaum aufregender war als eine Kissenschlacht.
Das war schon der Anfang vom Ende für BU, denn als Stephan Breitkopf ein paar Minuten nach Wiederbeginn bei einem Richter-Freistoß patzte (O-Ton: "Klar mein Ding.") und der vor allem in der Defensive starke Dennis Gregori bei seinem Ausflug nach vorne eher zufällig das 0:2 markierte (48.), hatte die Hoffmann-Elf dem nicht mehr viel entgegen zu setzen. Erst in der Schlussphase hatte BU Chancen durch Hasenpusch (89.) und Sebastian Möller-Riepe (90.+2), die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass der USC das Spiel nach der Führung recht mühelos kontrollieren konnte. So war Thomas Hoffmanns Gefühlswelt nach der Partie mit zweierlei beschäftigt. Zum einen mit der Erfahrung, als BU-Trainer nach drei Siegen und drei Unentschieden mit einer Niederlage leben zu müssen. "Aber das kann ich schon richtig einordnen", gab sich Hoffmann ungerührt. "Wir kämpfen weiterhin gegen den Abstieg." Schwere hatte Hoffmann daran zu knabbern, ausgerechnet im Barmbeker Derby verloren zu haben. "Das kannte ich als Spieler doch eher anders herum", erinnerte sich der 41-Jährige an seine Zeit als Aktiver. "Es ist halt schon ein bisschen was anderes gegen Paloma", gestand Hoffmann ehrlich ein, dass eine Derby-Niederlage doch stärker weh tut als eine gegen, sagen wir, die Prignitzer Kuckuck Kickers.
Des einen Leid, des anderen Freud. An diesem wenig humanistischen Prinzip gibt es im Fußball nichts auszusetzen. Die Palomaten krönten ihre starke Rückrunde, indem sie ihre Saisonbilanz gegen ihren liebsten Feind auf 6:0 Tore und 6 Punkte ausbauten. Ob es daran lag, dass das Rotationsprinzip beim USC keine Anwendung fand? "Die beste Elf soll spielen", stellte Frank Hüllmann kategorisch klar. "Sonst hätten wir an einem Dienstag härter trainiert." Da ahnt der Zuhörer, dass dem "Tauben"-Trainer, der in Hamburgs Amateurfußballwelt als zugänglicher und freundlicher Zeitgenosse bekannt ist, auch die Rolle als Schleifer nicht ganz fremd ist. Einer aber genießt auch bei ihm eine gewisse Narrenfreiheit: Der wiedererstarkte Goalgetter Martin Protzek, der heute kein Bein an die Erde bekam und nichts zum Derbysieg beitragen konnte. Unzufrieden mit sich, der Welt und seinen Mannschaftskollegen stapfte der Torjäger nach seiner Auswechslung ohne Shake-Hands schimpfend vom Platz (wohlgemerkt: bei einer 2:0-Führung). "Martin hat halt einen an der Waffel, aber ich bin froh, dass ich so einen Spieler trainieren darf", machte der Trainer seinem alternden Torjäger ein Riesenkompiment: Solche Disziplinlosigkeiten lässt der akribische "Hülle" nun wahrlich nicht jedem durchgehen. Aber Protzek ist eben einer dieser Spieler, die er sowohl neben als auch auf dem Platz, wo "der alte Mann" sich manchen Laufweg sparen darf, mit anderen Maßstäben misst. Hüllmann weiß, dass Protzek ihm das schon sehr bald wieder danken wird: mit Toren.
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