Als Schiedsrichter Michael Barrabas um Punkt 19.00 das Spiel zwischen dem SV Curslack-Neuengamme und dem Niendorfer TSV anpfiff, rieben sich die meisten Zuschauer verwundert die Augen: „Was zum Teufel steht der alte Mann denn soweit hinten?“. Gemeint war Curslacks Stürmer-Oldie Matthias Reincke, der zur Überraschung aller Anwesenden heute den Libero in der Curslacker Hintermannschaft markierte und damit der allgemeinen Personalnot in der Abwehr des SVCN (verletzungsbedingt bzw. durch eine Sperre fehlten u.a. Sander, Schmidt und Figge) zum Opfer fiel. Sein Trainer Torsten Henke lachend: „Ich habe ihn gestern nach dem Training gefragt, ob er sich es vorstellen könnte, heute den Libero zu spielen. Das hat er damals bei Bergedorf 85 ja auch schon manchmal gemacht.“ Und wie Reincke konnte. Als ob er nie etwas anderes gemacht hätte, räumte er die Bälle 90 Minuten lang ununterbrochen aus dem Curslacker Strafraum und hatte auch immer wieder das Auge für den freien Mann. Henke zufrieden: „Das hat er wirklich sehr gut gemacht.“
Viel zu tun hatte Reincke in der ersten Halbzeit allerdings nicht, denn Niendorf bot vor allem in der ersten halben Stunde des Spiels eine „emotions- und leidenschaftslose“ Partie (TSV-Coach Carrel Segner). Und schon in diesen ersten 30 Minuten hätte der SVCN die Partie eigentlich schon für sich entscheiden müssen. Brachte Stürmer Kevin Höricke es nach zehn Minuten noch fertig, den Ball aus drei Metern am Tor vorbeizuschießen, – vorausgegangen war eine wunderschöne Kombination von Christian Spill, Marco Theetz und Jan Kruse – machte es „Spiller“ nur einen Augenblick später besser und schoss nach einem astreinen Konter und einem feinen Pass Hörickes zum 1:0 ein. Der NTSV hatte sich vom Rückschlag noch gar nicht richtig erholt, da zappelte der Ball schon zum zweiten Mal im Kasten von Keeper Andre Tholen. NTSV-Verteidiger Tobias Herbert hielt es für nicht notwendig, einem Querpass aus dem Curslacker Mittelfeld auch nur einen Schritt entgegen zu gehen, Spill spritzte dazwischen und tippte den Ball rüber zum mitgelaufenen Verteidiger Wulff, der mit Torwart Tholen und Kapitän Timo Gehrke Ping-Pong spielte und den Ball schlussendlich über die Linie beförderte. „Für uns sind die Tore natürlich zum richtigen Zeitpunkt gefallen“ war Trainer Henke nach Schlusspfiff zufrieden. „Wir haben tiefer gestanden und das Spiel gemacht.“ Sein Trainer-Kollege Segner sichtlich angefressen: „Wir haben die erste halbe Stunde verschlafen und haben Curslack Tür und Tor geöffnet. Vielleicht waren sich einige meiner Spieler vor der Partie wegen der bislang erreichten 34 Punkte einfach zu sicher.“ Zum Ende der ersten Halbzeit durfte sich Niendorf noch bei Keeper Tholen bedanken, der zweimal gut gegen den freistehenden Höricke parierte (42. und 45.). Die gefährlichste Chance der Niendorfer hatte Markus Schwoy in der 40. Minute, als er den Ball aus fünf Metern am Tor von Torhüter Torsten Schönsee vorbeiköpfte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit reagierte Segner und brachte für Marcel Maurer Ole Natusch und für den schwachen Eduardo Avarello Stürmer Frank Saaba. Und genau dieser Saaba war es, der Niendorf zwingend ins Spiel hätte zurückbringen müssen und nach einer Flanke von Mathias Pornhagen aus nicht einmal drei Metern den Ball noch am Tor vorbeischoss (54.) und damit, wie in der ersten Halbzeit sein Pendant Höricke auf Curslacker Seite, diese Riesenchance relativ kläglich vergab. Schon kurz zuvor hatte Mike Griesch nur an die Latte geköpft (52.). Niendorf übernahm auf dem Feld nun vollkommen die Regie, hatte mehr Spielanteile und Ballbesitz, aber eben keine zwingenden Torchancen mehr. Was in den Strafraum der Curslacker auch kam, Ausputzer Reincke war da und klärte ein ums andere mal. Segner zu der kurzen Drangphase seiner Jungs: „Vielleich war das auch nur ein Strohfeuer. Aber wir hatten in der gesamten zweiten Halbzeit die bessere Spielanlage und waren auch technisch besser.“ Doch bis auf den Anschlusstreffer von Markus Schwoy, der in der 77. Minute einen Freistoß aus 17 Metern flach in das Tor von Keeper Schönsee bugsierte, sprang nichts zählbares mehr für Segners Mannen heraus.
Curslacks Trainer Henke war nach dem Erfolg und dem Ende von drei Pflichtspielniederlagen in Folge, gewohnt bescheiden: „Zum Schluss haben wir den Sieg ins Ziel gerettet. Das waren wichtige drei Punkte und endlich wieder ein Erfolgserlebnis. Mit 42 Punkten haben wir nun auch endlich die magische Punktzahl [40 Punkte] überschritten.“
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