15.04.2010 Vorschau: Besser als Barbarez, härter als Vinnie Jones von Mirko Schneider
Auch an diesem Wochenende dürfen sich die Fans des Hamburger Amateurfußballs wieder auf eine volle Ladung feinen Sport freuen. Der 29. Spieltag steht an bietet viele sportlich interessante Duelle. Zudem können tabellarisch weitere wichtige Weichen gestellt werden. Also starten wir, ausnahmsweise ohne große Vorrede, direkt die Vorschau auf die mit Spannung erwarteten Partien:
SC Victoria (1) vs. USC Paloma (7) *** – Freitag, 19:00 Uhr (Hinspiel: 1:0)
Lokstedter Steindamm 87, Hoheluft
Der Meister hat sein Glück nicht überstrapaziert. Nach ein paar schwächeren Ergebnissen in der Rückrunde, besonders ins Auge sticht das sensationelle 2:3 in Lurup, gelangen nun zwei Auswärtserfolge. 3:1 in Lohbrügge und 3:2 in Wedel. Rechtzeitig, bevor vielleicht doch ein Verfolger Lunte riecht und Vicky die Tabellenführung klaut. Mit dem USC Paloma wartet nun jedoch ein schwerer Brocken auf die Schützlinge von Coach Bert Ehm. Das zweitbeste Rückrundenteam verlor nämlich nur beim besten Rückrundenteam – in Buchholz. Das wiederum kann man gar nicht so richtig zählen, da ein Stau am Horster Dreieck die Anreise für die Gäste zur Tortour machte. Wieder fit bei den Gästen ist Kevin Weidlich. Das große Talent der „Tauben“ fehlte beim 1:1 gegen Oststeinbek, war aber beim 2:0-Sieg bei BU unter der Woche schon wieder entscheidend beteiligt.
Für die Oststeinbeker kann in diesem Jahrhundert nix mehr schief gehen. Denn „Ihr Spiel des Jahrhunderts“, das haben sie gewonnen. Trainer Stefan Kohfahl betitelte die Pokal-Viertelfinalpartie beim Bramfelder SV so – und siehe da, der Superlativ wirkte. Der Einzug ins Halbfinale gelang mit einem 2:1-Erfolg. Was aber kommt nun als nächstes? Wäre ein Match bei Camlica Genclik im Halbfinale das „Spiel des Jahrtausends“? Und ein Finale gegen Vicky das „Spiel des Universums?“ Und was ist dann eigentlich die Partie daheim gegen HR? Schließlich ist Oststeinbeks Klassenerhalt so gut wie sicher. Aber vielleicht macht man sich mit einem weiteren Heimsieg ja noch ein wenig hübscher für ein paar Neuzugänge. DFB-Pokal-Teilnehmer und Oberliga-Sechster – das wäre doch durchaus ein Pfund bei Verhandlungen. Gegner HR muss solche Luxusüberlegungen nicht anstellen. Es geht ums nackte Überleben. Viele dieser Situationen hat die Mannschaft schon gemeistert. Sie muss nun bald damit anfangen, dies erneut zu tun, sonst wird es eng mit einem weiteren Jahr Oberliga Hamburg.
“Matte, der Libero, Matte, der Libero!” So hätte Curslack den erfolgreichen Rückfall in alte Zeiten beim Nachholspiel gegen Niendorf (hört sich ja kaum anders an als die damalige ZDF-Serie „Manni, der Libero“) besingen können. Auf Grund von Verletzungssorgen spielte Curslack hinten mit Matthias Reincke als Ausputzer. Dieser kam damit wesentlich besser klar wie einst Sergej Barbarez beim HSV unter Klaus Topmöller in der Saison 2004/05. Reincke half mit, den Sieg zu sichern und von der Genesung der etablierten Stammkräfte in der Abwehr wird wohl abhängen, ob er wieder in den Angriff darf. Gegner Barmbek-Uhlenhorst brachte genau dort im wichtigsten Heimspiel der Saison nichts zustande. Das Barmbeker Derby gegen den USC Paloma verlor BU mit 0:2. Somit ist Wiedergutmachung für die treuen Fans angesagt, die die Reise an den Gramkowweg zum Wunden lecken auf sich nehmen werden.
Meiendorf hat die einmalige Chance der letzten Wochen einfach liegen gelassen. 0:0 bei BU, 1:1 gegen Niendorf, nun ein 1:2 in Lurup – es wird wohl wieder nix mit der Meisterschaft. Und es sieht auch nicht so aus, als wenn das Team in der derzeitigen Verfassung noch für Spannung an der Spitze der Oberliga Hamburg sorgen kann. Gastgeber Condor kann also eine ordentliche Chance auf einen Heimsieg zugebilligt werden. Der Klassenerhalt der Jungs von Mike Breitmeier dürfte weiterhin kaum in Gefahr sein, aber ein paar Punkte sind schon noch nötig. Vielleicht holt ja Ali Yasar wieder ein bisschen „Futsal-Geditsche“ raus und sorgt wie am Karfreitag gegen Niendorf für ein blendendes Tor des Tages.
Die Rückrunde des NTSV verläuft bisher sehr enttäuschend. So sehr, dass sich Carrel Segner schon nach dem Heimspiel gegen Lurup Sorgen um die treuen Fans machte. „Wir sind gerade dabei, hier auch noch die letzten Zuschauer zu vergraulen“, sagte er traurig. Zwar fing sich sein Team zuletzt ein wenig, dennoch scheint der sechste Platz, den die Truppe nach der Hinrunde einnahm, zurzeit eine Utopie zu sein. Genauso wie der Klassenerhalt von Lohbrügge. Es müsste mehr als ein mittleres Wunder her, wenn es der VfL noch schaffen will. Es geht nun wohl eher darum, sich ehrenhaft aus der Liga zu verabschieden.
Der kuriose Trainerwechsel in Norderstedt zeigte im ersten Spiel noch keine Wirkung. Andreas Prohn verlor sein Debüt mit 0:2 in Altona. Sollte das so weiter gehen, könnte tatsächlich das eintreten, was den Granden des Vereins bei der Entlassung von Marco Krausz als Begründung von der Öffentlichkeit nicht so richtig abgenommen worden war, nämlich eine Gefahr für den Klassenerhalt. Für Prohn und seine Jungs wartet mit Buchholz nun auch gleich der nächste schwere Brocken. Die Nordheider an dieser Stelle erneut zu loben, hieße nicht wirklich Eulen nach Athen zu tragen. Denn Thomas Titze & Co. sind weiterhin eine riesige Bereicherung für die Oberliga Hamburg und das kann gar nicht oft genug erwähnt werden. Traumtore wie die von Arne Gillich aus über vierzig Metern gegen Wedel sind nur das Sahnehäubchen auf die hervorragende Entwicklung des Klubs. Sogar Meisterschaftsambitionen sind nicht unrealistisch. Bestehen die Titzianer auch in Norderstedt, dann umso mehr.
Schiedsrichter: Hass (Germania Schnelsen)
FC Bergedorf 85 (6) vs. Altona 93 (4) - Sonntag, 15:00 Uhr (Hinspiel: 3:3)
Sander Tannen, Krusestr. 5, 21033 Hamburg
Altona 93 konnte das Pokalaus, anders als die „Elstern“ in Runde zwei, im Achtelfinale in Billstedt zwar gerade noch abwenden, doch es nützte nichts. Denn Bezirksligist Camlica Genclik hieß im Viertelfinale die Endstation. Wieder kein Amateur-Pokalsieg, wieder kein DFB-Pokal, wieder keine Zusatzeinnahmen über diese Schiene. Den Ärger darüber soll Bergedorf 85 zu spüren bekommen. An den Sander Tannen scheint es nun in der nächsten Saison doch weiterzugehen. Hoffentlich sportlich auf ungefähr demselben Niveau wie jetzt. Es wäre schade, wenn der technisch anspruchsvolle, fein anzusehende Kombinationsfußball der „Elstern“ bald Geschichte wäre.
Sollten nach dem Abpfiff beide Teams noch vollzählig sein, wären die Zuschauer Zeuge einer kleinen Sensation im Elbestadion. Satte 17 Platzverweise sammelten beide Mannschaften bisher gemeinsam ein. Bei dem Schnitt würde sogar die walisische Fußballaxt auf dem Felde, Vinnie Jones (kassierte in seiner Karriere 13 Platzverweise) blass vor Neid. Wedel legte beim Sammeln übrigens Wert auf sattes „Rot“ (fünf) und vernachlässigte Gelb-Rote Karten ganz entscheidend (zwei). Bei Cordi ist die Bilanz ausgeglichener, aber Rot dominiert auch hier Gelb-Rot (sechs zu vier). Concordias Marc Albrecht könnte zudem ein Fall für die ewigen Statistiker werden, wenn er so weitermacht. Dreimal Gelb-Rot und einmal Rot sah er bisher. Bei so viel Kartenspielerei ist es fast ein Glück, dass das Hinspiel bisher dreimal ausfiel und irgendwann im Mai stattfinden wird, nach diesem Rückspiel, welches somit faktisch eigentlich das Hinspiel in der Rückrunde darstellt. Wenn Sie nun angemessen verwirrt sind, bleibt nur noch eins zu sagen: Beide brauchen die Punkte superdringend. Und elf Spieler auf dem Feld.
Der SV Lurup hat durch seine Überraschungssiege gegen Vicky (3:2) und Meiendorf (2:1) die Tür zum Klassenerhalt genau dann unerwartet weit aufgestoßen, als es die wenigsten erwartet hätten. Aber denkwürdige Partien lassen sich nun mal schlecht planen. Nun erwartet an der Flurstraße natürlich jeder einen Sieg gegen Uetersen. Enttäuscht Lurup aber auch nun konsequent die Erwartungen, müsste es eigentlich eine glatte Niederlage geben. Was bei der Auswärtsbilanz der Gäste (nur ein Punkt aus elf Spielen, somit einziges Team ohne Auswärtserfolg) nicht gerade zu erwarten ist.
Schiedsrichter: Neitzel (Norderstedt)
In der Landesliga Hansa legen wir Ihnen folgende Partien ans Herz
Hamm United FC (3) vs. Einigkeit Wilhelmsburg (14) *** – Freitag, 19:30 Uhr (Hinspiel: 3:1)
Ein sehr schweres Spiel steht den „Geächteten“ aus dem Hammer Park bevor. Auf Grund der Geschehnisse um Kevin Hansen (siehe auch Pressemitteilung) wird es wohl nicht einfach werden, sich rein aufs Sportliche zu konzentrieren. Was allerdings Voraussetzung ist, um sich mit einem Erfolg die letzte kleine Aufstiegschance zu erhalten. Gegner Einigkeit Wilhelmsburg muss den gleichen Anspruch an sich stellen – um nach dem guten Start seines neuen Trainers Frank Heine (4:0 gegen den TSV Neuland) weiter Punkte für den Klassenerhalt zu hamstern.
Das Spitzenspiel der Landesliga Hansa bietet eine riesige Chance für die Bramfelder. Ein Sieg gegen Billstedt (und einer im noch auszutragenden Nachholspiel) und die Jungs von Michael Noffz wären Spitzenreiter. Da St. Pauli II in der Regionalliga Nord schwächelt und der zweite Platz nicht sicher zum Aufstieg reichen wird, eine umso begehrenswertere Platzierung. Diese will natürlich auch Billstedt erreichen. Die Mannschaft fing sich nach dem knappen Pokalaus in einem Riesenspiel gegen Altona 93 und dem 2:2 gegen den FC Voran Ohe am Ostermontag wieder und punktete daraufhin wieder zweimal dreifach. Das Hinspiel war ein wahrer Augenschmaus. Spielerisch besonders in der ersten Halbzeit großes Kino, sehr spannend, Bramfeld verschoss zwei Elfmeter, kassierte einen Platzverweis – es war wirklich alles drin. Am Ende siegte Billstedt mit 3:1. Gibt es nun die Revanche für den BSV oder gelingt den Gästen die Vorentscheidung im Titelkampf?
Sportzentrum Bönningstedt, Ellerbeker Str. 29, 25474 Bönningstedt
Trotz aller Rückschläge: Über die Saison gesehen ist Rugenbergen immer noch ein ernsthafter Aufstiegskandidat! Zu verkraften ist allerdings das bittere Pokalaus gegen HR im Elfmeterschießen. Gegner VfL 93 schlägt sich mit seinem „Kreisklassenteam“ in der Landesliga bisher besser als erwartet. Die Klatschen bleiben aus, doch knappe Niederlagen werden eben auch nicht für den Klassenverbleib der Borgwegler sorgen, für die der Abstieg in die Bezirksliga immer näher kommt.
Schiedsrichter: Milinovic (SV Altengamme)
In der Regionalliga Nord empfängt der FC St. Pauli II (13.) den HSV II (5.) am Samstag, um 15:30 Uhr, zum „kleinen Derby“ am Millerntor.
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