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25.04.2010
7,32 Meter sind zu schmal für Altona von




Altona 93 – Oststeinbeker SV 1:2 (1:1)

Altona 93: Schau – Ansorge (82. Kuhnert), Sall, Clausen, Urbszat – Nadj – Harms, Bektas – Algan – Jurkschat (72. von Wensierski), Hadid (64. Smereka)
Oststeinbeker SV: Gößling – Blohm, Stendel, Schmidt, Akyil – Weiß (46. Ildir) – Günaydin, Hiob (46. Polat), Cihan, Römhild (30. Besic) – Ulusoy
Tore: 0:1 Hiob (11., Vorarbeit Ulusoy), 1:1 Sall (42., Nadj), 1:2 Cihan (54., Ildir)
Besondere Vorkommnisse: Eine Schweigeminute wurde zu Ehren des gestern verstorbenen Vaters von OSV-Verteidiger Bastian Tim Schmidt eingelegt.
Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye): Kann ein Schiedsrichter noch souveräner pfeifen? Schwer vorstellbar.
Beste Spieler: Ansorge – Gößling, Cihan, Schmidt
Zuschauer: 407

Wer mit dem AFC sympathisiert, konnte folgende Rechnung aufmachen: Würden die Heimspiele gegen Oststeinbek und Concordia (Dienstag) gewonnen, könnte der Rückstand auf Tabellenführer Victoria im Spitzenspiel am Freitag einen Punkt verkürzt werden – und die Meisterschaft wäre wieder offen. Ausgerechnet der Oddset-Pokal hätte den Altonaern in die Karten spielen können: Schließlich spielten sie mit Oststeinbek gegen einen Gegner, der personell auf dem Zahnfleisch kroch und mit einem nicht unbeträchtlichen Teil seiner Gedanken bereits beim Pokal-Halbfinale am kommenden Mittwoch war. Mehrere Gästespieler plagten sich mit kleineren Verletzungen, Ivan Sa Borges Dju war rotgesperrt, und beim Aufwärmen verletzte sich auch noch Ismail Polat. Zur zweiten Halbzeit kam Polat dann doch noch, weil Michael Weiß, Oststeinbeks Schlüsselspieler, der schon angeschlagen in die Partie ging, nicht weiter machen konnte, und neben dem früh ausgewechslelten Felix Römhild auch Torschütze Patrick Hiob mit seinen Kräften am Ende war. Keine Frage, der OSV war ein Gegner auf dem Silbertablett. Zwar hatte der AFC selbst größere Personalsorgen – ohne Jan Savelsberg, Alexej Bugrov und Andreas Kappler –, doch die Motivationslage der Hausherren war eine andere als beim Gegner: Die Altonaer wollten Punkte für die Liga sammeln; die Oststeinbeker wollten vor allem eines – am Mittwoch fit sein. Dann, am Mittwoch, um die Rechnung zu beschließen, hätte der OSV dem SC Victoria alles abverlangen sollen, damit dieser, zwei Tage später, also nach kurzer Erholungsphase, geschwächt ins Spitzenspiel ginge.

So weit die graue Theorie. Der Fußball erwies sich aber einmal mehr als Praxissport: Oststeinbek machte, vor allem in Person Frederic Gößlings, dem AFC einen dicken Strich durch die schöne Rechnung. Gößling hielt in einem chancenreichen Spiel, was zu halten war und zeigte teilweise sensationelle Paraden in Eins-gegen-eins-Situationen, wie gegen Mario Jurkschat (19.); er hielt harte Distanzschüsse, wie von Onur Bektas (20.), ebenso wie solche aus kurzer Distanz, wie den aus sechs Metern von Berkan Algan (36.). Diese Szenen stehen exemplarisch für die großartige Leistung des Keepers, der mit einer Adduktorenzerrung ins Spiel ging und zu Beginn der zweiten Halbzeit angeschlagen den Platz verlassen hätte – wenn das Wechselkontigent nicht schon erschöpft gewesen wäre. "Die anderen haben sich auch durchgeboxt, da konnte ich nicht nachstehen", sprach´s Gößling – und hielt durch. Auch Thomas Seeliger lobte die hervorragende Torwartleistung, haderte aber mit seinen Stürmern: "Auch beim besten Torwart der Welt bleibt das Tor 7,32 Meter breit. Wir haben einfach nicht die Qualtität, mit unseren Chancen so zu verfahren, wie es sich gehört", schimpfte Altonas Trainer mit seinen Stürmern. Wenn auch Abdou Sall, der beide Gegentore des AFC auf seine Kappe nehmen muss (Sebastian Clausen: "Beim ersten haben wir beide ein bisschen gepennt."), heute eine äußerst unglückliche Figur machte, es zeigte sich einmal mehr, dass vor allem im Sturm der Schuh drückt. "Pierre Beckens Abgang im Winter konnten wir nicht kompensieren", stellte Seeliger treffend fest.

Nachdem Oststeinbek an der AJK gut begonnen und durch Patrick Hiobs Heber die frühe Führung erzielt hatte (11.), geriet es massiv unter Druck. Altona schnürte die "Men in black" ein und erspielte sich in der ersten Halbzeit ein Chancenübergewicht von 11:1, doch lediglich Abdou Sall traf mit einem schönen Kopfball nach der Ecke von Tibor Nadj (42.). Als nach der Pause der Druck des Gastgebers nachließ, erzielte Gökhan Cihan mit der zweiten Chance die abermalige Führung für die Gäste. Dass diese Führung bis zum Ende Bestand hatte, wäre zu verhindern gewesen, wenn Bektas, der nach einem Patzer von Polat allein auf Gößling zulief (66.)... – ach, lassen wir das. Bektas allein vor Gößling – was sollte da schon bei rumkommen? Ein Tor jedenfalls nicht. Auf der anderen Seite verpasste es der OSV bei seinen Kontergelgenheiten mehrfach, "den Sack zuzumachen", doch es reichte auch so, um den 93ern die dritte Heimniederlage in der Rückrunde zuzufügen und erstmals seit September 2009 und überhaupt erst zum zweiten Male auswärts zu gewinnen. Während Oststeinbeks ungewohntes 4-1-4-1-System Erfolg brachte und Stefan Kohfahl diesen "Basti" Schmidts verstorbenem Vater widmete, verkündete Thomas Seeliger den endgültigen Abschied von allen Altonaer Meisterschaftshoffnungen: "Mal gewinnen wir, mal verlieren wir – es fehlt einfach die Konstanz. Wir haben nicht die Qualität, ganz oben zu stehen."


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