03.05.2010 Rückblick: Als Grace Kelly noch Grace Kelly war von
Da geht sie also hoch, die Lisa Carol Fremont. Sie geht in eine fremde Wohnung und sucht nach Beweisen. Die Idee zu dieser tollkühnen Tat hatte ihr Verlobter Jeff Jefferies, der nämlich meinte, dass Lars Thorwald seine Frau in den letzten Tagen ermordet habe. Jefferies kann nicht selber gehen, aufgrund eines Gipsbeines sitzt der Fotograf in seinem Zimmer und weiß eigentlich nicht, was er mit seiner Zeit anfangen soll. Er beobachtet also seine Nachbarn, die er durch sein Fenster zum Hof sehen kann. Er bemerkt auch, dass die Frau von Thorwald bettlägerig ist und ihr Zimmer nicht verlassen kann. Eines Nachts wacht Jefferies auf und bemerkt, dass Thorwald mehrmals mit seinem Koffer seine Wohnung verlässt. Am folgenden Tag ist Thorwalds Frau verschwunden. Jefferies macht sich so seine Gedanken und ist der Auffassung, dass Thorwald seine Gattin in Stücke zerteilt hat und verschwinden hat lassen. Um dieser Spur nachzugehen, schickt er nun seine Verlobte rüber, als der angebliche Mörder nicht daheim ist. Doch als Lisa Fremont in der fremden Wohnung ist, kommt Thorwald plötzlich nach Hause.
Dies ist eine Sequenz des Films „Das Fenster zum Hof“ („Rear Window“ im Original). In den Hauptrollen zeigen 1954 James Stewart und die schöne Grace Kelly, die spätere Gracia Patricia von Monaco, ihre schauspielerischen Künste. Den Look der Kelly versuchen übrigens noch heute etliche Hollywood-Stars zu kopieren, u.a. Charlize Theron oder Scarlett Johannsson. Den angeblichen Mörder spielte Raymond Burr, dem Publikum auch durch die Rolle des Perry Mason bekannt. Wie die Szene und der Film ausgehen, sei hier nicht verraten. Die Spannung soll ja erhalten bleiben. Und da sind wir bei dem Thema: Spannung. Der Regisseur damals war übrigens Alfred Hitchcock, der als DIE Referenz zu Recht angesehen wird, wenn es um den Begriff Spannung geht. „Das Fenster zum Hof“ war einer seiner besten Filme, von denen es nicht gerade wenig gibt („Psycho“, „Vertigo“, „Die Vögel“, „Der unsichtbare Dritte“ usw.). Hitchcocks Name wird auch gerne beim Fußball in den Raum geworfen. Vor allem, wenn es um den Spannungsbogen eines Spiels oder einer ganzen Spielzeit angeht. „Als hätte Hitchcock das Drehbuch geschrieben“, hört und liest man ja des Öfteren.
Wir biegen nämlich langsam auf die Zielgerade dieser Saison ein und es wird sich zeigen, für wen es ein Happy-End geben wird und wer sich mit einem Ende mit Schrecken anfreunden muss. Dies gilt für unten, aber auch oben. Mehrmals wurde an dieser Stelle darüber referiert, dass es spannend werden könnte. Genauso oft musste eine Woche später wieder zurückgerudert werden, da Victoria dann doch seine Spiele gewann und der Rest sich seine Auszeit nahm. Und jetzt muss wieder vom Zurückrudern zurückgerudert werden. Es war so gegen 20.40 Uhr am letzten Freitag. An der Hoheluft brachen die letzen Minuten an, in Oststeinbek hatte die zweite Halbzeit gerade wieder begonnen. Bei der einen Partie stand es noch 0:0, bei der anderen führte der Gast mit 1:0. Es wird in etwa gleichzeitig gewesen sein, als an der Hoheluft Berkan Algan für Altona das siegbringende 1:0 gegen Victoria schoss und ein paar Kilometer entfernt Philip Mathies für die Buchholzer das entscheidende 2:0 auf dem Gewissen hatte. Vicky erholte sich nicht mehr von dem späten Schock, Oststeinbek kam nur noch zum späten Anschlusstreffer, mehr nicht. Somit sind wir neutralen Beobachter in der überaus glücklichen Situation, zwei punktgleiche Mannschaften an der Spitze zu beobachten. Und der Spielplan meint es ebenfalls gut mit uns. Am kommenden Sonntag reisen die Victorianer wohin? Genau, nach Buchholz.
Dass die Ehmlinge noch vorher zwei Spiele zu absolvieren haben, darf nicht verschwiegen werden. Bergedorf wartet am Dienstag und Donnerstag muss Curslack seine Visitenkarte an der Hoheluft abgeben. Unterdessen reist Buchholz zu den Concorden, weswegen sich insgesamt die Ausgangslage vor dem Spitzenspiel in der Nordheide natürlich noch verändern kann. Aber alleine die Tatsache, dass man sich über die bevorstehenden Aufgaben der Konkurrenten unterhalten kann und muss, stimmt den neugierigen Beobachter froh. Damit konnte kaum jemand noch rechnen. Und es muss gesagt werden, Victoria zehrt immer noch von den neun Auftaktsiegen am Stück. Danach holten sie zwar aus den nächsten siebzehn Begegnungen solide bis gute 30 Punkte, doch der Vorsprung ist geschmolzen. Victoria muss sich am Riemen reißen, will man dem Titel „Serienmeister“ gerecht werden.
Dass dem AFC mal wieder vor Augen geführt wurde, dieses Mal von sich selber, was alles hätte möglich sein können in dieser Saison, wurde an dieser Stelle schon des Öfteren mit dem Hinweis versehen, dass einfach die Konstanz bei den 93ern fehlt. Die Chance auf die Meisterschaft war durchaus real.
Dem USC Paloma sei zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich ein Kompliment ausgesprochen. Die „Tauben“ fliegen seit geraumer Zeit in sicherer Höhe, waren vor ein wenigen Tagen dem SC Victoria ein würdiger Gegner, haben aus elf Partien im Jahr 2010 stattliche 23 Zähler sammeln können und nahmen nun auch die Auswärtshürde Meiendorf, was auch nicht bei jedem Anlauf, pardon, Anflug gelingt. Die Palomaten gewannen durchaus verdient mit 1:0 beim MSV und zeigten abermals, dass sie einer der schwer bespielbaren Mannschaften in dieser Staffel sind. Denn Spaß hatten die Meiendorfer am Sonnabend keinesfalls. Dieses Gefühl scheint sich allerdings seit einigen Wochen beim Abonnement-Zweiten der letzten Jahre breit gemacht zu haben. Die Ergebnisse stimmen derzeit einfach nur noch selten, wodurch der MSV sein Abo wohl kündigen muss. „Platz zwei wird nunmehr schwer zu erreichen sein“, äußerte sich Lutz Göttling sorgenreich, um mit einer gewissen Hoffnung anzufügen, dass „nächste Saison auch hoffentlich wieder etwas Leben in den Kader kommen werde.“ Es soll wohl frisches Blut her!
Das Mittelfeld hat neue Bewohner aufgenommen. Laut der Anzeige wurde nach einer Mannschaft gesucht, die sich nicht mehr im Keller aufhalten wollte und bereit war, dafür innerhalb kürzester Zeit etwas zu investieren. Entsprechende Ergebnisse vorausgesetzt. Die Wedeler lasen die Anzeige in den hiesigen Gazetten und machten sich an die Arbeit. Dies muss so Mitte April gewesen sein. Der Anfang des gerade genannten Monats lief überhaupt nicht schön. Durch Niederlagen und Niederlagen kam man den Kellerkindern, mit denen man ja nicht spielen durfte, immer näher. Also setzte man sich auf den Hosenboden und holte gegen Altona ein 2:2, später folgte ein Unentschieden bei Paloma, ansonsten gab es nur Siege. Insofern leistet der neue Trainer Frank Pagenkopf gute Arbeit, denn es hätten durchaus ruhigere Umstände für einen Amtsbeginn herrschen können. Am Sonntag versohlten die Wedeler dem Mit-Aufsteiger aus Uetersen mit 4:0 den Hintern. Es war die Eintrittskarte für die schöne Mittelfeldwohnung.
In dieser Wohngemeinschaft befinden sich auch noch die Oststeinbeker und die Niendorfer. Der NTSV dümpelt weiter so vor sich hin. Auch am Sonntag war ein nicht gerade herzzerreißendes 1:1 gegen den Abstiegskandidaten aus Halstenbek zu bewundern. Dass die Niendorfer froh sind, den „Konkurrenten“ aus Schleswig-Holstein auf Distanz gehalten zu haben, lässt Schlimmes ahnen. Niendorf war lange Zeit ein Team in dieser Saison, welches durchaus Ambitionen haben durfte. Zwar keine Meisterschaft, aber unter den ersten sechs, sieben Vereinen, das durfte dann schon sein. Zumal der NTSV Spiele absolvierte, die diesen Ambitionen entsprachen. Doch im neuen Jahr macht sich langsam die Angst breit, dass man noch ganz unten hineinrutscht. Der Punktevorsprung ist noch relativ groß, wahrscheinlich zu groß. Mit Ruhm bekleckern sie sich jedoch momentan nicht am Sachsenweg.
Es scheint fast so, als wollten sich zwei aus der Mittelfeld-WG verabschieden. Schon seit Wochen randalieren sie und machten somit den Vermieter auf sich aufmerksam. Durch ein paar Niederlagen zu viel, sind die Condoraner und Barmbeker vor der Haustür gelandet. Zwar haben sie noch den Schlüssel für die Tür, doch beide scheinen ihn momentan nicht zu finden. Bange Blicke gehen schon über das Geländer, ob das Schlüsselbund nach unten in den Keller gefallen sei. Genaues weiß man noch nicht. Zumindest sind die Leistungen und Ergebnisse vom Wochenende bekannt. Condor zeigte sich zu Hause schlapp gegen Lohbrügge und verlor folgerichtig gegen den Abstiegskandidaten. BU musste sich in Norderstedt geschlagen gegeben, was insofern erwähnenswert ist, weil Norderstedt zum ersten Mal unter Andreas Prohn gewann, zum ersten Mal in diesem Jahr gewann und zum ersten Mal nach neun Spielen ohne Sieg gewann. Die Hoffmänner haben seit dem 5. April, einem 3:0 in Lohbrügge, kein erstes Mal seit irgendetwas gehabt, zumindest was das Gewinnen betrifft. Seit sechs Partien geht das nun schon so. Die letzten vier wurden allesamt verloren. Die Suche nach dem Schlüssel für die WG geht für beide weiter.
Unten im Keller, dort wo der Schlüssel liegen könnte, ist Bewegung rein gekommen. Dachte man noch vor ein paar Monden, dass aus den fünf Verdächtigen, nur ein einziger dem Erlebnis Landesliga entkommen könnte, so darf man sich dem nicht mehr so sicher sein. Sie alle punkten mal hier, mal dort, mal überraschend, mal pflichtgemäß. Der Abstand zu Condor und BU beträgt zwar noch sieben Punkte, aber Concordia hat auch zwei Spiele weniger in der Tasche als die Schlüsselsuchenden. An diesem Wochenende war es Lohbrügge vorbehalten, den einzigen Sieg einzufahren. Ansonsten kam das zwischenzeitliche Turbo-Schneckenrennen ein wenig zum Erliegen. Hatte es noch früher so ausgesehen, als würde kaum noch jemand dort unten siegen können und sich dadurch ein sehr langsames Schneckenrennen um den Klassenerhalt ergeben, so hat nun seit geraumer Zeit jeder für sich den Turbo ab und zu mal angeschaltet. HR punktete zumindest in Niendorf, der Rest verlor allerdings. Zum Teil sehr unglücklich, Bergedorf gewann durch ein Eigentor der Marienthaler gegen die Concorden und Lurup verlor erst in der Nachspielzeit wegen eines Tores eines ziemlich unbekannten Angreifers namens Christian Spill in Curslack. Zum anderen gab es für Uetersen mal richtig etwas auf die Omme, weswegen die Rote Laterne beim TSV landete. Eins kann man jedoch keinem im Keller vorwerfen. Keiner gibt sich auf, jeder scheint an seine, und sei sie noch so winzig, Chance zu glauben. Das verspricht Spannung. Als hätte Hitchcock das … Na, wir wollen es noch nicht übertreiben.
Übrigens: Alfred Hitchcock verstarb am 29. April 1980. Sein Todesdatum jährte sich demnach zum dreißigsten Mal am letzten Donnerstag. Die Niere machte einfach nicht mehr mit. Seine Asche wurde verstreut. Ruhe sanft, Alfred!
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