21.05.2010 Vorschau auf das Pokalfinale: HR fordert Vicky heraus von Mirko Schneider
Sie haben heute Abend noch nichts vor? Das trifft sich gut, denn um 19 Uhr steht das Hamburger-Pokalfinale der Amateure an. Der SV Halstenbek-Rellingen trifft auf…oh, Sie haben schon was vor? Ah ja, hmmm…da haben Sie eine weise Wahl getroffen: Sie müssen sich wirklich unbedingt das Pokalfinale SV Halstenbek-Rellingen gegen den SC Victoria an der Hoheluft (Lokstedter Steindamm 87) anschauen. Das Essen ist lecker, das Spiel wird bestimmt spannend, Sie sind nicht in einem viel zu großen Profi-Stadion „eingesperrt“ und der Rasen ist mittlerweile vom Feinsten. Nur als Anmerkung, falls Sie eine Weile nicht an der Hoheluft waren. Denn Sie, sehr geehrter noch unentschlossener Fußball-Fan, soll dieser Artikel erreichen. Wie sagte der Vorsitzende des Spielausschusses des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) Joachim Dipner noch auf der Vorab-Pressekonferenz (VPK): „Die Fans von Vicky und HR kommen sowieso. Toll wäre es aber, wenn darüber hinaus viele Zuschauer kämen.“
Das hoffen nicht nur die Verantwortlichen des HFV. Auch die Spieler, Trainer und Präsidenten der Vereine und eigentlich alle, die dem Amateurfußball gewogen sind. Warum? Nun, das Pokalfinale soll eben ein Festtag sein. Auch bei den vermeintlich „Kleinen“ – die als Lohn für den Sieg ihre Kräfte in der ersten DFB-Pokalfinalrunde dann mit einem „Großen“ messen dürfen. Sie haben es sich einfach verdient – und freuen sich garantiert über jeden, der kommt. Oder um es mit den Worten des Vicky-Innenverteidigers David Eybächer zu sagen: „Jeder Fußballer strebt danach, ein Pokalfinale vor einer großen Kulisse bestreiten zu können.“ Die Spieler haben also ihren Teil geleistet und werden auch im Spiel alles geben. Fehlen nur noch Sie. Kommen Sie ruhig früher (Einlass ist um 18 Uhr), dann können Sie um den Platz laufen und viele alte Bekannte wiedertreffen.
Im Spiel können Sie dann, wenn Sie mögen, auf eine Menge Dinge besonders achten. Zum Beispiel wird der Einmarsch auf den Platz sehr friedfertig sein. HR überlässt Vicky die Heimkabine, obwohl Sie auf dem Spielberichtsbogen als Gastgeber genannt werden. Begründung: Vicky sei schließlich an der Hoheluft zu Hause und „es ist nicht unser Ziel, vor dem Spiel irgendwelche Unruhe zu stiften“ (Präsident Hans-Jürgen Stammer). Das wäre auch merkwürdig, schließlich müssten die Akteure des krassen Außenseiters tiefenentspannt das Feld betreten. Trainer Thomas Bliemeister merkte nämlich an, sein Team sei „ja nun drei Wochen auf Sizilien gewesen und da haben wir uns vorbereitet. Wir spielten nicht viermal in der Woche und hatten keine Belastung.“ Spöttelnd wies Bliemeister so einen Fragesteller auf der VPK in die Schranken, der nach der Belastung für Vicky durch die vielen Nachholspiele gefragt hatte.
„Belastung“ ist ein weiteres gutes Stichwort, denn zwei Akteure dieses Endspiels tragen einen besonders schweren Rucksack mit sich herum – und wollen ihn in positive Energie ummünzen. HRs Sascha Richert setzte sich in einem langen Wechseltheater im Winter per Sportgerichtsbarkeit durch und wechselt nach der Saison zu Vicky. Er kann sich mit einer guten Leistung die DFB-Pokalqualifikation verbauen. So wie es Harry Jurkschat, Steffen Harms und Sebastian Clausen im vergangenen Pokalfinale taten, als sie mit dem SC Concordia Altona 93 mit 2:1 besiegten. Später wurden auch noch die Wechsel von Patrick Semereka und Berkan Algan an die Adolf-Jäger-Kampfbahn öffentlich. Fünf Bald-Altonaer hatten also den AFC mitbesiegt. Eine sportliche Top-Einstellung, die von Richert ebenso erwartet wird. Auch HRs Antonio Ude wird im Blickpunkt stehen. Vor zwei Jahren im Streit von Vicky weg, dieses Jahr ohne den richtigen Durchbruch bei HR, kann er es seinem alten Verein so richtig zeigen.
Und nachdem wir jetzt so viel über HR geredet haben: Vicky steht vor dem Double! Der Coup des Jahres 2007 könnte sich wiederholen. Ein Triple geht ja nicht, außer die Euro-League für Amateure kommt möglichst bald. In der Meisterschaft traten die Victorianer zuletzt aber ohne echten Sturm an. Stürmer Aytac Erman verkrachte sich mit Trainer Bert Ehm, entschuldigte sich erst spät – und wurde vom Mannschaftsrat ausgebremst. Keine Rückkehr für Erman also – und erst mal keine weiteren Spiele für Sezgin Akgül. Seine sechsmonatige Sperre fürs „leichte, unabsichtlichtliche Anrempeln des Linienrichters“ (Bert Ehm) blieb auch in der Berufungsverhandlung bestehen. Benjamin Brameier, Ahmet Hamurcu oder Jan Vierig – so richtig ersetzen konnte die beiden vorne bisher keiner.
So bricht mit dem Anpfiff heute Abend für Vicky die wichtigste Woche der Saison an. Ein Sieg heute und vier Punkte aus den Spielen am Dienstag gegen Norderstedt und am Freitag beim HSV-Barmbek-Uhlenhorst bedeuten das Double. Möglich ist aber auch nur einer von beiden Titeln. Oder gar nichts. Manager Ronald Lotz baute auf der VPK schon mal vor: „Wichtig sind nicht so sehr die Titel. Sie sind schön, aber wir haben uns weiterentwickelt, das ist das Entscheidende.“ Da guckte Trainer Ehm mehr als skeptisch. Wer ihn kennt, weiß: Der Altmeister will beide Titel. Unbedingt. Und sein Team auch.
So, jetzt haben Sie eine ganze Menge Argumente, um…ach ja, Sie hatten sich ja schon für den Besuch des Spiels entschieden, nicht wahr? Prima. Aber andere Leser vielleicht nicht, und diese bitten wir: Überlegen Sie es sich noch mal. Schließlich können Sie an einem Festtag mitwirken. Und durch unseren Hafo-Bericht (kommt spät in der Nacht oder morgen früh) können Sie das Spiel nach ihrem Besuch auf diese Weise noch einmal genießen.
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