Altona bog am 34. Spieltag als Dritter auf die Zielgerade ein und durfte sich nur noch geringe Titelchancen ausrechnen. "Natürlich hatten wir uns noch was erhofft, wo wir unerwartet doch noch einmal so nah herangekommen sind, aber wir waren nun mal von den anderen Ergebnissen abhängig", stellte Altonas nicht allzu betrübter Trainer Thomas Seeliger nach Spielschluss fest. Trainer, Spieler und Anhänger feierten nach einer unrunden Saison einen versöhnlichen Saisonausklang. "Wichtig war, dass wir heute unsere Hausaufgaben gemacht haben", so Seeliger. Die Aufgabe lautete: Sieg mit vier Toren, und sie wurde erfüllt. Nicht mit Bravour, aber mit großer Moral und unbedingtem Willen, welcher in der Schlussphase sinnbildlich von Abdou Sall verkörpert wurde, der sich mit seiner mächtigen Statur in die Offensivschlacht warf und an den beiden letzten Toren maßgeblich beteiligt war. Spieler des Spiels war jedoch trotz des Dreifach-Torschützen Mustafa Hadid der kleine Kasache Alexej Bugrov, der ein großes Spiel machte, schoss, passte, rannte, machte und tat.
Nun sollte aber niemand glauben, dass Lohbrügge auf der AJK das willfährige Opfer gab. Die jungen VfLer hielten lange Zeit dagegen. Nach ihrem Überraschungscoup, als Felix Bültemann nach 40 Sekunden das 0:1 erzielte, gehörte auch die zweite Großchance den Gästen, doch der fünf Meter vor dem Tor unbehelligt stehen gelassene Bültemann segelte an Arne Nüchterleins Maßflanke vorbei (10.). Die Klasse von Tibor Nadj und Bugrov drehte das Spiel, doch nach der Pause schlug Lohbrügge mit dem in der Entstehung stark abseitsverdächtigen Tor von André Feddern zurück – und verpasste nur knapp einen erneuten Führungstreffer, als Ricardo Nunes einen direkten Freistoß an die Latte setzte (53.). Trotz des schnellen 3:2 durch Hadid, war zunächst nicht abzusehen, dass Altona in der letzten Viertelstunde doch noch den Vier-Tore-Vorsprung herstellen sollte. "Zum Schluss war es gnadenlos", so VfL-Trainer Sven Schneppel. "Natürlich war Altona besser und hat seine individuelle Klasse gezeigt, aber sie waren nicht so deutlich besser." Schneppel hatte auch Riskiobereitschaft bewiesen, als er beim Stand von 2:3 Ibrahim Kilic für Juri Braun einwechselte. "Man geht halt in jedes Spiel, um zu gewinnen."
Letztlich sollte es für Lohbrügge eben nicht reichen in der Oberliga, der Aufwärtstrend im letzten Saisondrittel war vergebens. "Wir hätten 2009 etwas konstanter spielen müssen", so Schneppel, der aber mit dem jungen Kern seiner Mannschaft schon wieder ein Ziel vor Augen hat: "Mir hat es in der Oberliga Spaß gemacht und wir wollen so schnell wie möglich wieder zurück." Ein Zurück wird es dagegen für Altonas Fanliebling Berkan Algan unter Trainer Seeliger nicht mehr geben. Der suspendierte Algan fieberte am Seitenrand mit seinen Mannschaftskollegen und wurde von ihnen herzlich begrüßt, doch Algans öffentliche Kritik auf hafo.de an seiner Auswechslung gegen Niendorf zerstörte das durch unterschiedliche Auffassungen angespannte Innenverhältnis zwischen Seeliger und Algan endgültig : "Ich schätze Berkan als Menschen, er hat sich auch entschuldigt, aber die Entscheidung ist gefallen. Er kann mich intern kritisieren, aber den Weg über die Öffentlichkeit zu wählen, bringt mir zuviel Unruhe rein."
Trotz des versöhnlichen Ausklangs mischte sich also auch Wehmut in die Nachbetrachtung der Sasion, nicht nur wegen Algan, sondern auch wegen der vielen unnötig liegen gelassenen Punkte gegen die "Kleinen" der Liga. "Für mich war es aber keine verkorkste Saison, man kann nicht immer davon ausgehen, alles zu gewinnen", resümierte Seeliger.
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