01.08.2010 Derby-Siege sind schön: Curslack filetiert die Elstern von Andreas Killat
FC Bergedorf 85 – SV Curslack-Neuengamme 1:4 (0:2)
FC Bergedorf 85: Braun – Pettersson, Rohrberg, Oduro-Oponi, Goldgraebe – Sobczyk – Landau, Iscan, Gürel (46. Carolus) – de la Cuesta – Örün SV Curslack-Neuengamme: Böse – Flick, Blättermann, Figge, Sander – Zöpfgen – Möller, Papke, Mahrt (82. Wulff) – Spill (80. Theetz), Reincke (88. Veselinovic) Tore: 0:1 Möller (11.), 0:2 Spill (27.), 1:2 Iscan (47.), 1:3 Reincke (55.), 1:4 Spill (77.) Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye): Zu Beginn etwas übertrieben selbstherrlich, als er Keeper Böse für eine Nichtigkeit maßregelte. Danach aber immer Herr der Lage. Beste Spieler: Iscan – Möller, Reincke, Mahrt, Spill Zuschauer: 585
SVCN-Coach Torsten Henke war gerade in die Schule gekommen, da stieg sein heutiger Verein 1973 als Vizemeister der Landesliga Hansa erstmals in die höchste Hamburger Amateurliga auf, so dass es in der Saison 1973/74 zur Punktspielpremiere gegen die „Elstern“ kam. Damals gab es in Bergedorf ein 2:2-Remis, zu Hause hingegen verloren die Blau-Weißen mit 0:1. Ingesamt sechs Jahre lang blieben beide Teams gemeinsam in der Liga und lieferten sich stets packende „Ost“-Derbys, bis sich 1979 durch den Abstieg der Deichkicker die Wege der Klubs für fast 30 Jahre trennten.
Doch obwohl die Bergedorfer bekanntlich fast immer höherklassig spielten und somit als Favorit ins Derby gingen, ist die Bilanz bis heute negativ (siehe unten, Punktspielstatistik), nach dem heutigen Match sogar ganz besonders. In einem technisch ansprechenden Spiel bewiesen die Curlsacker mal wieder gnadenlose Effizienz. Nur in der Schlussphase wurde etwas mit den Chancen geschludert, aber da war die Partie auch schon entschieden. Der heute großartig aufspielende Sven Möller hatte schon nach drei Minuten die Führung auf dem Kopf, verpasste die Flanke des emsigen Christopher Mahrt jedoch knapp. Dank gütiger Mithilfe von Keeper Tobias Braun, der die gesamte Partie völlig verunsichert wirkte, machte Möller dann aber doch noch das 1:0: Matthias Reincke hatte von halblinks einen Freistoß aufs Tor gezogen, Braun konnte den eher mit mäßiger Geschwindigkeit getretenen Ball nicht festhalten und der Neuzugang vom VfL Lohbrügge staubte aus kurzer Distanz ab (11.).
Bergedorfs Mittelfeld-Motor Gökhan Iscan leitete immer wieder gekonnt Gegenangriffe ein, bediente Fatih Gürel und dessen Flanke brauchte Jan Landau aus zwei Metern am langen Pfosten eigentlich nur noch einzunicken. Doch Landau brachte es fertig, den Ball neben den Pfosten zu setzen. Gewohnt effizienter gingen die Gäste mit ihren Chancen um, wobei das 2:0 eigentlich gar keine richtige Chance war. Doch wer – wie Ofusuhene Oduro-Opuni - Goalgetter Christian Spill ungehindert aus 25 Metern aufs Tor schießen lässt, darf sich über ein Traumtor in den Winkel nicht beklagen (27.). Spill war zunächst selbst ganz Baff über dieses Kunststück, jubelte dann aber umso ausgiebiger, so ein Tor gelingt einem wahrlich nicht alle Tage.
Was der kann, kann ich auch, mag sich Iscan gedacht haben und zog in der zweiten Halbzeit aus quasi identischer Position ab und vollendete ebenfalls mit einem Traumtor in den Winkel (47.). Für ein paar Minuten stand die Partie nun auf der Kippe, aber die heute sehr wackelige Innenverteidigung der Elstern (Triple-O und Jurek Rohrberg) war mit Möller, Reincke, Spill und Mahrt völlig überfordert (Henke: „Wir sind vorne ja auch nicht so schlecht...und in der Lage, die ein oder andere Abwehr in Schwierigkeiten zu bringen“). Möller tankte sich auf der rechten Seite prima durch, lupfte den Ball elegant an den zweiten Pfosten, wo Reincke zur Stelle war (55.). Nur noch einmal geriet der Sieg für die Henke-Elf in Gefahr, doch nach einem Gewühl im Fünfmeterraum konnte Keeper Frederic Böse im dritten Nachfassen das Spielgerät unter Kontrolle bringen (65.)
Danach spielte nur noch Curslack, zelebrierte streckenweise Zauberfußball und hätte neben dem vierten Treffer durch Spill (erneut nach toller Vorarbeit von Möller) noch weitere Tore zur Tabellenführung erzielen können. Eine Traumkombination über Möller, der den Ball überragend aus dem Mittelfeld heraus auf rechts zu Reincke passte und der wiederum butterweich in die Mitte zum mitgelaufenen Spill flankte, hätte definitiv das 5:1 (und die Tabellenspitze) verdient gehabt, doch „Spillers“ Direktabnahme parierte Braun aus kurzer Distanz.
Punktspielstatistik seit 1946 (aus Sicht des Gastgebers): 17 Spiele, 6 Siege, 3 Remis, 8 Niederlagen, 24:27 Tore
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Das ist natürlich schön, wenn man mit einem Sieg in die Saison startet, gerade auswärts in einem Derby bei Bergedorf. Wir haben uns ganz toll präsentiert und verdient gewonnen. Nach dem 1:2 haben wir kurz gewackelt, aber zum Glück schnell das 3:1 gemacht. Aber auch da war das Spiel noch nicht entschieden, Bergedorf ist vorne unheimlich stark und deswegen war es ganz wichtig, dass wir unsere Chancen genutzt haben.
Manfred Nitschke (Trainer FC Bergedorf 85): Die ersten beiden Tore für Curslack waren natürlich ein bisschen glücklich. Aber Tore bestimmen den Spielverlauf und dadurch ist Curslack auch in dieser Höhe verdienter Sieger. Leider hat Landau nach knapp 20 Minuten nicht den Ausgleich gemacht. Nach der Pause und dem schnellen 1:2-Anschlusstreffer haben wir unser Spiel nicht wesentlich besser gestalten können, als in der ersten Halbzeit. Deswegen geht das schon so in Ordnung. Nach so einer Niederlage muss man nicht alles über den Haufen werfen, aber natürlich werden wir die Fehler genau analysieren.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.